Vietnamesen und Hamsterkäufe. Die Fortsetzung.

Immer, wenn ich zu meinen Eltern fahre, lade ich meine Taschen voll. Voll mit Essen. Egal, was es ist: Obst (saisonales bekomme ich bei Muttern äußerst günstig, nämlich für umsonst), Gemüse (dito), Fertig-Gnocchi (meine Familie kennt jemanden, der in einer Knödelfabrik arbeitet und zu unserem Knödel-Dealer geworden ist) oder Kinder Pingui. Das spart mir viel Geld.

Wie die alteingesessenen Leser meines Blogs wissen, neigen Vietnamesen und hier besonders die Mütter stark zu Hamsterkäufen. Die neuen Leser lesen die Einführung hier: KLICK
Das bringt nicht nur Vorteile. Nun ist es ja so, dass viele Lebensmittel nicht unendlich haltbar sind. Obst, Gemüse und Knödelteig werden nun mal früher oder später schlecht.

Womit wir wieder bei den Hamsterkäufen wären. Milchschnitte kann man nicht im Zehnerpack in mehrfacher Ausführung kaufen, ohne dass ein paar Päckchen älter werden, als die Lebensmittelindustrie für deren Verzehrbarkeit garantieren kann.

Meine Mutter hat da eine einfache Methode: Kryonik. Also Tiefkühler. So kommt es auch, dass einige Milchschnitten mit MHD Oktober 2009 im Froster schlummern. Weil "man kann doch nix Essbares wegwerfen!" (Für diejenigen die es interessiert: Ja, man kann die Teile noch gefahrlos essen, wobei die Milchcreme beim Einfrieren nicht zu Eiscreme wird. Leider.)

Das Leben bei meinen Eltern gleicht einem ewigen Wettlauf gegen das Mindesthaltbarkeitsdatum, den wir oft genug verlieren. Inzwischen ist es so, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme, etwas innerhalb der Mindesthaltbarkeitszeit zu essen, weil es ja nicht dringend verbraucht werden muss. Gerade Süßes überdauert bei uns manchmal den Übergang von einer Dekade in die nächste.

Legendär ist die Story, die meinen älteren Bruder nachhaltig traumatisiert hat: Beim Wichteln in der Schule kam er mit Hanuta an, die seit mehreren Monaten abgelaufen waren - ohne es zu wissen. Mutter hatte sie eingepackt, weil sie ja vorrätig waren. Seit langer Zeit. Die Freude der Mitschüler war jedenfalls groß, dass die Hanuta noch nicht verschimmelt waren.

Hanuta werden nicht so leicht schlecht. Solange man sie dunkel, trocken und halbwegs kühl lagert, kann so leicht nichts passieren. Wir haben noch ein paar (!!) Packungen mit Fußballbildchen der EM 2008. Ich konnte es nicht lassen und hab eins probiert. Die Waffel war etwas altbacken, aber ansonsten essbar. Hanutas sind anscheinend äußerst resistent.

Wenn ich also demnächst wieder bei meinen Eltern Essen einpacke, werde ich wieder einiges kurz vorm Haltbarkeitsdatum finden. Das ist kein Problem, es ist ja ein MINDEST-Haltbarkeitsdatum und kein HÖCHSTENS-Haltbarkeitsdatum.

Im Folgenden also eine Liste, welche Produkte laaange nach Haltbarkeitsdatum verzehrt werden können, sofern sie ordentlich gelagert werden (von mir und meiner Familie getestet):

  • alles, was an sich trocken trocken oder vakuumverpackt ist: Reis, Mehl, Zucker, Cornflakes; Glas- und Blechkonserven
  • Süßigkeiten aller Art: Bonbons, Schokolade (es kann aber sein, dass sie so einen weißlichen Überzug bekommen - ist aber nichts gefährliches), Gummibärchen
  • Tiefgefrorenes (Dreisterne-Eisfach ist sehr sicher, Zweisterne-Eisfach geht aber auch)

Produkte, die auch noch Tage nach Ablaufdatum völlig einwandfrei sind (auch von mir getestet):
  • Joghurt, Käse, Quark, Pudding
  • Fertigprodukte wie Gnocchi, Spätzle, Knödelteig (sofern kühl gelagert)
  • Wurst, verarbeitetes Fleisch wie Fertigfrikadellen (sofern kühl gelagert)
  • Brot (nur völlig ausgetrocknet kann man es nicht mehr essen, der Kiefer würde wohl brechen)

Produkte, bei denen man den Herstellerangaben glauben sollte (teilweise von mir "getestet"):
  • Eier
  • frisches Fleisch (fragt mal meine ehemalige Chemielehrerin, wie sich eine ordentliche Lebensmittelvergiftung anfühlt - aber wer isst schon ein blutiges Rindersteak im Thailand-Urlaub...)
  • sichtbar Verdorbenes (Schimmel ist ein guter Indikator)

On a sidenote: Mir ist es noch nicht passiert, dass kühl gelagerte, verschlossene Körperpflegemittel wie Duschgels, Shampoos etc. verdorben sind.

Ich wünschte schon, meine Mutter würde das Horten lassen. Aber wie sagt man so schön: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Irgendwelche Spleens eurer Eltern unter denen ihr leidet/gelitten habt?

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8 Kommentar/e:

  1. Oh Gott, meine Mutter besteht NUR aus Spleens. Angefangen mit der Angewohnheit, einen ständig zu erinnern, man möge sich temperaturanpassend kleiden (Regelmäßig bekomm ich per SMS oder Telefon die Frage "Bist du auch immer warm angezogen?" zu hören). Bis hin zu der Marotte, immer überall Strick- oder Nähzeug liegen zu lassen, was schon zu so einigen schmerzhaften Begegnungen mit Sitzgelegenheiten geführt hat -_-

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  2. @DysfunctionalKid: Haha, das ist gut :D Zum Glück hält meine Mutter alle moderne Technik für Teufelszeug, so schreibt sie mir wenigstens keine SMS ;) (noch so ein Spleen...)
    Strick- und Nähnadeln im Sitzfleisch sind aber auch echt nicht angenehm :o

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  3. Sehr schön. :)
    Ich habe auch kein Problem mit "abgelaufenen" Nahrungsmitteln. Wenn es aussieht, wie es soll, riecht wie es soll und schmeckt wie es soll, kann man es noch essen. Bis jetzt auch nie Probleme gehabt.
    Heute grad habe ich nen Jogurt gegessen, der am 7. Juli hätte ablaufen sollen. War super. ;)
    Eier ist so ne Sache - ich tu die immer aus der Packung ins Eierfach des Kühlschranks, weswegen ich das MHD nie im Blick habe. Wenn ich das Gefühl habe, dass die schon etwas länger da stehen, nehme ich die nur wirklich gut durchgebraten - oder in einem Kuchen, der richtig bei 100nochwas Grad gebacken wurde, da kann eigentlich auch nichts mehr überleben.
    Ich habe mal irgendwo gelesen, dass das MHD unter einem worst case-Szenario errechnet wird: Schlechtestmögliche Lagerung, lange Unterbrechung der Kühlkette (die Einkäufe erstmal noch drei Stunden bei Sommerhitze transportiert) o.Ä., weil sich die Hersteller ja absichern müssen. Insofern ist das lediglich eine grobe Orientierung.

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  4. wie geil dieser post doch ist, auch der erste teil x) und informativ ist er auch noch ;)

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  5. @Jules: Mit den Eiern mach ich es auch so wie du... vor allem, nachdem ich mal Spiegeleier aus uralten Eiern gemacht habe und richtig krank geworden bin *hust*

    @sparkle: Danke :D

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  6. Wieder mal ein höchst amüsanter Post :) :) Meine Eltern habe auch einige Spleens, und ich fürchte, ich bin auch nbicht davon verschont geblieben ;)

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  7. @beautyjagd: Dankeschön :) Wir sind alle auch nur Kinder unserer Eltern, da erbt man gerne auch mal ;)

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  8. Eier in ein mit Wasser gefülltes Glas geben, schwimmt es oben- nicht öffnen oder gar essen. Schön, dass die Vietnamesen noch versuchen das Gehortete auch aufzuessen. Das MHD führt zur endloser Verschwendung von Ressursen und ich bin froh zu lesen, dass es noch Leute gibt die den Verstand benutzen statt blind dem Datum zu folgen. "man kann doch nix Essbares wegwerfen!" gutes Erbmaterial :D
    gez. Rövardotter :)

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