tag:blogger.com,1999:blog-52816680241560757632024-03-14T13:29:31.364+01:00danger! bananasBlog für asiatisches Leben in DeutschlandNaekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.comBlogger443125tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-30287262531155271102020-07-26T21:57:00.002+02:002020-07-26T22:05:28.550+02:00Erklärungen zu meinem Verbleib
<p class="MsoTitle" style="text-align: left;">
</p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjIiUBoTcmwq4nlxgIVOTaCHtzUcvElAS47UTy8fC_TfCZDmMLMJsF2kebVPYaqhuH814haSNF_9e3PFC6xVjMsd-4TxrfolQHXzkrCM9BLDwKh-xU9aPuJCrAbhQKr1ivBlERowI0wap0V/s2048/IMG_1401.JPEG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2048" data-original-width="1536" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjIiUBoTcmwq4nlxgIVOTaCHtzUcvElAS47UTy8fC_TfCZDmMLMJsF2kebVPYaqhuH814haSNF_9e3PFC6xVjMsd-4TxrfolQHXzkrCM9BLDwKh-xU9aPuJCrAbhQKr1ivBlERowI0wap0V/w300-h400/IMG_1401.JPEG" width="300" /></a></div><h3 style="text-align: left;"><br /></h3><h3 style="text-align: left;">Was ich in den letzten zwei Jahren gemacht habe </h3><br /><div>Wow, wieder hier. Sehr ungewohnt. Ich fühle mich etwas rostig, aber wir probieren es. Nach Zeiten, in denen ich halbwegs regelmäßig auf Danger! Bananas geschrieben habe, rutschte ich in einen Hiatus hinein. Was zunächst als kurze Pause fürs Privatleben gedacht war, wurden, nun, eine etwas längere Pause. Zwei Jahre. Wow. Willkommen zurück. Weil keiner mehr eine nennenswerte Aufmerksamkeitsspanne hat, kommt jetzt ein Listen-Artikel.</div><div><br /></div><div><br /></div>
<img alt="" height="1" hidden="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/5b95868586384232a8edf16d32b45821" style="display: none !important;" width="1" />
<h2 style="text-align: left;">1. Endlich Nichtsingle. </h2>
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<br />Wichtigste Neuerung: Ich bin seit inzwischen drei Jahren glücklich vergeben. Als ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte, habe ich mich ein weiteres Mal auf Tinder angemeldet. Es sollte das letzte Mal sein. Eigentlich machte ich das nur, weil meine Arbeitskolleginnen schon vergeben waren und irgendjemand anderes für lustige Dating-Storys sorgen musste. Da seht ihr mal, ich bin so committed für gute Storys, dass ich in diesen Sumpf Tinder hinabgestiegen bin. Das Profil, bei dem ich hängen blieb, hatte nur zwei Bilder (deutliches Kennzeichen für geringe Lust an Selbstdarstellung) und im Text stand, dass keine Frau einen Tauchschein oder ähnliches mitbringen muss. Gottseidank. Eine Couchpotato wie ich. Und so ging es los. <br /><br />Mein Lebenspartner – nennen wir ihn Jef – hat einen ganz gewichtigen Vorteil gegenüber anderen Freunden: Er hat Philosophie studiert (Schwerpunkt Adorno und Frankfurter Schule) und zeitweise beim NS-Dokuzentrum in München gearbeitet – er kennt sich also schon von Berufs wegen mit Ausschlussmechanismen, Rassismus und Antisemitismus, Systemen sowie Machtverhältnissen aus. Bei ihm muss ich mich nicht erklären, wenn ich wütend oder genervt von rassistischer Behandlung bin. Er ist genauso wütend darüber und nimmt meine Gefühle ernst. Letzteres sollte natürlich Grundvoraussetzung für LebenspartnerInnen sein, aber Jef kennt auch den theoretischen Hintergrund. <br /><br /><div>Wie man sich vorstellen kann, sind die Wochenenden mit spießigen klassischen Paarunternehmungen gefüllt und ich könnte darüber nicht glücklicher sein. <br /></div><div><br /></div>
<h2 style="text-align: left;">2. Keine Zeit fürs Schreiben </h2>
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<br />Man nennt die Zeit zwischen 30 und 50 Jahren die Rushhour des Lebens – zu Recht. Ich bin zwar noch an der Ausfahrt zur Autobahn, aber mit dem Berufsleben wird die Zeit unweigerlich knapper. Und dabei habe ich noch nicht mal Kinder. Als Studierende hatte ich noch Zeit für Twitter-Tiraden. Wer erinnert sich nicht gerne daran, wie ich abends besoffen auf Twitter randaliert habe? Good times. Don’t do drugs, stay in school. <br /><br /><div>Die traurige Wahrheit als erwachsener Mensch ist: Du hast Zeit für ein Hobby, pick one. Das war bei mir das Swing-Tanzen. Musik machen? Weg. Zeichnen? Weg. Backen? Nur zu Geburtstagen. Wer drei- oder gar viermal die Woche tanzen geht, ist weder körperlich noch mental in der Lage, Blogs in der Freizeit zu schreiben. Und schon so hatte ich kaum noch Gelegenheit zu kochen oder gar zu schlafen. Ihr seht, es kamen einige Dinge unter die Räder. Von Nagelkunst wage ich gar nicht zu sprechen. Meine Nagelhaut feiert fröhliche Urständ. Eine Farbe und Glitzer draufgeklatscht muss heutzutage reichen. Ja, ich bin genauso enttäuscht wie ihr.</div><div><br /></div>
<h2 style="text-align: left;">3. Leer geschrieben </h2>
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Ich arbeite als Contentmaschine in einer kleinen Agentur mit ca. 15 MitarbeiterInnen. Bonuspunkt: wir haben aktuell vier MitarbeiterInnen mit Migrationshintergrund. Weiterer Bonuspunkt: Davon sind zwei meine Geschwister. Jedenfalls heißt das: Ich schreibe den lieben langen Tag. Storyboards für Unternehmensfilme (ich habe z.B. eine Science-Fiction-Serie über Cybersecurity geschrieben), Konzepte für Anzeigenkampagnen, Social Media-Posts, Blog-Artikel und Interviews. <br /><br /><div>Am Ende des Arbeitstages bin ich einfach leer geschrieben. Mein Gehirn ist dann nur noch amorphe Masse, zu keinem kreativen Gedanken mehr fähig. Die Aussicht, sich nochmal an den Schreibtisch zu setzen und einen Text rauszuhauen, ist wenig verlockend.</div><div><br /></div>
<h2 style="text-align: left;">4. Immer derselbe Rassismus </h2>
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Mein Level an erlebtem Rassismus bleibt seit Jahren konstant. An 98% aller Tage passiert nichts außer dem rassistischen Systemrauschen, an 2% der Tage passiert etwas außergewöhnlich Rassistisches. Aber es ist immer dasselbe: Leute, die blöde Fragen stellen zum Beispiel. Auch in Corona-Zeiten hatte ich keine unangenehmen Erfahrungen - wie auch, wenn ich nicht rausgehe? Wie unterhaltsam oder sinnvoll das ist, im Prinzip jedes Mal dasselbe Fass zu öffnen, weiß ich nicht. Ich glaube, meine LeserInnenschaft weiß gut genug, wie Rassismus aussieht. <br /><br /><div>Niemand braucht dieses same old, same old. Zudem empfinde ich mich als extrem privilegiert, mich in einem eher linken, eher anti-rassistischen Umfeld zu bewegen. Da gibt es nicht so viel zu berichten. Kollege <a href="https://twitter.com/Eishle" target="_blank">@Eishle </a>von der trollbar.de weiß Ähnliches zu berichten, seitdem er aus Leipzig nach Mannheim umgesiedelt ist.</div><div><br /></div>
<h2 style="text-align: left;">5. Der Drops ist gelutscht </h2>
<div style="height: 0px; padding-bottom: 100%; position: relative; width: 100%;"><iframe allowfullscreen="" class="giphy-embed" frameborder="0" height="100%" src="https://giphy.com/embed/sKjiRdGGlmk5q" style="position: absolute;" width="100%"></iframe></div><p><a href="https://giphy.com/gifs/gudetama-sKjiRdGGlmk5q">via GIPHY</a></p>
Wer sich jahrelang mit seiner eigenen Identität auseinandersetzen, ist irgendwann damit fertig. Zumindest war es bei mir so. Mir gingen die Themen aus oder ich wollte mich nicht darüber äußern. Die Hassverbrechen von Hanau und Halle an der Saale, unaufgeklärte Polizeigewalt. Das sind Ereignisse, die die meisten Menschen betroffen machen. Da muss ich nicht auch noch darüber schreiben und sagen, dass ich das scheiße finde. Das überrascht hoffentlich niemanden. <br /><br />In meinem Leben bin ich außerdem inzwischen so privilegiert, dass es mir blöd vorkommt, über den Struggle zu schreiben. Ich habe einen guten Job, der mir Spaß macht, einen großartigen Lebenspartner, eine Familie, die zu mir steht und FreundInnen, mit denen ich auf einer Wellenlänge bin. Global und historisch betrachtet gehöre ich zu den reichsten und gesündesten 1% der Menschheit. Allein schon wer Ersparnisse hat, ist so viel reicher als ein großer Teil der Menschheit. Wer bin ich, wenn ich daherkomme und so tue, als ob ich die unterdrückteste Person auf der Welt bin? <br /><br /><div>Nein, stattdessen habe ich meine Privilegien von Ruhe und (finanzieller) Sicherheit genossen. Und es ist gut so. Rassismus ist für mich gefühlt eine Hintergrundstrahlung; manchmal treten deutlich wahrnehmbare Störgeräusche auf. Ich werde in Zukunft nur noch darüber schreiben, wenn das für die LeserInnenschaft betrifft.</div><div><br /></div>
<h2 style="text-align: left;">6. Ich bin mehr als eine Betroffene </h2>
<div style="height: 0px; padding-bottom: 56%; position: relative; width: 100%;"><iframe allowfullscreen="" class="giphy-embed" frameborder="0" height="100%" src="https://giphy.com/embed/z8gtBVdZVrH20" style="position: absolute;" width="100%"></iframe></div><p><a href="https://giphy.com/gifs/finally-atlast-itsover-z8gtBVdZVrH20">via GIPHY</a></p>
Hier kommen wir der Sache näher. Wenn man einen Blog zur asiatisch-deutschen Identität unterhält, fängt man an, sich selbst nur noch durch diese Brille zu sehen. Plötzlich war ich auch für mich nur noch „die Asiatin“ oder die „Deutsch-Vietnamesin“, Vertreterin einer Community, die dringend Sichtbarkeit braucht. Ich empfand mich irgendwann nur noch als von Rassismus Betroffene. Das ist ein Teil der Wahrheit. Aber das sollte nicht die einzige Brille sein, durch die ich mich sehe. <br /><br />Denn das ist das Blöde: Wer sich selbst als Nagel fühlt, sieht um sich herum nur noch Hammer. Aber ohne ein Gefühl der Selbstwirksamkeit geht jeder Mensch kaputt. Ich fühlte mich zermürbt, auch von der Pflicht, meine Stimme erheben zu müssen. Und nicht alle Mehrheitsmenschen um mich herum sind FeindInnen.<br /><br /><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/EFOd1jyrIRE" width="320" youtube-src-id="EFOd1jyrIRE"></iframe></div><br /> <br /><br />Rassismuserfahrungen sind Realität. Die Pein ist echt.<a href="https://twitter.com/LiyaYuBerlin" target="_blank"> Liya Yu</a> hat das in ihrem Vortrag am Asian German Festival sehr gut erklärt. AsiatInnen mögen selten(er) offene rassistische körperliche Gewalt erleben, aber Ignoranz, Stereotype und schädigende Mikroaggressionen gibt es. AsiatInnen werden entmenschlicht. Aber ich bin nicht diese Erfahrung. Ich habe diese Erfahrung. <br />Und jetzt? <br /><br />Keine Ahnung. Ich werde mich öfter an die Wurzeln dieses Blogs erinnern: Es ist ein Blog über ein asiatisch-deutsches Leben. Meins. <br /><p class="MsoTitle" style="text-align: left;"><!--[if gte mso 9]><xml>
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<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgooZaB2f-n34mA42ONQBCcl6-uYw5q4pnbv99aVAuvMrlVUsFNoEX7Wzz0PI0d0i5DVZAx3ddZ6zBdrW4b8UUXSUKwbWi16uTljQnBRs8BVMG890foY8yFHBB4ZYcLX_FHjT9B6joJeFsB/s1600/stormtrooper-1343772_1280.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="661" data-original-width="1280" height="329" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgooZaB2f-n34mA42ONQBCcl6-uYw5q4pnbv99aVAuvMrlVUsFNoEX7Wzz0PI0d0i5DVZAx3ddZ6zBdrW4b8UUXSUKwbWi16uTljQnBRs8BVMG890foY8yFHBB4ZYcLX_FHjT9B6joJeFsB/s640/stormtrooper-1343772_1280.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Asiatinenn und Asiaten - gesichtslos und alle gleich wie Stormtrooper?<br />
Bild via pixabay</td></tr>
</tbody></table>
<i></i>
<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/45d7ce09576440f1a97af84c8fca716b" height="1" width="1" />
<br />
<a name='more'></a>"Ihr seht ja alle gleich aus!"<br />
<br />
Welcher asiatische Mensch hat das seinem/ihrem Leben nicht schon gehört, halb im Scherz, halb im Ernst. Klar, wie soll das auch gehen, ungefähr 2 Milliarden Asiatinnen und Asiaten auseinanderzuhalten? Mancher denkt, wir wären wie Bananen: Genormt und gleichförmig gelb. Wir haben ja ohnehin alle schwarze Haare und braune Mandelaugen, nicht wahr?! <br />
<br />
Erst einmal: Viele AsiatInnen haben graue Haare. Ich zum Beispiel, weil ich auch nicht jünger werde. Und es gibt <a href="https://www.dangerbananas.de/2011/03/dinge-die-ihr-schon-immer-uber-asiaten.html" target="_blank">blonde AsiatInnen.</a> Und viele RussInnen sind, zumindest geographisch gesehen, AsiatInnen. Und da gibt es viele mit blauen Augen.<br />
<br />
Aber klar, es geht hier um ost- und südostasiatische Menschen. Die angeblich alle gleich aussehen. Wenn ich meine Familie ansehe, bestätigt sich das nicht. Nicht einmal die Hautfarbe ist dieselbe: Die einen sind richtig dunkel, während andere regelrecht durchsichtig sind.<br />
<br />
Natürlich kann ich das leicht behaupten, ich bin schließlich mit diesen Gesichtern aufgewachsen. Für außenstehende Nicht-AsiatInnen mögen unsere Gesichter ungewohnt sein. "Asiatische Gesichter sieht man ja nicht so oft", heißt es da. Und das ist der springende Punkt: die Sehgewohnheit.<br />
<br />
<h3>
Der Cross-Race-Effekt</h3>
Man mag es nicht glauben, aber für diesen Effekt gibt es eine einigermaßen wissenschaftliche Erklärung: Der <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Cross-Race-Effect" target="_blank">Cross-Race-Effekt</a>, auch bekannt als Cross-Race Bias oder Other-Race Bias. Der Begriff wird sowohl in der Sozialpsychologie als auch in der Verhaltensbiologie verwendet.<br />
<br />
Schlicht gesagt, erkennt man Gesichter aus der eigenen ethnischen Gruppe oder Kultur besser als fremde Gesichter. Wer nur europäische Gesichter gewöhnt ist, tut sich schwer, asiatische Gesichter zu unterscheiden. Man ist nur auf die Gesichtszüge fokussiert, die die Ethnie auszeichnen - nicht individuelle Merkmale.<br />
<br />
Diese ethnische Gesichtsblindheit erklärt die Sozialpsychologie mit dem Prinzip der In-Group: Individuelle Merkmale erkennen und Gefühle lesen können sind demnach nur wirklich wichtig bei der eigenen sozialen Gruppe - die häufig auf derselben Herkunft beruht. Und der Vorteil, fremde Gesichter lesen zu können, ist mitunter gering, da sie zur "Out-Group" gehören, weshalb man darauf wenig Energie verschwendet.<br />
<br />
Das kann in unserer heutigen globalisierten Welt extrem peinlich werden: Da kommt Herr Meier, ein mittelständischer Manager aus Leinfelden-Echterdingen, nach Guangzhou, um mit dem wichtigen Herrn Wang zu sprechen, nur um dann leider zuerst dessen Sekretär, Herrn Zhang, die Hand zu schütteln. Da platzt so mancher Deal.<br />
<br />
<h3>
Was hilft: Übung</h3>
Diese ethnische Gesichtsblindheit ist kein Schicksal, sondern lässt sich überwinden: Indem man mehr mit AsiatInnen zu tun hat - oder mit schwarzen Menschen, denn die werden genauso häufig und gern in einen Topf geworfen. Das Gehirn ist flexibel und lernt, nicht nur auf ethnische Marker anzuspringen, sondern auf individuelle. Plötzlich eröffnet sich einem eine neue Weltsicht voller breiter und spitzer Nasen, runde und eckige Kiefer, Augenlider mit Doppel- oder Monolid, Bärte, hohe und niedrige Stirne, schmale und volle Lippen. Und dann ist es gar nicht mehr so schwierig.<br />
<br />
<h3>
Es geht auch andersherum</h3>
Und ganz ehrlich: Weiße Menschen haben die Individualität nicht für sich gepachtet. Beweis:<br />
<blockquote class="twitter-tweet" data-lang="en-gb">
<div dir="ltr" lang="en">
White people: "all Asians look the same" <a href="https://t.co/snFM35E1Wy">pic.twitter.com/snFM35E1Wy</a></div>
— Ovais Sheikh (@OvaisBowss) <a href="https://twitter.com/OvaisBowss/status/750374933172281344?ref_src=twsrc%5Etfw">5 July 2016</a></blockquote>
<script async="" charset="utf-8" src="https://platform.twitter.com/widgets.js"></script>
Und weils so schön war, noch eins:<br />
<blockquote class="twitter-tweet" data-lang="en-gb">
<div dir="ltr" lang="en">
The next time someone says white people don't all look the same direct them to this tweet <a href="https://t.co/zdEE5xBI4a">pic.twitter.com/zdEE5xBI4a</a></div>
— laurel 💮 (@lmhydrick) <a href="https://twitter.com/lmhydrick/status/761992477624664069?ref_src=twsrc%5Etfw">6 August 2016</a></blockquote>
<script async="" charset="utf-8" src="https://platform.twitter.com/widgets.js"></script>
<br />
<br />
Wer sich also fit machen möchte, gucke sich koreanische
Drama-Serien an oder lerne asiatische Menschen kennen. Plötzlich sehen wir
alle buchstäblich ganz anders aus. Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-90527226101509843492018-03-18T17:34:00.004+01:002018-03-18T17:34:50.593+01:00Warum weiter über Rassismus schreiben?<i>Seit 2010 betreibe ich diesen Blog, schrieb über mein Selbstverständnis als Deutsch-Asiatin, als Vietnamesin, als Frau, als Mensch. Ich schrieb mal humorvoll, mal wütend, über Rassismus und Diskriminierung, Klischees und schlechte Witze. Nach acht Jahren fühle ich mich eigentlich austherapiert. Warum ich mich dennoch entschieden habe, weiterzumachen.</i><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjabiKhyphenhyphenhRpP5qzlamqjtaxaASq-BTOwI5YAZm98V5itqc1eEmiTwCChvV-TyoaNoGfJo6lFxisZ10TSyvW2tTgSbSKbeh3kzsqpH0RtPuHDfdKhuJB7NEkVkTqg2ASf2kMp9c-HRCC4WJE/s1600/Banane_flickr.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="667" data-original-width="1000" height="425" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjabiKhyphenhyphenhRpP5qzlamqjtaxaASq-BTOwI5YAZm98V5itqc1eEmiTwCChvV-TyoaNoGfJo6lFxisZ10TSyvW2tTgSbSKbeh3kzsqpH0RtPuHDfdKhuJB7NEkVkTqg2ASf2kMp9c-HRCC4WJE/s640/Banane_flickr.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Banane darf nicht sterben - via flickr, CC <br />
<div class="attribution-info">
<a class="owner-name truncate" data-rapid_p="59" data-track="attributionNameClick" href="https://www.flickr.com/photos/vialbost/" title="Geh zum Fotostream von Frédérique Voisin-Demery">Frédérique Voisin-Demery</a>
<br />
<div class="view follow-view clear-float photo-attribution" id="yui_3_16_0_1_1521390110830_11094">
<span class="relationship">
</span></div>
</div>
</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<i></i><br />
<a name='more'></a>Es heißt, der Satz "Mögest du in interessanten Zeiten leben" weniger ein freundlicher Wunsch als eine passiv-aggressive Verfluchung ist. Irgendjemand muss uns letztens also verwunschen haben, denn wir leben aktuell in Zeiten, die scheinbar immer interessanter werden. <br />
<br />
Was im großen Rahmen auf globaler Ebene passiert, muss nicht im Mikrokosmos des eigenen Lebens gültig sein. Seit mehreren Jahren habe ich einen stabilen Job, lebe wieder in einer stabilen Beziehung (mehr dazu wann anders) und lebe in einer sehr offenen, akzeptierenden Filterblase. Alles gut also.<br />
<br />
Rassismus und Identitätssuche beschäftigen mich nicht mehr mit der Dringlichkeit, wie sie es mit Mitte oder Anfang zwanzig taten. Natürlich sind sie nicht geschwunden, aber weder quälen sie mich, noch provozieren sie mich jedes Mal bis aufs Blut. Nein, es ist für mich bequem geworden. Aber die Banane darf nicht sterben.<br />
<br />
Vielleicht hängt es mit dem Alter zusammen, aber ich fühle mich durchaus verantwortlich für diejenigen da draußen, die noch nach sich suchen. Denen die Verortung zwischen deutsch +X noch schwerfällt oder die einfach Beispiele brauchen, wie man mit sich selbst und denen da draußen klar kommen kann. Und den anderen, die einfach "nur deutsch" sind (gibt es noch, wird aber weniger) einen anderen Blick geben.<br />
<br />
<h2>
Die Banane darf nicht sterben </h2>
Auch wenn es mir persönlich gut geht - die Sache mit Diskriminierung und Rassismus hat sich noch lange nicht erledigt. Da dürfen der Herr Seehofer schwadronieren, wie der Islam nicht zu Deutschland gehört und die AfD sitzt im Bundestag und stört irgendwie nur.<br />
<br />
Warum also weiter darüber schreiben? Ist denn nicht schon alles gesagt? Nein, ist es nicht. Für irgendjemanden sind die Dinge, über die ich berichte, immer noch Neuland. Ich bin eine geborene Klugscheißerin, ich liebe es, Leuten die Welt zu erklären. Also mache ich weiter einen auf Erklärbärin. Und hab sogar Spaß dabei.<br />
<br />
Ich verspreche, wieder witziger zu sein und auch für Google relevanter. Deshalb starte ich mit einer Rubrik, die die wichtigsten Fragen zum Thema AsiatInnen beantwortet. Ab nächster Woche hier auf dem Blog.<br />
<br />
Stay tuned. <br />
<h3>
</h3>
Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-87214591074480491072017-10-09T21:41:00.002+02:002017-10-09T21:41:32.006+02:00Zurück, weniger gereizt.<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjhqg7JGs7kE1mYO4EKTL_h5HTrNxPdiDI_Hkr1WuXbOjGn9jNeS2eCDFhKoZuuEDBSmoDR4_r1DY6BGpJCjvNLTGUmwCYzq_xU-_sBUNTV2Y29gvQgBNO4NLMWQ_c-J3fGVw91UMQqCDa0/s1600/IMG_20170623_151528Z-EFFECTS.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjhqg7JGs7kE1mYO4EKTL_h5HTrNxPdiDI_Hkr1WuXbOjGn9jNeS2eCDFhKoZuuEDBSmoDR4_r1DY6BGpJCjvNLTGUmwCYzq_xU-_sBUNTV2Y29gvQgBNO4NLMWQ_c-J3fGVw91UMQqCDa0/s640/IMG_20170623_151528Z-EFFECTS.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Nicht im Bild: der Pool mit dreckigem Wasser.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Keine Sorge, ich bin nicht gestorben oder dergleichen. Ich bin vielleicht ob der Entwicklungen hin zu mehr faschistischer Denke in der Politik vor Fremdscham und Entsetzen fast vergangen, aber nicht gestorben.<br />
<br />
Viel gibt es wohl zu sagen über die aktuellen Verhältnisse. Noch wirken sie sich nicht unmittelbar auf mein Leben aus. Es mag aber nur eine Frage der Zeit sein. Bis dahin hoffe ich das Beste.<br />
<br />
Dass ich so wenig schrieb, hatte einen banalen Grund: gesundheitliche Probleme. Menschen mit Neurodermitis oder ausgeprägten Allergien und Hautproblemen beneide ich nicht. Fast den gesamten Sommer litt ich unter Juckreiz, den ich nur als quälend bezeichnen kann. Ich reagiere schnell auf Reizungen der Haut mit Ausschlägen, ein warmer Swimming-Pool auf Mallorca ist ein Pool (haha) von Keimen, der den Ausschlag gab (haha). Ab da kämpfte ich mit meiner Haut und meine Haut mit mir. Merke: Wenn auf dem Wasser die Sonnencreme schon gelbe Schlieren zieht, steige man tunlichst nicht da rein.<br />
<br />
Juckreiz ist fürchterlich. Es ist wie ein Wassertropfen, der einem stetig auf den Kopf tropft. Je länger das so geht, desto mehr fühlt es sich wie ein Hammerschlag an. Nicht umsonst heißt es Juckreiz. Er machte mich gereizt. Selten fluchte ich so viel, war selten so schnell auf die Palme zu bringen. Ich probierte alles: Kalte Duschen, heiße, Cremes und Lotionen aus der Drogerie und der Apotheke, Kokosöl und Aloe Vera. Nichts brachte länger als einige Stunden Linderung vom Juckreiz. Bisweilen verschwand ich in der Mittagspause auf der Toilette, um mich einzucremen. Ich wachte nachts auf und musste nachcremen, die juckenden Stellen mit Kühlpacks aus dem Gefrierschrank behandeln.<br />
<br />
Es hat Wochen gebraucht, bis ich das in den Griff bekommen habe - und Hautärzte haben nichts, ich wiederhole, NICHTS!, dazu beigetragen. Das Einzige, was diesen Quacksalbern einfiel, waren Krätzmilben als Ursache des Juckens. Wenn ich denn überhaupt einen Termin bei einem Arzt bekam. Nur die Untalentiertesten innerhalb der Humanmedizin werden DermatologInnen. Wer mir das Gegenteil beweisen kann, möge sich bitte per Mail oder Kommentar bei mir melden.<br />
<br />
Man wird ja immer davor gewarnt, Krankheitsbilder zu googlen, aber ich bin Befürworterin des evidenzbasierten Testens an der eigenen Person mithilfe von Dr. Google. Trockenheit ist die Wurzel meines Übels. Trockenheit kann eine Art Gänsehaut und Pickel auslösen. Helfen tut bei mir Mineralöl. Ausgerechnet. Stinknormale Bebe Zartcreme aus der Drogerie. Ich fühle mich, als wäre ich auf die Naturkosmetik-Ideologie reingefallen. Mineralöl ist nicht per se für die Haut schlecht, sondern ein guter Hautbefeuchter, der hypoallergener ist als alles, was von Pflanzen stammt, aber es ist nicht sehr umweltfreundlich. Das nenne ich eine unpopuläre Meinung in aufgeklärten Internet-Kreisen, aber ich stehe dazu. Sorry, aber derzeit ist mir meine Haut näher (wortwörtlich).<br />
<br />
Jetzt geht es hier weiter. Vermutlich in unregelmäßigen Abständen. Ich taste mich wieder heran.Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-1853162177229010712017-06-06T23:37:00.002+02:002017-06-06T23:37:45.641+02:00Der Isländer-Effekt oder Das unrühmliche Ende meiner Dating-Aktivität<i>Der vorerst letzte Teil meiner Island-Reise. Der Trip hatte nicht nur einen immensen Erholungseffekt, sondern brachte mir eine wichtige Epiphanie. </i><br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhc_hNZe8PbbDk2MEJbXp1nPOp5tK0j_MtqozoUEqBul0EpdhfMl3aStrTiiBxPU5J4xDTAFGg5RO4M_MtsgWGbu7SgFHJET_98PiY0Zkm1TfGCzjV6oWxvmab44amuqYxrPpep9TyD2-1Q/s1600/IMG_20170507_112837Z.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1200" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhc_hNZe8PbbDk2MEJbXp1nPOp5tK0j_MtqozoUEqBul0EpdhfMl3aStrTiiBxPU5J4xDTAFGg5RO4M_MtsgWGbu7SgFHJET_98PiY0Zkm1TfGCzjV6oWxvmab44amuqYxrPpep9TyD2-1Q/s640/IMG_20170507_112837Z.jpg" width="480" /></a></div>
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Es gibt von Robert Downey Jr. diese großartige Geschichte von seinem Erlebnis mit Burger King (ich müsste mal einen Essay schreiben über die transformative Kraft von Fastfood-Ketten).<br />
Darin erzählt RDJ, wie er am Tiefpunkt seiner Karriere und seiner Drogensucht einen Burger King aufsuchte. Der Burger war so ekelhaft, dass er die Entscheidungen in seinem bisherigen Leben überdachte und da und auf der Stelle beschloss, <a href="http://www.nydailynews.com/entertainment/gossip/burger-king-helped-beat-addiction-robert-downey-jr-article-1.294756" rel="nofollow" target="_blank">seine Drogen ins Meer zu werfen und sich selbst zu sanieren</a>. Der Rest der Geschichte ist bekannt, er wurde kurz darauf zum Iron Man und ist mit dafür verantwortlich, dass wir jedes Jahr Dutzende Superheldenfilme <strike>ertragen müssen</strike> sehen dürfen.<br />
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Was dem Downey Jr. seine Burger-King-Erweckung, das ist bei mir der Isländer-Effekt. Das trug sich folgendermaßen zu:<br />
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Wir waren irgendwo zwischen Reykjavik und Snaefellsnes in einem dieser unglaublich schicken, letztendlich aber völlig nichtssagenden Design-Hotels. Am Frühstückstisch unterhielt sich unsere Reisegruppe über Tinder. Die beiden Herren hatten neugierdehalber mal geguckt, was für Frauen auf der App unterwegs waren. Sie äußerten sich durchaus angetan.<br />
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<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/04f8cc37607d432fb205bde686aad0d6" height="1" width="1" /><br />
Ich hatte die App schon seit Monaten nicht mehr auf dem Handy. Aber neugierig wurde ich schon: Wie das wohl mit den Hetero-Männern auf Island auf Tinder war? Neugierde tötete die Katze, sagt man, aber Katzen haben auch neun Leben. Ich hatte schon allerhand seltsame Dates erlebt, ein weiteres machte den Kohl auch nicht mehr fett. Also lud ich Tinder mithilfe des unendlich langsamen Hotel-WLANs herunter. Ich blätterte durch die Profile.<br />
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Viele Menschen betreiben das zum Spaß und aus Langeweile. Selbst wenn man gar nicht an Dating, Sex oder gar Beziehungen interessiert ist: Es befriedigt die menschliche Schaulust. Man kann sich mit anderen Menschen beschäftigen ohne all das Gedöns.<br />
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Eins kann man über die Männer auf Tinder auf Island sagen: Sie sind alle kräftig gebaut (mal mehr, mal weniger rund) und fast allesamt bärtig. Wir sprechen hier nicht vom gewöhnlichen mitteleuropäischen Vollbart. Eher das Modell Rauschebart bis runter zur Brust. Und das auf völlig unironische Weise. Die ganz hippen kombinieren das mit einem Man-Bun, der Großteil trägt das Haar aber kurz.<br />
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Vielleicht liegt es am Wikinger-Erbe, vielleicht ist es dem starken Wind auf der Insel geschuldet (ein Bart bietet doch Wärme, wenn es gar zu sehr windet), Fakt ist: zwei Drittel der Männer sind bärtig. Ich weiß, ich klinge fürchterlich oberflächlich und lookistisch, aber bärtige Männer sind prinzipiell nicht meins.<br />
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Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, so auch ich: Einer der Isländer sah mein Profil und gab mir ein Superlike. Natürlich war er bärtig, kam aber ansonsten auf seinen Bildern nett rüber. Ich sah großzügig über seinen Bart hinweg, der Text entschädigte dafür (Herzen von Texterinnen gewinnt man mit gutem Text, wer hätts gedacht). Er beschrieb sich als "shy", seine Superkraft mit "social awkwardness". Ich ließ Schwesterherz über das Profil schauen. Sie fand ihn OK. Was hatte ich zu verlieren, außer vielleicht meiner Würde? Ich likete zurück. Wir schrieben ein wenig hin und her. Er war nett und witzig.<br />
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Unsereins entscheidet ja oftmals nach dem "schau mer mal, dann seh mer scho"-Prinzip. Ganz ohne Kalkül, Taktik oder gar Strategie. Meistens landet man mit dieser Methode in einer Sackgasse, aber sei's drum: Die besten Geschichten erlebt man, wenn eben nichts nach Plan verläuft. Wir vereinbarten die Hallgrimskirkja als Treffpunkt, die Kirche, die über Reykjavik thront. Während ich auf mein Date wartete, begegnete ich einer Katze, die sich willig von mir streicheln ließ. Gott, ich liebe Katzen. Seelenverwandte Tiere.<br />
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Dann kam er schon um die Ecke gebogen: Mittelgroß, mittelschwer, sehr bärtig, der Bart war noch ein paar Zentimeter länger als auf dem Foto. Gemächlich ging er auf mich zu.<br />
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Kennt ihr das? Ihr seht jemanden zum ersten Mal und wisst bis in die tiefste Phase eures Körpers und eurer Existenz, ihr schwört beim Leben von Schwesterherz und allen Menschen, die euch jemals etwas bedeutet haben:<br />
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Das wird nix. Niemals.<br />
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Dennoch: Ich winkte und lächelte.<br />
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Er erwiderte es nicht.<br />
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Ich schob es auf die nordische Mentalität. Nordlichter, zumal skandinavische Männer, können extrem in sich gekehrt und unexpressiv sein.<br />
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Zumindest gab er mir eine Umarmung, wenn auch eine ungelenke. Wir gingen in ein nahe gelegenes Café, das er kannte. Bei Cola (er) und heißer Schokolade (ich) versuchten wir uns an einer Unterhaltung. Es blieb beim Versuch - selten hatte ich Smalltalk, der so zäh war. Die Worte blieben mir in den Zähnen hängen wie isländische Lakritze, schwer und klebrig und pechschwarz. Merke: Wenn ein Isländer sich als schüchtern bezeichnet, ist das Level 9000 der Schüchternheit. Ein schüchterner Amerikaner wird dich den ganzen Abend zutexten. Wir sprachen über Filme (er kennt Star Wars nicht so gut), Island (Tourismus ist an sich OK, aber ein bisschen viel ist es schon), Reisen (er war bisher nur in Kanada) und das Wetter (5-10 Grad ist für ihn perfektes Wetter). <br />
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Danach gingen wir durch Reykjavik spazieren. Aber nur kurz, denn die Innenstadt ist so groß wie die Fußgängerzone von Erlangen. <br />
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Wir verabschiedeten uns nach zwei Stunden, die mir vorkamen wie der endlose nordische Winter ohne Sonne. Ich schrieb meinen Mitreisenden eine SMS und ließ mich abholen.<br />
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Dieses Date war unspektakulär und auf eine alltägliche Art und Weise katastrophal. Da versuchte ich krampfhaft, eine menschliche Verbindung zu anderen einzugehen, und endete auf einer fremden Insel vor einem fremden Mann, mit dem mich nichts, rein gar nichts verband. Wie blöd ich mir vorkam.<br />
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Ich begann, die Entscheidungen in meinem (Liebes-)Leben zu überdenken. Ich beschloss hier und auf der Stelle, es mit Tinder und anderen technischen Hilfsmitteln bleiben zu lassen. Romantizismus und die Große Liebe, waren an und für sich auch nur Ideen, Ideologien. Sie waren wahr, wenn ich an sie glaubte. Was, wenn ich damit aufhörte? Seit Jahren versuchte ich auf Teufel komm raus, eine romantische Beziehung zu finden, große Gefühle und all der Kram. Eben das ganz große Ding. Warum eigentlich? Es war einfach nur FOMO - the fear of missing out. Ich hatte Angst, etwas zu verpassen. Sie erzählten mir auch alle, wie gut und groß und schön das alles war. Etwas, das alle anderen super fanden, damit glücklich waren. Und ich vergaß dabei, wie beleidigend es mir gegenüber war, keine Zeit mit mir selbst verbringen zu wollen. Sondern mich vermeintlich vervollständigen zu wollen. <strike>Ich warf mein Smartphone ins Meer.</strike> Ich löschte die App.<br />
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Das ist das antiklimaktische Ende meines Datings. Vielleicht, wenn mir langweilig werden sollte, werde ich es wieder versuchen. Aber ganz ehrlich: Ich glaube nicht mehr daran. Ihr Leute da draußen, die ihr mit jemandem zusammen sein wollt und es sogar könnt: Ich gratuliere euch, von ganzem Herzen, und hoffe, dass ihr zufrieden seid. Be good, be better than me. Auch wenn es sarkastisch klingt.<br />
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Ich für meinen Teil ziehe mich auf das zurück, auf das ich mich verstehe: Single sein. (Und vielleicht die eine oder andere Casual-Geschichte, aber psst.)<br />
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Und ein Gutes hatte es: Ich habe mal wieder eine Katze gestreichelt!Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-52223553749945665582017-05-22T23:39:00.002+02:002017-05-22T23:39:18.135+02:00Die Blaue Lagune.<i>Ein Highlight, wenn auch ein teures, war der Besuch der sogenannten Blauen Lagune. Das Thermalbad bietet Entspannung (oder Kreislaufbeschwerden) bei fast 40 Grad warmem schwefelhaltigem Wasser. Und man trifft so allerhand interessante Menschen.</i><br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBAcpAgxByZq0mIR3Ewbgbd6bfBld28-_o06w6IiAvThLMs73vQGdhm10ocIQE0kWlOcQhxdTkc9HIjXTuJMEg3INy8lwcsGLMI_zWEjy065l1JQH6pAX089LB9IYXIIs2GvARvrbyo0zo/s1600/IMG_20170506_222542Z.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBAcpAgxByZq0mIR3Ewbgbd6bfBld28-_o06w6IiAvThLMs73vQGdhm10ocIQE0kWlOcQhxdTkc9HIjXTuJMEg3INy8lwcsGLMI_zWEjy065l1JQH6pAX089LB9IYXIIs2GvARvrbyo0zo/s640/IMG_20170506_222542Z.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Blaue Lagune nach Ladenschluss.</td></tr>
</tbody></table>
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Hier kann mans aushalten. In schön warmem Wasser, bei sommerlichen Temperaturen. Gut, wir sprechen von Island, da sind 17 Grad Hochsommer. Schwesterherz und ich haben uns in einen der kleineren Nebenbecken gesetzt und lassen uns dort die Haut aufweichen. Es stinkt sanft nach faulen Eiern. Heilsames Schwefelwasser und so.<br />
<br />
Wir treiben so vor uns hin, träge von der Wärme, die uns umgibt. Doch wie das so ist, wird unsere Stille abrupt unterbrochen.<br />
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<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/df89f5e5a54c41f986de2f1c43fd3a36" height="1" width="1" /><br />
"Hey, where are you from?"<br />
<br />
Zwei junge Kerle, sichtlich betrunken, quatschen uns an. Der eine mit rotblondem Vollbart und Glatze, der andere mit schulterlangen Haaren und einer beeindruckenden Monobraue. Sie halten beide eine Bierdose in der Hand, die mit Sicherheit nicht ihre erste an diesem Abend war. Der Rest ist im milchigweißen Wasser verborgen.<br />
<br />
Leute, ich will ehrlich sein, aber mit meinem fortschreitenden Alter und dem veränderten Kennenlernverhalten wird es immer seltener, dass ich angesprochen werde. Solange es auf einem zivilisierten Level bleibt, sage ich zu mir: Enjoy it while it lasts. <br />
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Es geht so hin und her, die üblichen Fragen zu Herkunft, was wir hier machen, etc. Schwesterherz und ich sind höflich, aber nicht wirklich interessiert an Unterhaltung. Wir sind hier um zu entspannen, verdammt.<br />
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"So - are you a couple?"<br />
<br />
Die Frage kommt für mich etwas überraschend, aber gut. Wir verneinen.<br />
<br />
"No, we're sisters."<br />
<br />
Sie seien nämlich, so berichtet uns Stefan, mit 22 Lenzen der Jüngere der beiden, ein bisexuelles Paar. Ihnen gehöre eine Queer-Bar in der Stadt und wir könnten gerne vorbeikommen auf ein Bier. Aufs Haus. Sie machen noch ein bisschen Smalltalk, dann verabschieden sie sich und ziehen weiter. Schwesterherz und ich planschen wieder allein vor uns hin.<br />
<br />
Die Unterhaltung war nett, wie das mit betrunkenen Menschen so läuft, wenn man selbst stocknüchtern ist. Sie kommen einem immer ein bisschen zu nah, aber sie waren noch freundlich-betrunken, nicht aggressiv-betrunken. In skandinavischen Ländern vermehren sich die Leute ohnehin nur mit Alkohol als gesellschaftlichem Schmiermittel. Ansonsten spräche niemand mit jemand anderem. Zwar glaube ich nicht, dass wir noch auf ein Bier in eine Bar gehen, weil Schwesterherz Alkohol hasst. Aber wie schön, dass man doch ganz selbstverständlich und locker über Queerness sprechen kann. Und wie schön, dass sich die beiden gefunden haben.<br />
<br />
"Weißt du, warum sie gesagt haben, dass sie bisexuell sind?"<br />
<br />
Schwesterherz unterbricht meinen optimistischen herzerwärmenden Gedankengang über den Fortschritt im kollektiven Denken, was alternative Lebensarten anbelangt.<br />
<br />
"Naja... Information?" sage ich.<br />
<br />
Schwesterherz sieht mich verständnislos an. <br />
<br />
"Die wollten einen Vierer! Mit uns!!"<br />
<br />
Sie macht eine Handbewegung, als ob sie hart facepalmen wollte. <br />
<br />
"Oh." <br />
<br />
"Ja! Sonst hätten sie einfach gesagt, sie wären schwul!!"<br />
<br />
Was hat zwei Daumen und ist die naive Unschuld vom Lande?<br />
<br />
This b*tch.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhn5JGW0ifkn_oiG6RnOs30MVP9PqCKQ09yESmC9utsrIFHSZSTrn-u7FVSDO3GRoq5AyluaHZ48opi12aS5ZPumWlm-_LxhyphenhyphenDFO1oYHLzLyWU7Ltv2l8TDa7OcqTy3F3uZziqVuAiKE7TA/s1600/IMG_20170501_112059Z.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhn5JGW0ifkn_oiG6RnOs30MVP9PqCKQ09yESmC9utsrIFHSZSTrn-u7FVSDO3GRoq5AyluaHZ48opi12aS5ZPumWlm-_LxhyphenhyphenDFO1oYHLzLyWU7Ltv2l8TDa7OcqTy3F3uZziqVuAiKE7TA/s640/IMG_20170501_112059Z.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">You know nothing. </td></tr>
</tbody></table>
<br />
"Aber hey, ein 22-jähriger würde mit mir ins Bett gehen. Success!" sage ich.<br />
<br />
Mein Schwesterherz sieht mich an, als ob sie mich erwürgen wollte.<br />
<br />
Und zu denken, dass ich im Netz am leichtesten über meine Dating-Artikel zu finden bin...Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-58006626136513885062017-05-21T20:08:00.001+02:002017-05-21T20:48:02.120+02:00Das Domino's am Ende der Welt - Geschichten von Fast Food<i>Ich liebe es, <a href="http://www.dangerbananas.de/2014/03/mcdonalds-kindheit-laim.html" target="_blank">Fastfood-Restaurants </a>zu besuchen. Nicht unbedingt des Essens wegen, sondern weil man dort der Durchschnittsbevölkerung am nächsten kommt. Unzensiert, ungeschönt, fettig, mit Jogginghosen und zerzausten Haaren erhält man einen kleinen Einblick in die Normalwelt eines Orts, wie er abseits der Touristenströme existiert. So auch diesmal: Island. Selfoss. Mai 2017.</i><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjP8MIGCnoVVEi7LYRnxJDTL0fxGef9XWnAQe8k5gFeub26kLeZXZ5MBIBJ3IuM6DLbZ7hDGFbHngXCFJu4phlTdd9KJdTyFu1t0w7-rxHKENMshP56oEIgcbIXd9RXJLYzl55YxyACnUcz/s1600/dominos.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="348" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjP8MIGCnoVVEi7LYRnxJDTL0fxGef9XWnAQe8k5gFeub26kLeZXZ5MBIBJ3IuM6DLbZ7hDGFbHngXCFJu4phlTdd9KJdTyFu1t0w7-rxHKENMshP56oEIgcbIXd9RXJLYzl55YxyACnUcz/s640/dominos.JPG" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">shamelessly copied from Google Streetview. Domino's, Selfoss.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Eins kann ich sagen: Wir waren verdammt hungrig. Was seltsam war, weil wir den ganzen Tag nur sitzend im Auto verbracht hatten und unsere Runde über die Ringstraße auf Island drehten. Aber auch überwältigende Landschaften können müde und hungrig machen.<br />
<br />
<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/5f32a75bf8ad43f3a2f56984678c770a" height="1" width="1" /><br />
Es ist Freitagabend, wir sind in Selfoss gelandet und suchen ein Restaurant, ein Lokal, irgendwas, wo wir essen können. Die Suche gestaltet sich wie anno dazumal mit Maria und Josef: Sie fanden keine Herberge. Alle annehmbaren Restaurants sind rappelvoll und die Supermärkte geschlossen. Merke: Wenn du am Ende der Welt einen Supermarkt aufsuchen willst, komm vor sieben. Der Spruch mit den hochgeklappten Gehsteigen ist in einem 2000-Seelen-Ort wahrer, als dir lieb ist.<br />
<br />
Wir fahren ziellos durch den Ort, nur geleitet vom Knurren unserer Mägen. Wir sind an einem Industriegebiet angelangt, das am Ende der Stadt liegt. Dann sage ich etwas, was ich sonst nie sagen würde: "Gehen wir zu Domino's." - "Solange es nicht Subway ist" tönt mir entgegen.<br />
<br />
In meinem Leben habe ich zwei Wahrheiten gelernt:<br />
<br />
1. Pizza geht immer. Selbst wenn sie nur OK ist, ist sie immer noch ziemlich gut.<br />
2. Du gehst nicht zu Domino's, du endest dort.<br />
<br />
Der Domino's in Selfoss ist an der Hauptstraße am Ende des Ortes angesiedelt. Daneben befindet sich direkt ein Subway, links wird er von einer Eisdiele flankiert. Wir betraten den Laden, der aus einem kleinen Verkaufsraum, einer großen Theke und ein paar Sitzgelegenheiten bestand. Alles war in klinischem Weiß mit roten Akzenten gehalten und wirkte leicht abwischbar, aber wenig einladend.<br />
<br />
Man muss sich das wie eine Saloon-Szene aus einem Western vorstellen: Wir, die Fremden, in verstaubten und verdreckten Outdoor-Klamotten, betreten den Raum. Eine fast feindliche Stimmung der anwesenden Gäste ist wahrnehmbar, sie mustern uns von oben bis unten. Wir scheinen keine Gefahr darzustellen, also widmen sie sich wieder ihrem Essen.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhsCnK_FFycZjNhBztxNeD3u3XgRUGqQYJ6Gufox53CW5ezL-n0dd-x3vAKI9TmkheCOlL25Nyx9Vga7viGZGeEIVKItshf5Axf1M48S5jvIFtpCaViukymYQhn95HuSUzZFE6Gjcjlp1w_/s1600/7026925299_bb5b9eb6f5_k.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="424" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhsCnK_FFycZjNhBztxNeD3u3XgRUGqQYJ6Gufox53CW5ezL-n0dd-x3vAKI9TmkheCOlL25Nyx9Vga7viGZGeEIVKItshf5Axf1M48S5jvIFtpCaViukymYQhn95HuSUzZFE6Gjcjlp1w_/s640/7026925299_bb5b9eb6f5_k.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Y u take so long?? - via <a href="https://www.flickr.com/photos/ilovechin/" target="_blank">flickr</a></td></tr>
</tbody></table>
<br />
Als wir noch am Eingang stehen, kommt uns ein junger Kerl im Krokodilskostüm entgegen. Er hält sich Papiertücher ans blutige Gesicht. Sein Outfit ist schmutzig und blutverschmiert. Ein Domino's-Mitarbeiter leitet ihn hinaus, stützt ihn am Arm. Das Krokodil ist unsicher auf den Beinen. Drei weitere Krokodile stehen im Raum. Sie scheinen von ihrem Kumpanen kaum Notiz zu nehmen, ordern Pizzen und setzen sich an einen der freien Tische.<br />
<br />
Wir studieren die Karte, die dankbarerweise auch auf Englisch existiert. Island ist nicht immer das märchenhafte Land der Feen, Elfen und Trolle. An vielen Orten fühlt es sich an wie ein Außenposten der USA. Nach einigem Hin und Her haben wir unsere Bestellung zusammen: Die beiden Jungs nehmen das 2-für-1-Angebot, Schwesterherz und ich teilen und eine große vegetarische Pizza. Wir geben unsere Bestellung auf, hinterlassen unsere Namen wie man das bei Starbucks auch tut, zahlen und warten.<br />
<br />
Es ist still im Laden. Manchmal knirschen die Scharniere der Schwingtüren, wenn ein Pizzabote den Raum verlässt, schwer beladen mit Pizzen in Schutzhülle. Immer wieder kommen IsländerInnen rein, holen ihre Bestellung ab. Der Ofen brummt. Die Krokodile spielen mit ihren Smartphones, feixen miteinander. Der Abend ist mild, über zehn Grad. Ein richtig warmer Frühlingstag für isländische Verhältnisse.<br />
<br />
Ich gehe schnell auf die Toilette am Ende des Gästeraums. Als ich die Tür öffne, muss ich kurz innehalten. Atme scharf ein und aus. Empfindlicheren Menschen böte sich dort ein Bild des Schreckens: Überall Blutspritzer, die Lichtschalter verschmiert mit blutigen Fingerabdrücken, Blutflecken am Boden notdürftig mit Papierhandtüchern bedeckt.<br />
<br />
Nun bin ich, was Blut anbelangt, nicht zimperlich. Als gesunde Cis-Frau* in gebärfähigem Alter verliere ich mindestens die dreifache Menge jeden Monat. Vielleicht hat die Domino's-Atmosphäre inzwischen auch mich emotional gelähmt. Ich nehme wortlos ein paar Handtücher und wische notdürftig alles ab, was mit meiner Haut in Berührung kommen könnte. <br />
<br />
Als ich fertig bin, ist es die Pizza noch lange nicht. Unsere männlichen Reisebegleiter haben ihre Bestellung schon erhalten. Auch die Krokodile sind mit dem Essen fertig. Eine Gruppe Amerikanerinnen betritt den Laden, sie sehen genervt aus, bevor sie überhaupt bestellt haben. Ihre Laune wird nicht besser: Vermutlich haben sie den Appetit verloren, als sie aufs Klo gegangen sind. Die Frau, die am dominantesten aussieht, geht an den Schalter und erklärt die Klo-Situation, all das Blut. Sie ist sichtlich angeekelt und entsetzt. Der Kassierer hört sich die Geschichte an - und arbeitet wortlos weiter.<br />
<br />
Erst jetzt fällt mir auf: Niemand hinter der Theke redet, jede/r arbeitet schweigend vor sich hin. Kein freundliches Wort fällt, kein böses. Die Angestellten erinnern eher an SklavInnen auf einer Galeere denn an Service-MitarbeiterInnen. <br />
<br />
"Kannst du nicht mal nachfragen, wo unsere Pizza bleibt?"<br />
<br />
Schwesterherz unterbricht meinen Gedankengang von der weltweit prekären Situation der Geiseln in der Systemgastronomie. Sie klingt ungeduldig, zu Recht: Inzwischen warten wir schon 40 Minuten, die Jungs sind mit ihren Pizzen längst fertig. Ich seufze. Ich hasse es, meine Bedürfnisse durchzusetzen.<br />
<br />
Vorsichtig schleiche ich zum Schalter und frage nach, wo unsere Bestellung bleibt. Der Kassierer dreht sich schweigend um und geht nach hinten. Lässt mich einfach stehen. Es gibt miesen Service und es gibt die Komplett-Vernachlässigung. Diesen Abend gibt es Letzteres. Nach einer Weile kommt er wieder. "Die KollegInnen haben die Pizza vergessen. Kommt gleich."<br />
<br />
Sein Blick ist leer. Er sieht mich nicht an, er sieht durch mich hindurch. Er ist viel zu jung, um innerlich so tot zu sein. Die inhaltslosen Augen scheinen mich in einen Abgrund zu ziehen, in einen eisblauen Graben. Gletscherkalt ist es dort. Ich bekomme Angst, wende mich schnell ab. Ich setze mich zurück zu den anderen. Warte.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi49td1B4rXnB50Qa9Lobu2KOZYNPidk8NSXlcN82uFqecqiZcCYmpCAsh7a8RHAOClyJNlnN_zWUDxrsY_sOT0D_3gH9CMt73uRMRzcBLsj2K2iZzvU9ip_-u5WL1mcRcTJCUZGlekzlhi/s1600/IMG_20170504_113705Z.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi49td1B4rXnB50Qa9Lobu2KOZYNPidk8NSXlcN82uFqecqiZcCYmpCAsh7a8RHAOClyJNlnN_zWUDxrsY_sOT0D_3gH9CMt73uRMRzcBLsj2K2iZzvU9ip_-u5WL1mcRcTJCUZGlekzlhi/s640/IMG_20170504_113705Z.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">You're as cold as ice. photo by me.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
"Han."<br />
<br />
Das ist der Name, den ich angebe, wenn ich es Leuten besonders einfach machen will. (Und weil es an Han Solo erinnert, wie cool ist das denn? Aber menschliche Regungen sind an einem Ort wie Domino's fehl am Platze.) Der Ruf wirkt wie ein Befehl. Ich stehe ruckartig auf, gehe zur Theke. Der junge Kassierer drückt mir das Geld für die Pizza in die Hand. Meine Augen müssen so groß wie Medium-Pizzen sein. Was mache ich jetzt mit dem Geld? <br />
<br />
"Sorry about that."<br />
<br />
Seine Stimme klingt roboterhaft. Inzwischen glaube ich, dass ich von einem ausgefeilten Automaten bedient werde. Der teigige (haha) Hautton erinnert an Silikon, die strohblonden Haare unter seiner Baseball-Kappe an eine schlechte Perücke. Kriegen wir jetzt noch etwas zu essen? Hat sich die Sache mit der Re-Transaktion erledigt? Ich möchte ihn schütteln, ihn aus seiner zombie-artigen Existenz erlösen. Stattdessen nicke ich nur, stecke das Geld ein. Warte.<br />
<br />
Nach weiteren zehn Minuten halte ich die Pizza in den Händen. Wir verlassen das Domino's wie in Trance, plötzlich sitzen wir wieder im Auto, Schwesterherz und ich hinten, der fettige Pizzakarton zwischen uns. Wie sind wir hierhin gekommen? Wir essen wortlos unser Abendessen.<br />
<br />
"Wir haben jetzt drei Pizzen zum Preis von einer bekommen."<br />
<br />
Mein Bruder bricht das Schweigen, sichtlich amüsiert.<br />
<br />
Ich kaue und grinse ein bisschen dabei.<br />
<br />
"Achja, richtig. Haha. Ha."<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<span style="font-size: x-small;">*Edit: gemeint ist das biologische Geschlecht.</span>Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-80608605505771005972017-03-31T19:48:00.005+02:002017-03-31T19:48:36.069+02:00Hört auf, Japan nach Rassismus zu fragen!Gestern (30. März) kam der Film <i>Ghost in the Shell heraus</i>. Ich ging mit geringsten Erwartungen in den Film und selbst diese wurden noch unterboten. Ich saß im Film wie dereinst Shia La Boeuf. Eine vollständige Rezension von mir findet ihr <a href="http://missy-magazine.de/blog/2017/03/30/eine-huelle-von-film/" rel="nofollow" target="_blank">in der Online-Ausgabe des Missy Magazine</a>. Der Film ist nicht nur aus filmischer Sicht mies (empfehlenswert ist der absolut kunstvolle <a href="http://www.zeit.de/kultur/film/2017-03/ghost-in-the-shell-scarlett-johansson-film-kritik" rel="nofollow" target="_blank">Verriss auf Zeit Online</a> - ein lyrischer Traum von einem feuilletonistischen Rant), sondern er ist auch unglaublich rassistisch.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPQ3YA4Q2CGGUAiWM6YvMrvyzvm4JkjJF0pwuzQ7Fe5YYU6Ez5p-QyNDlV6Pq2LufIAr5pwv8fFfLRYWsbjk1pUGsMxbJEzDPxowa-_RyL2DAp6mGNcZdwRiL6OHE33XBAYfnusdCW7R4x/s1600/shialabeouf_frustrated.gif" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="265" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjPQ3YA4Q2CGGUAiWM6YvMrvyzvm4JkjJF0pwuzQ7Fe5YYU6Ez5p-QyNDlV6Pq2LufIAr5pwv8fFfLRYWsbjk1pUGsMxbJEzDPxowa-_RyL2DAp6mGNcZdwRiL6OHE33XBAYfnusdCW7R4x/s400/shialabeouf_frustrated.gif" width="400" /></a></div>
<br />
<i><a href="http://www.dangerbananas.de/2017/03/hort-auf-japan-nach-rassismus-zu-fragen.html" target="_blank">weiter</a></i><br />
<a name='more'></a>Der Film wurde schon letztes Jahr scharf kritisiert, als die Besetzung für die Hauptrolle bekannt wurde. Proteste von Asian Americans und AktivistInnen hat man ignoriert oder heruntergespielt. Schließlich habe man die japanischen Macher extra befragt und <a href="http://www.spiegel.de/kultur/kino/ghost-in-the-shell-mit-scarlett-johansson-huelle-huelle-huelle-a-1140570.html" rel="nofollow" target="_blank">diese hätten sich für das Casting von Scarlett Johansson ausgesprochen</a>. <br />
<br />
Der Youtuber "That Japanese Man Yuta" hat bereits vor knapp einem Jahr Leute in Japan auf der Straße befragt, was sie von der Besetzung denken. Die meisten äußerten sich positiv und fanden es völlig in Ordnung, die Ähnlichkeit sei ja da und ScarJo ein großer Star.<br />
<br />
<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/e15d2decff874132a8110005d76ac588" height="1" width="1" />
<br />
<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/2DhoBuU1Dtc" width="560"></iframe><br />
<br />
<br />
Die JapanerInnen finden das OK. Dann ist das ja völlig in Ordnung. Japan hat seinen Segen gegeben, unser Film kann also nicht rassistisch sein.<br />
<br />
Was. Für. Ein. Bullshit. Ich erkläre euch auch, warum.<br />
<br />
Wir haben es mit einer Gesellschaft zu tun, die ethnisch extrem homogen ist. JapanerInnen stellen die überdeutliche Mehrheit in ihrem Land dar (offensichtlich). Auch wenn sie, wie wir alle, in einem globalen System von Rassismus eingebettet sind, die das Weißsein zum erstrebenswerten Modus operandi erhebt, erleben sie sich in ihrem Alltag anders: Sie haben die Privilegien in ihrem Land, sind der Default. Wenn also eine weiße Amerikanerin in einem einzigen Film eine Motoko Kusanagi spielt, ist das für sie ein weißer Tropfen in einem gelben Meer (man verzeihe mir den Ausdruck, ich darf das). Also werden die wortwörtlichen "Menschen auf der Straße" die Besetzung in <i>Ghost in the Shell</i> völlig anders bewerten.<br />
<br />
Dennoch werden genau diese Aussagen dazu missbraucht, die Erfahrungen von Randgruppen wie Asian Americans oder Asiatisch-Deutschen zu minimieren und zu diskreditieren, nach dem Motto: "Wir haben doch gefragt, die haben gesagt, dass wir dürfen!" Jaaa, weil ihr Meinungsselektion betreibt. Ihr seid ein Paradebeispiel für Confirmation Bias: Ihr pickt euch nur die Meinungen heraus, die euer rassistisches Weltbild bestätigen. Diejenigen, die am stärksten von euren Kulturerzeugnissen betroffen sind, ignoriert ihr. Stattdessen stellt ihr sie/uns als empfindlich und überdramatisch dar oder bezichtigt uns der Lüge. In der Psychologie nennt man das "<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Gaslighting" target="_blank">Gaslighting</a>". <br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg6bIqG39-6A1BG7SKXdjyBu5vQo7CqygxCJ8ybYFt2X5K9E0qieTNDztq0SxNCsvnSQ2yJvzNyaiYV2cHJWKdPrpjrLwFdCRBgKXdezNZ7kDW9aCvyevnorfOXAq3AsyIg43N7VxPiulLh/s1600/SSM11296.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg6bIqG39-6A1BG7SKXdjyBu5vQo7CqygxCJ8ybYFt2X5K9E0qieTNDztq0SxNCsvnSQ2yJvzNyaiYV2cHJWKdPrpjrLwFdCRBgKXdezNZ7kDW9aCvyevnorfOXAq3AsyIg43N7VxPiulLh/s640/SSM11296.JPG" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Kyoto im Winter. Mein Bild.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Hört auf, JapanerInnen nach Rassismus im Westen zu fragen! JapanerInnen juckt es nicht, ob ScarJo der Major ist oder nicht. Die leben als eine Mehrheit in ihrem Land. Die Asian Americans hingegen sind direkt von dem medialen Rassismus betroffen: Wieder eine Rolle, für die keine Asiatin infrage kam. Wieder ein Film, in der asiatische Existenz buchstäblich ausgelöscht wird. Wieder das Gefühl, dass man im Westen gerne die Kultur nimmt und die Ästhetik, aber nicht die Menschen. Es ist eine fortwährende Demütigung. Eine Serie, ein Blockbuster nach dem anderen.<br />
<br />
Wollte man adäquate, vergleichbare Reaktionen in Japan bekommen, müsste man die Afro-JapanerInnen oder die weißen JapanerInnen fragen, wie sie ihre Nichtrepräsentation in ihrer Heimat finden: Japanische Medien sind voll von Blackfacing und Weißenfetisch. Immer wieder liest man von Menschen, die sich umbringen, weil sie die Diskriminierung und Nichtzugehörigkeit in dieser kollektivistischen Kultur nicht mehr ertragen. <br />
<br />
Schwesterherz hat ihre gute Freundin in Indonesien gefragt, wie sie die ganze Sache findet. Sie fände es, so sagte sie, "schon ganz cool", wenn mehr AsiatInnen in Hollywood zu sehen wären. Allerdings wäre ihr das nicht so wichtig: Schließlich habe sie noch all die indonesischen Medienerzeugnisse, wo sie AsiatInnen sehen kann.<br />
<br />
Und genau da liegt der Hund begraben: Für Leute wie Schwesterherz und mich und viele andere Randgruppen gibt es keine mediale Ausweichmöglichkeit. Wir sehen nur, wie Menschen, die aussehen wie wir, Chancen versagt werden, HeldInnen zu sein. Und wie Meinungen gegen uns verwendet werden.<br />
<br />
Anstatt also um die halbe Welt zu fliegen, um gebauchpinselt zu werden und bloß nicht euer Selbstbild und eure Meinung ändern zu müssen, hört den Leuten direkt vor eurer Haustür zu. Die könnten euch sicherlich spannende Storys erzählen.Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-60588149302631355422017-03-01T14:34:00.001+01:002017-03-01T14:34:12.035+01:00Warum ich gerne zur Arbeit gehe.<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiEaRdD8r-Av7JqTKifnV-mCoJkk_cFuodXqEAlgRvgZNdWq6bM9-y3gJLPBk8vciwwQX1UsRszwTnZufFGaZZ8WOPDddvq0PL5ABsLVoZ1I7qf-oJmJcTsXOsiR1bxZ81zsN8VT2OB0gKb/s1600/Death_to_stock_photography_weekend_work+%252810+of+10%2529.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="426" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiEaRdD8r-Av7JqTKifnV-mCoJkk_cFuodXqEAlgRvgZNdWq6bM9-y3gJLPBk8vciwwQX1UsRszwTnZufFGaZZ8WOPDddvq0PL5ABsLVoZ1I7qf-oJmJcTsXOsiR1bxZ81zsN8VT2OB0gKb/s640/Death_to_stock_photography_weekend_work+%252810+of+10%2529.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">via Death to Stock Photo</td></tr>
</tbody></table>
<i>Wann sollte man über die Arbeit schreiben, wenn nicht im Urlaub? Die meisten wissen, dass ich nicht Vollzeit als Schreiberin arbeite. Inzwischen verbringe ich einen großen Teil meiner Arbeitszeit mit Zahlen verschieben in Excel-Tabellen. Aber ich achte immer darauf, ausreichend Zeit fürs Schreiben zu reservieren: Sei es für Newsletter oder Artikel über Wearables und ihren Einfluss auf den Personalmarkt im Bereich Medizintechnik (zielgruppengerecht schreiben war schon immer meine Stärke).</i><br />
<br />
<br />
<a name='more'></a><br />
<br />
<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/b4f203ae7faf4abbb5805cb571179172" height="1" width="1" />
Es ist nach sechs, ich sitze noch am Schreibtisch. Mal wieder eine Überstunde. Das Abendessen rückt in weite Ferne. Der Magen wird unruhig und grummelt unzufrieden. Die zwei Kolleginnen, die gerade an meiner Tischinsel vorbeigehen, haben es besser: Sie machen gerade Feierabend und sind dabei zu gehen. Vermutlich sind sie auf dem Weg zur S-Bahn.<br />
<br />
<br />
"Siehst du, da ist noch eine Asiatin und arbeitet," sagt die eine.<br />
Die andere pflichtet ihr bei: "Ja, stimmt."<br />
<br />
<br />
Bevor ihr eure Mistgabeln rausholt: Die beiden Kolleginnen dürfen das. Die sind nämlich Halb-Chinesin und Koreanerin, respektive. Ich versuche meinen knurrenden Magen zu übertönen und ein bisschen Konversation zu betreiben.<br />
<br />
<br />
"Dann sind wir ja zu dritt", sage ich schmunzelnd.<br />
<br />
<br />
"Sogar zu viert, F. ist auch noch da", entgegnet Kollegin 1. F.s Herkunft ist mir nicht bekannt, ihrem Namen nach hätte ich sie in Indonesien oder Malaysia verordnet. Ich frage aber selten nach, weil ich die Frage selbst meist ätzend finde.<br />
<br />
<br />
"Wir sind ein nicht sehr effizientes Volk", meint Kollegin 2, die Koreanerin.<br />
<br />
<br />
Ich muss lachen: "Aber wenigstens sind wir fleißig."<br />
<br />
<br />
Sie nickt: "Ja, zumindest das - schönen Feierabend!"<br />
<br />
<br />
Ich lache, wünsche den Kolleginnen ebenfalls einen schönen Feierabend und mache mich daran, die Excel-Dateien und Word-Dokumente abzuspeichern und meinen Rechner herunterzufahren. In meinem Bauch breitet sich ein wohliges warmes Gefühl aus. So gut fühlt es sich an, nicht die einzige Nicht-Weiße auf weitem Büroflur zu sein.<br />
<br />
<br />
Zunächst einmal: Was bestimmte Randgruppen untereinander sagen
dürfen, gilt längst nicht für "Outsider". Es ist ganz einfach: Solche
Bemerkungen sind Witze, die Verbindlichkeit innerhalb einer Gruppe
bringen. Sie fördern Zusammenhalt und Verständnis untereinander. Sie
sind eine Anerkennung der Tatsache: Wir sind ein bisschen anders,
vielleicht sogar benachteiligt, aber wir sind es gemeinsam. Würde eine
nicht-asiatische Person diese Bemerkungen machen, hätten wir es mit
einem Angriff zu tun: Du bist anders und ich lasse es dich spüren. Das
vertieft Gräben. Noch haariger wird es, wenn wir Machtstrukturen,
Privilegien etc. mit in Betracht ziehen. Es ist eben etwas völlig
anderes, wenn ein/e Bio-DeutscheR über Schwarze Witze macht oder ein
Mensch ohne Behinderung über einen mit. Das ist schlicht nach unten
treten und nicht sehr nett - gelinde gesagt.<br />
<br />
<br />
Ich mag mein Unternehmen. Auch wenn es bisweilen sehr stressig ist,
gehe ich gerne zur Arbeit. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich im
Intranet den Namen eines/r KollegenIn nachsehen muss, weil er mir nicht
geläufig ist. Dass es im Großraumbüro nicht blütenweiß zugeht, sondern
alle Ausprägungen menschlichen Daseins zu sehen sind. Dass in manchen
Meetings jede/r einen Migrationshintergrund hat.<br />
<br />
<br />
Bei mir im Unternehmen lacht niemand, wenn ich sage: "In unserem Bildmaterial brauchen wir mehr Frauen/People of Colour/verschiedene Altersstufen". Dann heißt es: "Ja, suchen wir ein anderes Bild aus." What?! Dass es zum Beispiel unglaublich schwierig ist, Stockphotos mit IT-lerinnen of Colour zu finden, ist ein anderes Thema. <br />
<br />
<br />
Natürlich ist es nicht perfekt - auch hier gibt es Alltagsrassismus. Aber ich kann mir sicher sein: Wenn jemand über Kan*cken schimpft, ist jemand meiner vorlauten KollegInnen zur Stelle, ihn/sie zurechtzuweisen. Weil die Chancen sehr hoch sind, dass ein/e andere/r KollegIn genau von dort kommt. Was Altersstruktur und körperliche Befindlichkeit anbelangt, sind wir ausbaufähig: Unser Unternehmen ist sehr jung, die meisten meiner KollegInnen sind Anfang, Mitte Zwanzig, ich kenne kaum eine/n MitarbeiterIn über Vierzig. Niemand hat eine sichtbare Behinderung, wir haben kaum Übergewichtige.<br />
<br />
<br />
Die ZynikerInnen unter uns könnten jetzt sagen: Das macht dein Unternehmen nur, weil es sich davon was verspricht. Worauf ich antworte: Natürlich! Es ist Kapitalismus! Aber das ist das Interessante: Man muss sich nicht entscheiden - das moralisch Richtige ist in diesem Fall das wirtschaftlich Vernünftige. Sehr homogene Teams neigen dazu, vorhandene Tendenzen zu verstärken, im Guten wie im schlechten. Repräsentation hilft allen, nicht nur den vermeintlichen Randgruppen.<br />
<br />Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-91828252077654567492017-02-20T20:48:00.002+01:002017-02-20T20:48:14.757+01:00Heidi und ich.<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiK1MhJ8alQY9M9CpQPgq9G6Z-BNZYf4-prirnm0OraEHVClXWxRyMOMSGhglNJiIeXhu8kIzVd7bRBPSZ2snOpe1s-sgR-1uK5nCHYwjCZFLr8yGOBagzf1-Vap7y1dY4JL9l9rV3_2jgo/s1600/Heidi.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="456" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiK1MhJ8alQY9M9CpQPgq9G6Z-BNZYf4-prirnm0OraEHVClXWxRyMOMSGhglNJiIeXhu8kIzVd7bRBPSZ2snOpe1s-sgR-1uK5nCHYwjCZFLr8yGOBagzf1-Vap7y1dY4JL9l9rV3_2jgo/s640/Heidi.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Wer da nicht Gitti und Erika jodeln hört...</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Hin und wieder bekomme ich interessante Anfragen aus dem Elfenbeinturm - Studierende der Gesellschafts- und/oder Medienwissenschaften kommen gerne auf mich zu, um meine Meinung zu hören und diese in Abschlussarbeiten zu, nun ja, verarbeiten. Allen, auf die ich nie geantwortet habe: Es tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe - manchmal kommt etwas dazwischen, sodass ich keine Zeit finde.<br />
<br />
Ich also als Studienobjekt für qualitative Auswertung zu Migration und Fremdheit. Kein Problem, wenn ich schon eine Spokesperson für Asiatisch-Deutsche bin. Nun wurde ich Ende letzten Jahres interviewt zu meiner Medienbiographie. Kurz gesagt, meint man damit die Medien, die mich in meinem Leben geprägt haben. Ich empfinde mich wirklich noch nicht als sehr alt, aber ich habe immer viel Medien konsumiert. Es hatte beinahe etwas Zwanghaftes. Mit meinem Medienkonsum könnte man Bücher füllen.<br />
<br />
Aus einem simplen Interview wurde eine tiefgehende Analyse meiner seelischen Befindlichkeit. Stellt sich heraus, dass die Medien, die wir konsumieren, viel über uns aussagen. Case in Point: Heidi. Ich mochte Heidi immer, besonders in der schwarzhaarigen, japanischen TV-Version. Das ging sogar so weit, dass ich sie eine Zeitlang in meinem Tinder-Profil als Bild hatte. Warum Heidi? fragte mich die Interviewerin. Bis dahin hatte ich mir nie so viel Gedanken darüber gemacht. Ich versuchte meine Beziehung zu der Figur zu erläutern. Ihr und mir.<br />
<br />
<h4>
Wer ist Heidi?</h4>
Für alle, die ohne Fernseher aufgewachsen sind, eine kleine Zusammenfassung. <br />
Heidi ist ein Waisenkind, das zunächst bei seiner Tante Edith aufwächst. Als die nach Frankfurt geht für die Arbeit, wird Heidi zu ihrem Großvater abgeschoben, der einsam auf einer Berghütte lebt und nur wenig mit den Menschen unten im Dorf zu tun hat. Er soll in seiner Jugend jemanden umgebracht haben, raunt man sich im Dorf zu. Aber Genaues weiß man nicht. Jedenfalls ist der Alm-Öhi unheimlich und sehr verschlossen. Heidi schafft es mit ihrem unbekümmerten und freundlichen Wesen den alten Mann aufzutauen und ihn menschlicher zu machen. Bis Tante Edith zurückkehrt und Heidi gegen ihren und Alm-Öhis Willen nach Frankfurt mitnimmt, wo sie im Haus einer reichen Familie der im Rollstuhl sitzenden Klara Gesellschaft leisten soll. Heidi kommt mit den Gepflogenheiten des reichen Bürgerhauses nicht zurecht, sie sehnt sich nach der simplen Bergwelt und beginnt vor lauter Heimweh schlafzuwandeln. Heute würden wir es vermutlich Depressionen nennen. Der Hausarzt der Frankfurter Familie drängt schließlich darauf, Heidi wieder zurück in die Berge zu bringen.<br />
<br />
<h4>
Ähnlichkeiten</h4>
Oberflächlich verbindet mich mit Heidi nicht viel. Außer der erwähnten schwarzen Haare, aber auch nur in der Anime-Version. Überall sonst ist Heidi natürlich blond. Nichtsdestotrotz war es ein Anknüpfungspunkt. Aber es geht hier nicht um ähnliche biographische Eckdaten oder Äußerlichkeiten, sondern um Gefühle und Empfindungen. Und für mich als kleines Kind gab es davon eine Menge. Als Kind will man vor allem spielen und Spaß haben und Dinge entdecken. Lernen ja, aber nicht um Ziele zu erreichen. Still sitzen und brav sein ist auch anstrengend. Der Trott von Institutionen wie Schule oder Kindergarten ist nicht attraktiv. Ohne wie eine Waldorferzieherin klingen zu wollen: Freiheit ist den meisten Kindern ziemlich wichtig. Da war ich als Kind auch nicht anders: den ganzen Tag mit Zicklein spielen, auf Wiesen herumrennen und Blumen pflücken - wo kann ich unterschreiben? Ganz ehrlich: Wenn ich heute damit durchkäme, würde ich nichts - nichts! - tun. Ich wäre stinkend faul.<br />
<br />
<h4>
Traumatische Ereignisse</h4>
Die deutschsprachige Version kommt durch die Musik und den Soundtrack leicht und lustig daher. Sieht man sich die japanische Originalversion an, ist der Ton wesentlich melancholischer, verhaltener. Der Aspekt von Heidis Heimatlosigkeit und Entwurzelung, besonders in der Frankfurt-Episode, wirkt durch die Musik nicht einfach nur traurig, sondern regelrecht traumatisch. Heidi in Frankfurt war mir als Kind immer besonders nah. Einerseits haben Kinder das Problem, sich den Erwachsenen mitzuteilen und ernstgenommen zu werden (ich hoffe, dass das heute besser ist). Zusätzlich muss Heidi mit ihr fremden Sitten und Gewohnheiten in einer gänzlich anderen Umgebung umgehen. Wie ein Fisch ohne Wasser ist sie ganz außerhalb ihres Elements. Sie wird in eine ihr fremde Umgebung verpflanzt, stößt auf Unverständnis und ist ein Fremdkörper. Sie passt einfach nicht rein, fühlt sich falsch. Klingt bekannt? Aber hallo. Als Kind konnte ich dieses Gefühl vielleicht nicht artikulieren, gespürt habe ich es dennoch.<br />
<br />
Heidi war eine der wenigen Figuren, die mir als kleinem asiatisch-deutschen Mädchen eine Identifikationsfläche boten. Ein kleines Mädchen mit eigenem Kopf, freiheitsliebend, bisweilen unverstanden, aber lebenslustig und trotz ihrer Lebensumstände unglaublich widerstandsfähig. <br />
<br />
Ob mir Heidi heute noch etwas zu sagen hat? Vielleicht einfach nur, dass man nicht viel braucht, um glücklich zu sein. Und dass man einen Ort oder Menschen braucht, bei denen man sich zuhause fühlt.<br />
Und dass Jodeln glücklich macht. Glaubt ihr nicht? Dann machen wir hier mal eine "Try not to smile"-Challenge: <br />
<br />
<br />
<br />
In diesem Sinne. Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-34280535246531340892017-01-08T18:54:00.001+01:002017-01-08T18:54:37.449+01:00Alles neu? Hallo 2017, auf Nimmerwiedersehen 2016!<br />
<br />
Das
vergangene Jahr war in mehr als nur einer Hinsicht anstrengend und
frustrierend. Ich muss nicht erwähnen, was an 2016 alles suboptimal war.
Und 2017: Mir graut vor dir. Denn wir ernten, was wir letztes Jahr
säten. Auf politischer, gesellschaftlicher und kultureller Ebene.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgP5nb56afATW6fQD-rA8gOzbKk3J9TJx0L5TgrwomGrqBwMREI5usBHIUoe_bOFEkDKU2qepQp1C2TPeoZi58DIuCkS0MlR3aIxmpb71kfmCjL_k2PiMRRqDDDSJ_JAXD_D9OrjwpoTiHQ/s1600/QFbwkyB.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="222" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgP5nb56afATW6fQD-rA8gOzbKk3J9TJx0L5TgrwomGrqBwMREI5usBHIUoe_bOFEkDKU2qepQp1C2TPeoZi58DIuCkS0MlR3aIxmpb71kfmCjL_k2PiMRRqDDDSJ_JAXD_D9OrjwpoTiHQ/s400/QFbwkyB.jpg" width="400" /></a></div>
<br />
<br />
Privat
war es bei mir chaotisch, weshalb ich wenig aktiv war. Wie oft habe ich
diesen Grund die letzten zwei Jahre angeführt... Nur so viel: Ich
bewundere und beneide diejenigen, die feste Beziehungen führen. Wie zum
Teufel macht ihr das?! Wie habt ihr jemanden gefunden, bei dem ihr
bleiben wollt und der auch bei euch bleiben will?! Auf länger?!! Ich
halte mich ja wirklich nicht für das Nonplusultra der menschlichen
Evolution, aber zumindest für ganz OK.<br />
<br />
Vielleicht ist das
einfach der Dinge, die ich nicht kann: Beziehungen führen. So wie ich
nicht schnell rennen kann und es niemals so gut können werde wie andere.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Ich habe entweder zu hohe oder zu
niedrige Ansprüche. Ich bin mir sicher, eins von beiden muss es sein.
Versuch macht in diesem Fall auch nicht klug. Es erhöht nur die Chancen
für sexuell übertragbare Krankheiten.<br />
<br />
Der Impuls
bei mir ist groß, mich ins Bett zu verkriechen, die Decke über den Kopf
zu ziehen und zu sagen: Weckt mich 2018. Was haben wir mit Trump,
Brexit, offenem Rassismus und mieser Popmusik schon 2017 zu erwarten? <br />
<br />
Das
geht natürlich nicht. Unsereins muss ja auch essen und arbeiten. Ich
habe keine Hoffnung, dass ein neues Jahr alles neu macht. Ich bin immer
noch ich, die Welt ist immer noch wie sie ist und wenn es Fortschritt
gibt, dann so langsam, dass man es kaum wahrnimmt. Zumal schlechte
Neuigkeiten immer erfolgreicher sein werden als gute.<br />
<br />
Also
warten wir ab und harren der Dinge, die da kommen. Ich beäuge 2017
jedenfalls misstrauisch und mit einer hoffentlich gesunden Skepsis.<br />
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Bring it on. Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-86060518580312454952016-11-04T22:25:00.000+01:002016-11-04T22:25:17.569+01:00Identitätskrise.Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday, dear Danger Bananas, happy birthday to you!<br />
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<iframe allowfullscreen="" class="giphy-embed" frameborder="0" height="271" src="//giphy.com/embed/kzuJR5ELJP7NK" width="480"></iframe>
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Dieses Jahr verfehle ich meinen Bloggeburtstag nur um <strike>einen Tag </strike>zwei Wochen. Am 23.10.2010 startete ich den Blog Danger! Bananas. Was begann als Kanal für meine Selbsttherapie, ist angewachsen zum politisch-kulturellen Treffpunkt für alle asiatischen Menschen in Deutschland. Ich bin über die Jahre zu einer Spokesperson für meine Community geworden. What? Mein Gott, die Verantwortung...<br />
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Über 400 Einträge habe ich verfasst, ihr habt mehr als 1300 Kommentare geschrieben - viele LeserInnen folgen mir bereits seit den Anfangstagen. Dafür vielen Dank an euch! Ich habe jeden einzelnen Kommentar gelesen. Wenn ich nicht geantwortet habe, bitte ich dies zu entschuldigen.<br />
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Nach sechs Jahren Beschäftigung mit meiner Asiatisch-Deutschen/Vietnamesisch-Deutschen Identität stellt sich mir die Frage: Was jetzt? Um das Bild der Selbsttherapie weiter zu bemühen, fühle ich mich weitgehend austherapiert. Ich fühle mich wohl mit mir selbst, habe es mir zwischen den Stühlen bequem gemacht. An sich bräuchte ich nicht mehr über dieses Thema reden, für mich ist die Sache klar. Ich bin ich, ich bin komplex, ich bin Teil eines neuen Deutschland, auch wenn viele da draußen mich nicht als Teil dieser Gesellschaft akzeptieren wollen. Sei's drum.<br />
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Ich durchlief verschiedenste Phasen. Phasen, in denen es mir unheimlich wichtig war, das "Fremde" an mir zu diskutieren und zu betonen. In denen ich mich auch zur biodeutschen Umwelt abgrenzen wollte und musste. Zu anderen Zeiten vertrat ich sehr aggressiv meine Ansichten und war schnell dabei, andere für ihre beschränkte Sicht der Welt zu verurteilen oder zumindest darauf hinzuweisen.<br />
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Dass die Auseinandersetzung mit Themen wie Herkunft nach wie vor notwendig ist, zeigt mir mein letzter Artikel auf bento, in dem es um <a href="http://www.bento.de/gefuehle/asiatin-auf-datingportalen-so-fuehlt-sich-rassismus-auf-tinder-an-954192/" rel="nofollow" target="_blank">Dating als asiatische Frau in Deutschland </a>geht. Es kamen positive Rückmeldungen, durchaus konstruktive Kritik, aber eben auch eigenartige Kommentare von Internettrollen und Hatern. <br />
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Wie wird es hier weitergehen? Ich werde weiterschreiben, über Dinge, die mich interessieren, die euch hoffentlich auch interessieren. Ich werde weiterhin auf problematische Aspekte hinweisen, aber anders als früher tangiert es mich nicht mehr persönlich. Wenn jemand ein Problem mit mir hat, dann ist das sein/ihr Problem. Ich muss mir die Weltsicht der anderen nicht zueigen machen.<br />
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<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/f3ff3f64cb7a488fbc1189b7c5fc0ae9" height="1" width="1" />
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Danke für sechs großartige Jahre. Auf sechs weitere großartige Jahre.<br />
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<iframe allowfullscreen="" class="giphy-embed" frameborder="0" height="182" src="//giphy.com/embed/txIGd9LERrcl2" width="480"></iframe><br />Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-22188615380655858302016-10-13T22:41:00.003+02:002016-10-13T22:41:56.914+02:00Der nasse Hund<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhNKbjxjFKaAzgo_iANTqk-2xHWwwbApcJCqxMxtj600bh_72ogUKSz4Z_JVwd4N-PTK9sL28GpcyvBEZTEd7oiHllde_-3aDii9TscKuQcB800EjS8ldobTPe6_iLBMzkGIIEcdAbQ7iKG/s1600/3146616255_57e434684a_b.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="425" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhNKbjxjFKaAzgo_iANTqk-2xHWwwbApcJCqxMxtj600bh_72ogUKSz4Z_JVwd4N-PTK9sL28GpcyvBEZTEd7oiHllde_-3aDii9TscKuQcB800EjS8ldobTPe6_iLBMzkGIIEcdAbQ7iKG/s640/3146616255_57e434684a_b.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Teska liebte es, in der Isar zu stehen und das Wasser anzustarren. Bild: Nicht Teska, via flickr: <a href="https://www.flickr.com/photos/infomatique/" rel="nofollow" target="_blank">William Murphy</a></td></tr>
</tbody></table>
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Da saß ich also, vor der Tür meines Exfreunds, mit einem Hund, der mir nicht gehörte, ohne einen Schlüssel in seine oder meine Wohnung. Der Hund war nass, ich war nass. Mich fröstelte. Es war das erste kalte Wochenende in diesem Herbst, es stürmte und regnete als wäre es November. Ich zog den Kapuzenpulli aus, um den Hund abzutrocknen. Die Irish-Setter-Dame sollte nicht an meinem Mangel an Voraussicht leiden. <br />
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Ihr werdet euch vielleicht fragen, wie ich in diese Situation kam. Es ist im Rückblick betrachtet eine Geschichte, die so deprimierend ist, dass es fast wieder lustig ist.<br />
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Nur einige Stunden zuvor hatte mein jetzt Ex-Freund zu mir gesagt: "Ich mag dich, aber ich will nicht mit dir zusammen sein." Wie man sich vorstellen kann, zog mir das den Boden unter den Füßen weg. Wir lagen beide gerade in seinem Bett. Ich wollte aufstehen und gehen, einfach nur weg. Stattdessen blieb ich neben ihm liegen. Ich lag da, neben ihm, ein Mensch, der mir vor wenigen Minuten noch so nah war und der jetzt auf einem anderen Planeten existierte. Einem Planeten, auf dem ich nicht wohnen konnte. Wohnen durfte.<br />
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Ich weinte leise, wir redeten, ich spielte meine "Hymns of Utter Defeat"-Playliste ab, die ich für derlei Anlässe vorbereitet hatte. Glorreicher Untergang. Pure Verzweiflung in donnernden Dur-Akkorden. Gefühle haben etwas Unergründliches. Wir mögen Menschen aus unerfindlichen Gründen, wir verlassen sie aus unerfindlichen Gründen.<br />
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Irgendwann am Abend ging er - er hatte ein Treffen mit Freunden verabredet. "Wenn du zurückkommst, werde ich wahrscheinlich nicht mehr da sein", sagte ich, als er seinen Mantel anzog. "Das wird sehr traurig sein", sagte er und ich glaubte ihm, dass er das so meinte. Aber was wusste ich schon von der menschlichen Natur. You know nothing. Er ging, ich blieb alleine zurück. Ich weinte vor mich hin, allein.<br />
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<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/0z_glvyay_8" width="560"></iframe><br />
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Nach zwei Stunden Weinen war ich ausgetrocknet. Ich schlich mich in die Küche und holte mir ein Glas Wasser, als ich den Hund im Flur liegen sah. Teska, die Irish-Setter-Dame mit den Hüftproblemen. Sie blickte mich erwartungsvoll an. Der Schlüsselbund lag in der Schüssel auf der Kommode, wie immer. "OK, Teska, lass uns spazieren gehen!" sagte ich zu ihr, als ob sie verstände. 'Ein letztes Mal', fügte ich im Kopf hinzu. Ich steckte mein Handy und den Schlüsselbund ein, nahm die Hündin an die Leine und ging raus. Sie freute sich so auf das Spazieren, dass ich keine Zeit hatte, sie in den Aufzug zu bugsieren. Fröhlich sprang sie die Stufen hinab als wäre sie ein Welpe, ich folgte ihr mit hängenden Schultern.<br />
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Wie in jeder klassischen Break-Up-Story goss es an jenem Tag in Strömen. Seltsam, meine Beziehungen hatten die unangenehme Angewohnheit, im Herbst zu implodieren. Sie waren wie Schmetterlinge, die im Spätsommer starben. Teska schien der Regen nichts auszumachen. Sie lief einfach neben mir her, schnupperte hier und da und war brav und lieb. Die frische Luft tat mir gut, aber was nützt ein bisschen frische Luft bei Herzenselend? Nach einer Runde um den Block hatten wir beide genug und gingen zurück zur Exfreund-Wohnung. Ich würde meine Sachen zusammenpacken und endgültig verschwinden.<br />
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Ich zog den Schlüsselbund aus der Jackentasche und öffnete die Tür.<br />
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- So wäre es idealerweise gegangen.<br />
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Ich probierte jeden Schlüssel um festzustellen, dass keiner von ihnen passte. Glücklicherweise war ich zu traurig, um Panik zu bekommen. Wie der Zufall es so wollte, kam es noch schlimmer. Das heißt im Klartext: Der Mitbewohner meines Exfreunds war ebenfalls nicht da und nicht erreichbar. Ich war allein auf dieser ersaufenden Welt, bis auf den nassen Hund natürlich, der von meinem Unglück nichts ahnte. <br />
<br />
In solchen Situationen übernimmt mein Pragmatismus - Panik holen wir später nach. Ich klingelte bei allen Nachbarn, sodass ich wenigstens nicht mehr auf der Straße stand. So endeten wir im Treppenhaus vor der Wohnungstür meines Exfreundes. Ich und der nasse Hund. Wenigstens war es dort nicht nass, sondern nur zugig.<br />
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Aber halt, ich hatte noch nicht den absoluten Tiefpunkt erreicht, sagte sich das Universum. Ich versuchte, meinen Exfreund zu erreichen - die letzte Person, die ich in dieser Situation kontaktieren wollte. Glücklicherweise oder unglücklicherweise war sein Handy aus oder er ging nicht ran. <i>Allein, allein. Wir sind allein.</i> Ich und der nasse Hund.<br />
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In meiner Ratlosigkeit rief ich meine Schwester an, der ich alles sehr gefasst erzählte (remember, mein Pragmatismus). Sie war weit weg und konnte wenig tun außer zuhören.<br />
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Also rief ich eine meiner besten Freundinnen an, die in derselben Stadt lebte, erzählte ihr meine traurige Geschichte. Wir hatten uns erst am Abend zuvor getroffen und ich hatte ihr von meiner glücklichen Beziehung erzählt und wie gut er und ich uns verstanden. Sie konnte mir ebenfalls nicht helfen, weil ihre Schwiegereltern da waren und sie selbst einen Hund im Haus hatten. <i>Hello darkness, my old friend.</i><br />
<br />
Teska hatte sich inzwischen vor die Tür gelegt. Von ihr war kein Vorwurf zu hören. Sie verstand unsere prekäre Situation wahrscheinlich nicht, aber zumindest ging sie auch nicht weg. Hunde sind einfach - du gehst mit ihnen spazieren und schon haben sie dich lieb. Menschen sind da wesentlich komplizierter. Du kannst ihnen noch so viel Verständnis und Liebe entgegenbringen und sie lehnen dich doch ab. <br />
<br />
Inzwischen war mehr als eine Stunde vergangen. Mich fror erbärmlich, während ich auf der dreckigen Fußmatte vor der Wohnungstür saß. Nachbarn kamen vorbei, sahen mich kurz an und gingen weiter. War das schon unterlassene Hilfeleistung? Oder einfach die großstädtische Gleichgültigkeit? Ich stellte mich darauf ein, die Nacht vor der Tür zu verbringen. Es gab Schlimmeres. Schluss gemacht zu bekommen, zum Beispiel.<br />
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In einem letzten Versuch schrieb ich dem Mitbewohner meines Exfreunds eine Nachricht auf Whatsapp. Vielleicht war da Hoffnung, irgendwas.<br />
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Das Universum hatte Gnade mit mir. Anscheinend war meine Quote an Herzeleid für dieses Mal erreicht. Der Mitbewohner meldete sich, dass er in zehn Minuten zuhause wäre.<br />
<br />
Nach 20 Minuten war er da und öffnete die Tür. Ich musste ihm erklären, dass sein Mitbewohner und ich Geschichte waren. Wir hatten nie viel gesprochen, mir war es peinlich, dass das unser einziger längerer Austausch sein würde. Er sagte, dass es ihm leid tue. "Mir auch", murmelte ich.<br />
<br />
Ich trocknete Teska ab, so gut es ging. Es war fast 11, es regnete weiter in Strömen. Ich wollte nicht in der Dunkelheit im Regen nach Hause fahren, also beschloss ich, da zu bleiben. Der Ex würde ohnehin nicht nach Hause kommen, so meine Überlegung, also machte es keinen Unterschied, ob ich bei ihm oder bei mir zu Hause alleine war.<br />
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Ich putzte mir die Zähne, wusch mir das Gesicht, zog meinen Schlafanzug an und legte mich in das Bett, das mir fremd geworden war. In der Hälfte, die mal "meine" war.<br />
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Irgendwann um fünf kam er zurück. Ich konnte gar nicht anders, als davon wach zu werden. Er legte sich zu mir ins Bett. Warum macht er das? Es gab doch noch die Couch. Ich rührte mich nicht, er rührte sich nicht. Ich konnte den Alkohol riechen.<br />
<br />
Wir schliefen nebeneinander. Ich machte mir Gedanken über meine gesamte Existenz, die zu diesem Punkt geführt hatte. Wenn das Leben eine Geschichte ist, war meine eine Sitcom, die schon zu lange geht, mit zu vielen Schreibern, die sich nicht einigen können, wohin das Ganze führen soll. Die Zuschauer fragen sich auch schon langsam, mit wem die Protagonistin enden wird. Egal, wie das Finale aussieht - sie würden enttäuscht sein.<br />
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Irgendwie komisch, fast lustig, da mit ihm zu liegen. Manchmal rückte er näher, drückte sich an meinen Rücken, griff nach meiner Hand. Ich ließ ihn. Ich konnte mich nicht wehren. Ich wollte nicht.<br />
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Man kann viel nachdenken, wenn man so neben jemandem liegt, der einem bis vor zwölf Stunden so viel bedeutet hat. In der Zwischenzeit hatte ich unsere gesamte Beziehung Revue passieren lassen. Das ging leicht, es waren ja nur zwei Monate. Zwei Monate Tanz auf dem Vulkan. Jetzt war der Boden Lava und ich sollte mich retten, ehe es mich in den Abgrund zog. Ich kam zu dem Schluss, dass es besser so war, wenn wir es hier und jetzt beendeten. Ich stand auf, schrieb alle meine Gedanken in einen Brief an ihn, eingeschlossen mit einer Handlungsanweisung für die Kosten des Thailand-Urlaubs, den ich <strike>mit</strike> wegen ihm gebucht hatte. Notiz an mich selbst: Eine gesunde Skepsis in Liebesdingen ist immer angebracht. <br />
<br />
Ich war stark, ich war gefasst, ich hatte alles unter Kontrolle. Übers Weinen war ich hinaus, sagte ich mir. <i>Stop crying your heart out.</i> Wir redeten erneut, ohne anderes Ergebnis. Er las den Brief, drückte mich noch einmal an sich. Die Lage hatte ich korrekt erfasst und selbst jetzt konnte ich ihm noch einige ermutigende Worte auf den Weg geben. Worte, die ich selbst gut hätte gebrauchen können. Zumindest mein Texttalent verließ mich auch in Momenten höchster Not nicht, dachte ich bitter. "Wir könnten noch einmal mit dem Hund rausgehen", sagte einer von uns beiden. Ich trat aus dem Zimmer, Teska stand von ihrem Bettchen auf und sprang mir schon freudig entgegen. Jede Faser ihres Körpers drückte Freude aus.<br />
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"Sie freut sich total darüber, dass du mit ihr rausgehen willst", sagte er. Ich blickte ihn unverwandt an, um wieder den Hund anzustarren, der versuchte an mir hochzuspringen. Das war zu viel. Dieser dumme fröhliche Hund schaffte es, was ein neben mir schlafender Exfreund nicht schaffte. Mich zum Heulen zu bringen. Hunde sind einfach - sie sind dankbar, wenn man mit ihnen Gassi geht und ihnen Leckerlis gibt. Diese treudoofe Seele, die einen einfach mochte. <i>Endlich einmal etwas, das länger als vier Jahre hält.</i><br />
<br />
Ich trocknete meine Tränen, schnäuzte mich. Wir gingen spazieren, redeten noch mehr. Es war deutlich, dass wir uns zwar mochten, aber dass er das so nicht mehr weiterführen wollte. Life's a bitch and you know it. Es reicht nicht, wenn einer will. <br />
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Irgendwann am Abend verabschiedeten wir uns voneinander. Er half mir, meine Sachen runterzubringen und im Fahrradkorb zu deponieren. Er schenkte mir seine alten Wanderstöcke, wie als Zeichen dafür, dass ich meinen Weg jetzt alleine machen müsste. "Danke für alles und für den Brief", sagte er. "Danke, dass du es versucht hast", sagte ich. Wir umarmten uns. Ich hatte Tränen in den Augen, aber das machte nichts. Es hatte sowieso wieder angefangen zu schütten. Ich weiß nicht, ob ich nichts sah, weil ich so weinte oder weil es so regnete. Meine Brille war von innen und von außen beschlagen.<br />
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Von jetzt an war Blindflug angesagt.<br />
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<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/4c3e76328c7d425f848eabcd2b95221b" height="1" width="1" /><br />
<blockquote class="twitter-tweet" data-lang="en-gb">
<div dir="ltr" lang="de">
Da macht man sich noch über Tom Hiddlestons Drei-Monats-Beziehung lustig, nur damit die eigene nach zwei Monaten vorbei ist. <a href="https://twitter.com/hashtag/blessed?src=hash">#blessed</a></div>
— Queen of Hearts. (@Naekubi) <a href="https://twitter.com/Naekubi/status/785560826178572289">10 October 2016</a></blockquote>
<script async="" charset="utf-8" src="//platform.twitter.com/widgets.js"></script>
Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-6637656688239867562016-08-05T18:19:00.002+02:002016-08-05T18:19:28.659+02:00Die Poesie des Alltäglichen<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsWoWFSWPo5e19dJShOTyoV8_EUnZKT7vomWRBCVNaraUtRWfzn9roUNLoGTzmJA4nxkSI_RhJdDrOWZCMn7qwFF8IM5C3HkDq4_1xePuOJdlvmB9Rd2mxMZp35TNFYSAWAOMIz6VDE1xN/s1600/IMG_20160805_113649.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsWoWFSWPo5e19dJShOTyoV8_EUnZKT7vomWRBCVNaraUtRWfzn9roUNLoGTzmJA4nxkSI_RhJdDrOWZCMn7qwFF8IM5C3HkDq4_1xePuOJdlvmB9Rd2mxMZp35TNFYSAWAOMIz6VDE1xN/s640/IMG_20160805_113649.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ausstellung "Zitate" von Wolfgang Herrndorf im Münchner Literaturhaus</td></tr>
</tbody></table>
Ihr kennt das Prozedere: Ich blogge, versuche regelmäßige Updates zu posten, um dann wieder für Wochen zu verschwinden. Wenn ich wieder auftauche, gibt es eine Entschuldigung, ich gelobe, mich zu bessern, und halte es für einige Tage oder Wochen durch. Oder nicht.<br />
<br />
Es gibt keine Rechtfertigung, außer, dass mir das Leben dazwischen gekommen ist. Twitter hält ein paar trunkene Tweets bereit, die mein Verschwinden erklären. Kurz: Jemanden kennen gelernt, wie die Faust aufs Auge, Topf auf Deckel, Fisch zu Fahrrad. Die abgedroschenen Phrasen, so banal wie passend.<br />
<br />
Anstatt heute eine interessante Reise anzutreten, gingen [CLASSIFIED] und ich in eine Ausstellung im hiesigen Literaturhaus. Er wollte gerne die Ausstellung "Zitate" von Wolfgang Herrndorf sehen, der neben seinem berühmt gewordenen Blog "Arbeit und Struktur" auch zahlreiche Illustrationen und Zeichnungen als Auftragsarbeiten, meist für die Titanic, anfertigte.<br />
<br />
Ohne viel über Herrndorf zu wissen oder seinen Blog gelesen zu haben, gefiel mir sein Bildwerk. Er verstand etwas von Malerei, kannte seine Kunstgeschichte, jonglierte mit Anspielungen auf große Kunstwerke und machte das mit so großem Humor, dass wir und einige der anderen spärlichen BesucherInnen lachen mussten.<br />
<br />
Auf den Wänden fanden sich immer wieder Zitate von Herrndorfs Oeuvre. Wer sich als BloggerIn oder TextschaffendeR richtig schlecht fühlen mag, möge bitte etwas von Herrndorf lesen. Er hat tiefen Eindruck bei mir hinterlassen mit seinem poetischen Blick auf das Alltägliche. Ich blätterte die Buchausgabe von "Arbeit und Struktur" durch und blieb an einem der ersten Einträge hängen. So wie Herrndorf über die Miele-Waschmaschine seine Eltern schrieb, möchte ich am liebsten heulen und alles, was ich je produziert habe, verbrennen. Ja, man wird besser mit jedem Text, aber dazu mit Talent und Stilvermögen ausgestattet sein - unvergleichlich. <br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRVzjm5sCxGSHNlX1Rpc8EaWh4xL-ySQA_l5ANg1eN1Rb0Vbyck-NrLh68EpDubo1qm1eCW8Sm0HPqrJwIPQeqVGB_bB7OvMc4469zFMbZpPYGyLPJ6gDJpnfRobNZfbrm9srNIz7LbsFe/s1600/IMG_20160805_113643.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRVzjm5sCxGSHNlX1Rpc8EaWh4xL-ySQA_l5ANg1eN1Rb0Vbyck-NrLh68EpDubo1qm1eCW8Sm0HPqrJwIPQeqVGB_bB7OvMc4469zFMbZpPYGyLPJ6gDJpnfRobNZfbrm9srNIz7LbsFe/s640/IMG_20160805_113643.jpg" width="640" /></a></div>
<br />
[CLASSIFIED] und ich rätselten, was Herrndorf mit diesem Zitat gemeint haben könnte. Ich seh den Sternenhimmel. Ging es nur darum? Oder gab es eine tiefere Bedeutung? Große Kunst lässt viele Lesarten zu. Simple Kunst ist entweder Kitsch, Schwulst oder Propaganda. In jedem Fall uninteressant. Wir steigerten uns in eine Diskussion über die Natur von Begrifflichkeiten, dem Verhältnis zwischen dem Konkreten und dem Abstrakten und beließen es dabei, dass das Zitat das war, was immer wir ihm an Bedeutung beimaßen.<br />
<br />
Meine Bewunderung für die PoetInnen des Alltags ist immens. Sie verkörpern das, was ich mir für mein Leben wünsche: Die Entdeckung des Poetischen im Alltag. Die Erzählung eines regulären Mittwochnachmittag im Büro, des Einkaufens nach Feierabend - zutiefst menschlich, immens rührend, niemals langweilig. Es ist einfach, heroische Großtaten literarisch aufregend zu gestalten. Eine Waschmaschine von Miele als Protagonisten auftreten zu lassen, dazu braucht es Begabung und unermüdlichen Fleiß. Bin ich zu faul, um besser zu werden?<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhoZ_6VTQ9qI8U0sDHboB3sIjs2MJpD_-a8pzBQxb65UVprrRfR4SN-8CLr8xPIFyuDD05bzAthgUyAk_Kvhi6eoy5iMrIPRlnVvCp4ZxyKtwk56jlYiPtwQSO-eaONBQUxnvgeHKbww14D/s1600/IMG_20160805_134426.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhoZ_6VTQ9qI8U0sDHboB3sIjs2MJpD_-a8pzBQxb65UVprrRfR4SN-8CLr8xPIFyuDD05bzAthgUyAk_Kvhi6eoy5iMrIPRlnVvCp4ZxyKtwk56jlYiPtwQSO-eaONBQUxnvgeHKbww14D/s640/IMG_20160805_134426.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Neu entdeckt: das gangundgäbe in der Kapuzinerstraße</td></tr>
</tbody></table>
Am Ende des Tages stehen Kaffee und eine heiße Schokolade. In der selben Straße, wo das Arbeitsamt ist, befindet sich das <a href="http://www.gangundgaebe.de/" target="_blank">gangundgäbe</a>, eine überaus geschmackvolle Cafébar und Rösterei, in der leise Jazz lief, in der ich mich aber selbst in Wanderstiefeln und Outdoor-Jacke wohlfühlte. No judgment. Ever.<br />
<br />
Beim nächsten Mal muss ich einen dieser riesigen Cookies probieren. Oder einen Kaffee.Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-75204297343299340952016-07-07T20:04:00.003+02:002016-07-07T20:04:55.338+02:00Gestrandet in Frankfurt<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiegLmOif_jIwdt8IrU-zIErnImzGvexPg6V5WsFs9eXV51Cz2WdXQCPT_cRYgEcz-qIFjL5in3K5YbZPSz70REZfoChFDt2KCt4vTcHLhhzcgJGvNvSBH2qBM6yoidPK8KXUUxl8_FV3lD/s1600/IMG_20160707_134043.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiegLmOif_jIwdt8IrU-zIErnImzGvexPg6V5WsFs9eXV51Cz2WdXQCPT_cRYgEcz-qIFjL5in3K5YbZPSz70REZfoChFDt2KCt4vTcHLhhzcgJGvNvSBH2qBM6yoidPK8KXUUxl8_FV3lD/s400/IMG_20160707_134043.jpg" width="300" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Schön ist es hier nicht. Aber hoch.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Da heute sowieso nur Fußball das Thema ist (sein kann?), fasse ich mich kurz. Heute war ein anstrengender Tag. Ich stand um halb fünf Uhr auf, um den Zug nach Frankfurt zu erwischen. Die etwa dreieinhalb Stunden im Zug verschlief ich komplett. Unsere Reisebuchung war so freundlich, mir einen Sitzplatz gaaaaanz hinten im Zug zu buchen, dass man sogar ins Fahrerhäuschen gucken konnte. Davon machte ich wenig Gebrauch, weil ich, nun ja, schlief. Es waren zwei Meetings anberaumt, von denen eines entfallen musste, weil ich so clever war, genau zur selben Zeit ein Training einzuplanen.<br />
<br />
Ich erzählte etwas zur Selbstvermarktung online, wie man sich in Social Networks bewegen sollte, wenn man diese beruflich nutzt, und wie man Menschen anschreibt. Gerade wenn der Job darin besteht, viele Kontakte zu knüpfen, vergisst man schnell, dass hinter einem Profil ein Mensch steckt. Ein Mensch, der Protagonist/in ist seinem/ihrem eigenen Leben, und der/die seinen/ihren eigenen Zweck hat.<br />
Das Training war meinem Empfinden nach für beide Seiten hilfreich, wobei ich manchmal vor mir selbst die Augen verdrehen musste - den Inhalt habe ich schon zum Erbrechen häufig behandelt, aber nur weil es für mich nichts Neues ist, muss das nicht für die Teilnehmenden gelten. Jedenfalls: Es wurde eine so lebhafte Diskussion aus dem Training, dass wir doppelt so lange brauchten, als ich veranschlagt hatte.<br />
<br />
Der Rest des Tages bestand aus E-Mails und Anrufen - Bürojob eben. Auf dem Weg ins Hotel sah ich eine Menge Deutschlandfans, selbst Vuvuzelas konnte ich vernehmen - für mich das Zeichen, zu verschwinden.<br />
<br />
Den heutigen Abend werde ich mit Sitcoms ausklingen lassen. Morgen gibts weitere Meetings und dann hat mich München wieder. Wie ich mich freue.<br />
<br />
<i>Zum vorgestrigen Eintrag wird noch eine längere Replik folgen. Mein Rant soll nicht so stehen bleiben.</i>Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-12612432586317042342016-07-05T20:58:00.002+02:002016-07-07T17:43:10.363+02:00Warum ich keinen weißen Ritter in schimmernder Rüstung brauche<i>In Kürze: Das junge Format von Zeit Online, Ze.TT, hat einen Artikel veröffentlicht, in dem ein Bio-Deutscher über asiatische Klischees und Alltagsrassismus gegen AsiatInnen berichtet. Ich finde das nicht in Ordnung, weil man auch direkt die Betroffenen zu Wort hätte kommen lassen können. </i><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgKXc3B3GZmhUuJrSFogp-nMJmb4zZm5OTHWyEUcbS4SzjCKLHKbjDFQ8dppMv0YnvFRcYGF7vL8sqigV5T3cXkPmy_jP9b95c0cdVayeGtnY7z82aeceWoMdM58-ndbxYRVGEKYakJBe01/s1600/zett-artikel-asiaten-asiatinnen.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="536" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgKXc3B3GZmhUuJrSFogp-nMJmb4zZm5OTHWyEUcbS4SzjCKLHKbjDFQ8dppMv0YnvFRcYGF7vL8sqigV5T3cXkPmy_jP9b95c0cdVayeGtnY7z82aeceWoMdM58-ndbxYRVGEKYakJBe01/s640/zett-artikel-asiaten-asiatinnen.JPG" width="640" /></a></div>
<br />
<br />
Heldengeschichten gehen immer gleich: Meistens zieht ein meist junger Typ aus in die Welt und rettet die Herzensdame, sein Universum und wird ein Stück weiser. Das passiert in Science Fiction, in Fantasy, in hoher und niederer Literatur, in Webcomics und im TV. Der weiße Ritter in schimmernder Rüstung kommt angeritten, rettet ganz heteronormativ die Dame und darf sich moralisch überlegen fühlen, während die Dame ihn anhimmelt und die übrigen Herren anerkennend nicken.<br />
<br />
So oder so ähnlich muss man sich meinen Gedankengang vorstellen, als ich diesen Artikel von Ze.TT in meiner Timeline sah. Da schwingt sich der Autor zum Ehrenretter aller asiatischstämmigen Menschen auf, weil seine Freundin vietnamesisch-deutsch ist. Er, der wortwörtliche weiße Ritter, eilt herbei, um den Bio-Deutschen zu sagen, dass Asiatinnen keine Sexpuppen sind und Asiaten keine effeminierten Nerds.<br />
<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/d6b805c5aa13456fa774b3abd5430734" height="1" width="1" />
<br />
Sehr schön ist natürlich die Überschrift, die schön die latent
vorhandenen Rassismen von hypersexualisierten, willigen Asiatinnen und
schwachen Asiaten überhaupt erst unters biodeutsche Volk bringt. Aber
die sind ohnehin so verbreitet, dass sogar asiatische Frauen glauben,
asiatische Männer wären aufgrund der Anatomie nicht interessant als
Sexpartner. Was nicht stimmt, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Mal
abgesehen davon, dass diese Penisfixierung ungesund und ein falsches
Bild von erfüllender (haha) Sexualität gibt.<br />
<br />
Versteht mich nicht falsch: MitstreiterInnen zu haben, die sich für andere Erfahrungen öffnen und mit einem Missstände angehen sind eine gute Sache. Mir geht es aber gegen den Strich, wenn wieder mal nur <i>über</i> die Betroffenen gesprochen wird, sie aber nicht selbst sprechen (dürfen). Und nein, mir reicht es nicht, dass Kien Nghi Ha zitiert wird.<br />
<br />
Gerade wenn ein persönlicherer Blickwinkel gewählt wird, es sich um einen subjektiven Bericht handelt und nicht um einen journalistischen Report, sollte man doch jemanden anfragen, der Erfahrung aus erster Hand hat. Anstatt auf einen Bio-Deutschen zurückzugreifen, der sich auf die Schulter klopfen darf, wie offen und aufgeschlossen (im Afroamerikanischen nennt man das "woke") ist, will ich dazu etwas sagen. Ich brauche keinen weißen Ritter in schimmernder Rüstung, der kann hingehen, wo er hingehört: ins Reich der Mythen und Epen.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjyNk5jlS_Kbo4bLVMmtBO0eLaJLRACRcy5lFNZyOdrXFNuNQYzDkqoYMyLOL8x4D9b_8Qh9DiGpfHZAoM24ypZ4J77IiFxjjEhiqGnK4uSH4gsHPM4RtbzPu8iJlutPcAkvCh1L6qWDL-u/s1600/angryasian.gif" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="356" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjyNk5jlS_Kbo4bLVMmtBO0eLaJLRACRcy5lFNZyOdrXFNuNQYzDkqoYMyLOL8x4D9b_8Qh9DiGpfHZAoM24ypZ4J77IiFxjjEhiqGnK4uSH4gsHPM4RtbzPu8iJlutPcAkvCh1L6qWDL-u/s640/angryasian.gif" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">You tell 'em, Margaret.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Ich mein: DUDE, I'M RIGHT HERE! Eine Asiatisch-Deutsche
mit einer starken Meinung, selbstbestimmt und frei, die sich seit Jahren (!!) mit dem Thema
beschäftigt und nicht auf die asiatischstämmige Freundin zu verweisen
braucht, um als legitim zu gelten. Ich muss mir den Schuh nicht erst
anziehen, weil die Haut, in der ich lebe, unverkennbar asiatisch ist.
Ich will für mich selbst sprechen und brauche bei Gott keinen
weißen Ritter gegen Rassismus, der sich meiner erbarmt, weil ich den Mund nicht aufbekomme.<br />
<br />
Zumal der Herr übersieht, dass man nicht als attraktiv gesehen wird, nur weil man Asiatin ist. Wer nicht auch noch dünn, klein und lieb ist, landet schnell auf dem Abstellgleis. Mal abgesehen davon, dass es neben denen mit AsiatInnen-Fetisch auch ganz klar Leute gibt, die sagen "auf AsiatInnen steh ich nicht". Diesen Zwiespalt, den Verlust von Selbstwertgefühl, kann ein weißer Ritter nicht nachvollziehen. Und auf Mitleidsalmosen kann ich verzichten.<br />
<br />
Ihr merkt, ich bin frustriert - wofür mache ich diesen ganzen Mist, wenn doch nur ein weißer Typ darüber berichten darf, wie man über "uns" denkt, wenn es genügend Betroffene gibt, die gerne lang und breit darüber erzählen möchten oder es bereits tun? Ich melde mich freiwillig.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkixDaEgEGDeHe_1E20MKNKIPnD8pYQgEwanqYdQNPvQpBunYJMmmq5x2cYxctU9D25GS9eNhWCAMO1j_yco1cKH5Ulwdytey8P_4QYQLKn0lH05w660Qhmz4o1ayk1NMBh-_en4BWEx5f/s1600/tribute.gif" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="236" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkixDaEgEGDeHe_1E20MKNKIPnD8pYQgEwanqYdQNPvQpBunYJMmmq5x2cYxctU9D25GS9eNhWCAMO1j_yco1cKH5Ulwdytey8P_4QYQLKn0lH05w660Qhmz4o1ayk1NMBh-_en4BWEx5f/s640/tribute.gif" width="640" /></a></div>
<br />
Aber ich vergaß: Es kann erst wahr sein, wenn ein weißer,
<strike>heterosexueller</strike> Mann es gesagt hat und ihm ganz viele weiße, vornehmlich heterosexuelle Männer zustimmen. Meine Meinung wurde ja schon
diskreditiert, als ich mit den falschen Weichteilen zwischen den Beinen
geboren wurde. <br />
<br />
Nochmal: Ich melde mich freiwillig. Habe es früher getan, werde es weiterhin tun. Damit eine extrem genervte, durchschnittlich große, besser gepolsterte Asiatin da draußen steht.<br />
<br />
<i>Richtigstellung: Der Autor Florian Prokop, hat mir mitgeteilt, dass er nicht heterosexuell ist. Ich habe das im Text angepasst.</i>Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com7tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-49392369553239228892016-07-04T21:51:00.001+02:002016-07-04T21:51:10.559+02:00Wanderlust.<i>Wanderlust - ist ein schöner romantischer Begriff für Fernweh. Wanderlust, die Lust, auszugehen und die Welt zu entdecken. Neues zu sehen und zu erleben.</i><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEihu_aW-SR0iTriZSaB2UbVduSwopdXWWMDy03eNw-khmtEWo8e1KYQBceQ_w1zcH9BhsUakQBcDPIaTlOmmOEK_wFLlD68WhrQ3M-VV_9SLBFbO5jU3osCZnFb0k5mByJnAY07QI9G6QLX/s1600/IMG_20160704_180206.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEihu_aW-SR0iTriZSaB2UbVduSwopdXWWMDy03eNw-khmtEWo8e1KYQBceQ_w1zcH9BhsUakQBcDPIaTlOmmOEK_wFLlD68WhrQ3M-VV_9SLBFbO5jU3osCZnFb0k5mByJnAY07QI9G6QLX/s640/IMG_20160704_180206.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Take me away from here.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Auf dem Nachhauseweg nahm ich einen Weg direkt an den Gleisen. Ich wollte den Verkehr der Hauptstraße vermeiden. Es war ein langer Tag gewesen, mit Meetings und vielen Anfragen, die es zu bearbeiten galt. Der kleine Weg war fast leer, nur zwei Teens filmten sich beim Longboardfahren. Sicherlich würde das Ergebnis auf Facebook oder YouTube zu sehen sein.<br />
<br />
<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/4d7a4baa476a470ead6cb6ff7c55cdf6" height="1" width="1" />
<br />
Ich ließ die beiden Youngsters hinter mir und radelte weiter. Nach wenigen Metern sah ich sie: eine geparkte, vielleicht ausrangierte, transkontinentale Eisenbahn. Sie hatte dieses alte Flair von Abenteuer auf Schienen, vom noblen, luxuriösen Reisen. Damen mit Hüten und Bedienungen im weißen, gestärkten Hemd. Zumindest meinte ich das.<br />
<br />
Was hätte ich dafür gegeben, wenn mir ein freundlicher Schaffner zugewinkt und mich eingeladen hätte, einzusteigen. Nach Beijing zu fahren oder nach Danzig. Ans Ende von Europa im Westen oder im Norden. Ich wäre sofort mitgefahren. Wir wissen, dass das ein Wunschtraum ist - es gibt keine freundlichen Schaffner.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhKH39eqcRmZ-jNTrTuPdCCKZx5Ne2TLty2lFFZGhLrXLgZgKqM9dZM8jXvPYRYhgsu48HgdzXBd6xyKx67SQy7OxQd6ZQ10A78B-turLRF_deeRfCGjkJ7Wp83S9l9O8HVHrQS8YEsLR_1/s1600/mini-kiso_valley_tsumago_7.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhKH39eqcRmZ-jNTrTuPdCCKZx5Ne2TLty2lFFZGhLrXLgZgKqM9dZM8jXvPYRYhgsu48HgdzXBd6xyKx67SQy7OxQd6ZQ10A78B-turLRF_deeRfCGjkJ7Wp83S9l9O8HVHrQS8YEsLR_1/s640/mini-kiso_valley_tsumago_7.JPG" width="480" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Oh wie schön war Tsumago.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Mir fehlt das Reisen, dieses "Geh aus, mein Herz, und suche Freud, in dieser schönen Sommerzeit"-Gefühl. Natürlich ist es ein luxuriöser Gedanke - vor 100 Jahren gingen nur die Superreichen und Privilegierten ins Land, wo die Zitronen blühen, während der arme Rest auf dem Feld oder in Fabriken malochen musste. <br />
<br />
Dennoch - die Freiheit habe ich, dass ich sentimentalen Wünschen nach örtlicher Veränderung auf Zeit nachhängen kann. Der Luxus früherer Tage - nie war er erreichbarer. Mal abgesehen davon, dass ich im Vergleich zum Großteil der Weltbevölkerung unermesslich reich bin. *Geldscheineumsichwerf*<br />
<br />
Ich will wieder weg. Nur wohin?<br />
<br />
Angesichts des diesjährigen deutschen Sommers, der ganz nach Napoleon ein "grün gestrichener Winter" ist, mag ich irgendwohin, wo es stabil warm und sonnig ist. Wo man jeden Tag in Shorts rumrennen kann, vielleicht an einem großen Gewässer. Die Möglichkeit einer Insel.<br />
<br />
Oh, was hab ich Wanderlust, lieber Blog. Mich zieht es in südlichere Gefilde. Ich muss aufbrechen. Bald.Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-25980368251438856862016-06-30T21:35:00.002+02:002016-06-30T21:35:59.842+02:00Diabetes!!<br />
<i>Merke: In einem Büro zu arbeiten ist schlecht für die Gesundheit. Ständiger Kuchenkonsum erhöht die Gefahr für Diabetes. </i><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhOdxkepAsUyymxj__osLsUlHeiJTpDQvHo5b5ZiQ9l38_qEV8Yb8jSx2iVvQbRmpMeYZ3f4MqryZt2vpACnCgzhUkFc29HQctCi4dLw_AqXmfXAmrIWIcBJiws8Q2VG_KQLJjlkFwI1ZrL/s1600/IMG_20160630_131125.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhOdxkepAsUyymxj__osLsUlHeiJTpDQvHo5b5ZiQ9l38_qEV8Yb8jSx2iVvQbRmpMeYZ3f4MqryZt2vpACnCgzhUkFc29HQctCi4dLw_AqXmfXAmrIWIcBJiws8Q2VG_KQLJjlkFwI1ZrL/s640/IMG_20160630_131125.jpg" width="480" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">I'm gonna have my cake and eat it, too.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<br />
Dieser Tag war unproduktiv. Ich war zwar auf der Arbeit, aber an manchen Tagen schafft man nicht viel vom gesetzten Pensum. Stattdessen hing ich in meinem Bürostuhl wie eine leblose Puppe.<br />
<br />
Da hilft nur eins: essen. Glücklicherweise feierte eine unserer Marken (ich gehe nicht auf unsere Multi-Brand-Strategie ein, das zu erklären würde mich einen Tag kosten) ihren 30. Geburtstag und es gab Kuchen für die Belegschaft. Darauf hatte ich mich die ganze Woche schon gefreut - der Kuchenlieferant war mir noch von letztem Jahr bekannt, als eine unserer anderen Marken 25 wurde. So einen saftigen, leckeren Schokoladenkuchen hatte ich selten, da störte auch die Fondantdecke nicht.<br />
<br />
Um ein Uhr war es soweit. Mein Mittagessen hatte ich frugal gehalten, damit mehr Platz für den Kuchen blieb. Nach einer kurzen Ansprache eines Managers durfte der Kuchen angeschnitten werden. Sekt gab es noch dazu.<br />
<br />
Ah, Kuchen. Endlich. Ich nahm den ersten Bissen.<br />
<br />
Oh, die Enttäuschung! Der Kuchen war trocken, da halfen weder Fondant noch die Buttercreme. Ich war so enttäuscht, dass ich zwei Stücke aß. Und weil ich immer noch enttäuscht war, aß ich ein Stück Abschiedskuchen von einer Kollegin, die uns verließ. Ein simpler Fanta-Kuchen mit Dosenananans und Kokosraspeln. Er schmeckte so viel besser als der Konditorkuchen, dass mir fast die Tränen kamen. Warum hast du mich betrogen?! ;__;<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEigqVWPBnhXAfkgS88tuNGEk9QLF7q8CqAcERk6RBRo4dT-h4L3XtKTkHYnN9CPJcmMNLRQdSPhQHNYa9iH_PyXW2estj9wO_07N9C722If-hn01FXRq4RVsdCULNmbZUzNmUa30_zmoz_-/s1600/whenimupsetieat.gif" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEigqVWPBnhXAfkgS88tuNGEk9QLF7q8CqAcERk6RBRo4dT-h4L3XtKTkHYnN9CPJcmMNLRQdSPhQHNYa9iH_PyXW2estj9wO_07N9C722If-hn01FXRq4RVsdCULNmbZUzNmUa30_zmoz_-/s400/whenimupsetieat.gif" width="400" /></a></div>
<br />
<br />
<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/5b95868586384232a8edf16d32b45821" height="1" width="1" />
<br />
Zumindest abends wurde ich entschädigt: KollegInnen wollten noch etwas essen gehen. Sie hatten Lust auf Dim Sum, also schlug ich spontan das Gyoza in der Augustenstraße vor. Bis auf meine Kollegin aus dem Marketing kannte das noch keiner. Es ist ein ganz kleiner Laden, mehr Bar als Restaurant, das eigentlich chinesisch ist, aus Marketinggründen aber auf einen japanischen Namen setzt. Die Karte ist sehr übersichtlich: Für kleines Geld bekommt man entweder 8 oder 12 Gyoza, auf Wunsch in einer Suppe. Jede von uns bekam ein extra Gyoza, vermutlich weil wir ordentlich Weißwein bestellten.<br />
<br />
Lecker wars, wir haben viel gelacht über Storys von Google (weil es ein Entwicklungsstandort ist, treiben sich allerhand exzentrische Gestalten dort herum) und haben schon einmal vereinbart, dass wir uns nächste Woche etwas für die Mittagspause liefern lassen. Die Kolleginnen lobten meine gute Wahl, ich sei bei Essengehen jemand, auf deren Empfehlungen man sich verlassen könne.<br />
<br />
Meine Reaktion, wenn Essengehen für eins meiner Talente gehalten wird:<br />
<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPKLi3UCQ1PMSvVsJ3HFyt6IgNApoktUgC8p37tFGpzI0K6x8Q48WV1T5Ua0Dv8O5TUucbr-ENqB1H3zoKQ2BQ5RPyKtGUFIFKoNVBkjdVc-yH4AmG7-bMrP7ZWlnMgQuRem40J2uI5Ju1/s1600/lovefoodmorethanpeople.gif" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="218" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPKLi3UCQ1PMSvVsJ3HFyt6IgNApoktUgC8p37tFGpzI0K6x8Q48WV1T5Ua0Dv8O5TUucbr-ENqB1H3zoKQ2BQ5RPyKtGUFIFKoNVBkjdVc-yH4AmG7-bMrP7ZWlnMgQuRem40J2uI5Ju1/s400/lovefoodmorethanpeople.gif" width="400" /></a></div>
<br />Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-17218947723354895802016-06-29T18:02:00.003+02:002016-06-29T18:02:51.495+02:00I suck at Journal Blogging.<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiP3hxQcfrT9PE71oHWVCsW23b6GKpp362o4geuyYuXtnAAtxx-xn4Mp2iKZSsLbb8fdj09IlCSQ9g-TIIbUXquvnTWCT9mGOXjyOi-zUNJzueUsUKBE9T2F8RoRjyIB3nmRL0H1r1B9nea/s1600/IMG_20160622_183623.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiP3hxQcfrT9PE71oHWVCsW23b6GKpp362o4geuyYuXtnAAtxx-xn4Mp2iKZSsLbb8fdj09IlCSQ9g-TIIbUXquvnTWCT9mGOXjyOi-zUNJzueUsUKBE9T2F8RoRjyIB3nmRL0H1r1B9nea/s640/IMG_20160622_183623.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Papaya-Salat vom Kaimug. Sogar richtig scharf.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Journal Bloggen - also das tägliche Bloggen in Tagebuchform - soll einen amüsanten, leichten Einblick in den Alltag eines/r BloggerIn bieten. Ich stelle gerade fest, dass ich das nicht kann.<br />
<br />
Stattdessen wird daraus in letzter Zeit eine ellenlange Abhandlung über Rassismus, Politik oder Stilkritik. Ich kann mich nicht kurz fassen.<br />
<br />
Dabei sollte ich etwas anderes schreiben: Was es zu Mittag gab (Linsensalat mit Gurken und Tomaten, dazu eine Vollkornsemmel), dass ich neue Garderobe spazieren trage (ein Kleid, das ich umgenäht habe) und dass ich heute Abend Schwesterherz und eine Schweizer Cousine zum gemeinsamen Froyo-Essen treffe (Froyo ist ein Kofferwort aus Frozen + Yoghurt). Danach gehts zum Tanzen.<br />
<br />
Genau, das Kleid. Zumindest das kann ich zeigen:<br />
<br />
<blockquote class="instagram-media" data-instgrm-version="7" style="background: #fff; border-radius: 3px; border: 0; box-shadow: 0 0 1px 0 rgba(0 , 0 , 0 , 0.5) , 0 1px 10px 0 rgba(0 , 0 , 0 , 0.15); margin: 1px; max-width: 658px; padding: 0; width: 99.375%;">
<div style="padding: 8px;">
<div style="background: #F8F8F8; line-height: 0; margin-top: 40px; padding: 50.0462962963% 0; text-align: center; width: 100%;">
<div style="background: url(data:image/png; display: block; height: 44px; margin: 0 auto -44px; position: relative; top: -22px; width: 44px;">
</div>
</div>
<div style="color: #c9c8cd; font-family: Arial,sans-serif; font-size: 14px; line-height: 17px; margin-bottom: 0; margin-top: 8px; overflow: hidden; padding: 8px 0 7px; text-align: center; text-overflow: ellipsis; white-space: nowrap;">
<a href="https://www.instagram.com/p/BHPoJUaB_pX/" style="color: #c9c8cd; font-family: Arial,sans-serif; font-size: 14px; font-style: normal; font-weight: normal; line-height: 17px; text-decoration: none;" target="_blank">A photo posted by naekubi (@naekubi)</a> on <time datetime="2016-06-29T15:55:25+00:00" style="font-family: Arial,sans-serif; font-size: 14px; line-height: 17px;">Jun 29, 2016 at 8:55am PDT</time></div>
</div>
</blockquote>
<script async="" defer="" src="//platform.instagram.com/en_US/embeds.js"></script>
<br />
Ich habe es genäht aus einem alten, noch größeren Kleid, das Jahrzehnte bei meinen Eltern im Kleiderschrank gammelte. Wadenlang, zum Reinschlüpfen, ohne Ärmel, lediglich mit Gummi in der Taille. Aber immerhin mit Rocktaschen.<br />
<br />
Am Kleid habe ich einen Taillenbund in Dunkelblau ergänzt, einen Seitenreißverschluss eingefügt (das hat mich ziemlich Mühe gekostet), Abnäher und Flügelärmel reingemacht, am Ausschnitt dunkelblaues Schrägband eingefügt. Es ist nicht schlecht geworden.<br />
<br />
Was man nicht sieht: Der Ausschnitt hinten ist recht tief, aber nicht so tief, dass man den BH sehen würde. Für solche absolut speziellen Bedürfnisse ist selbernähen toll, weil man es sich so hinschneidern kann, wie man es braucht.<br />
<br />
Um nochmal auf das Journalbloggen zu sprechen zu kommen: Fotos sind in diesem Format essenziell. Aber da habe ich das nächste Problem - ich bin eine miese Fotografin. Dass das Fairphone 1 noch nie eine gute Kamera hatte, macht es nicht einfacher.<br />
<br />Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-33728982703123032472016-06-28T22:11:00.000+02:002016-06-28T22:15:01.278+02:00Technisch korrekt? Übersetzung, Sprache und Stil.<i>Ein Text, in dem ich mir Gedanken zu Sprache, Texten und dem Übersetzen widme. Weil einfach nur Worte übersetzen einfach nicht genug ist, will man einen ordentlichen Text.</i><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjZCiJsblwKGZMvrQYcN2GFW-nkdH_WrKRfrm9NDmw3xrE-J1xKV09I6qNWWMD3LqExmQEOeBLOZKz7PmhDWe54OGkKUGSryKeQCntckN59cQZTrQvLwWtSRJvNNIrJN6ejmzWXfALwdrMI/s1600/739173692_70720e47f5_b.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="346" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjZCiJsblwKGZMvrQYcN2GFW-nkdH_WrKRfrm9NDmw3xrE-J1xKV09I6qNWWMD3LqExmQEOeBLOZKz7PmhDWe54OGkKUGSryKeQCntckN59cQZTrQvLwWtSRJvNNIrJN6ejmzWXfALwdrMI/s640/739173692_70720e47f5_b.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">via <a href="https://www.flickr.com/photos/feuilllu/" rel="nofollow" target="_blank">flickr</a>, Pierre Metivier</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Ich habe ja das unglaubliche Privileg, dass ich mit dem Texten Geld verdiene und bequem meinen Lebenswandel mit meinem Umgang mit Worten finanzieren kann.<br />
<br />
Auch wenn ich in der Arbeit viel häufiger koordinieren, planen und E-Mails beantworten muss, schreibe und texte ich nach wie vor sehr viel. Slogans machen mir sehr viel Spaß, aber auch Broschüren, Einladungen und Whitepapers verschmähe ich nicht. Heute war mal wieder mein Textgefühl gefragt: Ich sollte den Text für ein E-Book überprüfen, der aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt wurde. Wir griffen dafür auf den Service einer in London ansässigen Übersetzungsagentur zurück.<br />
<br />
<br />
Oh boy. Nachdem ich zwei Seiten des E-Book gelesen hatte, wollte ich schon nicht mehr. Der Text war an sich korrekt übersetzt, aber das reicht nicht. Es ist für mich als Linguistin und Literaturwissenschaftlerin eine banale Erkenntnis, aber zum gekonnten Übersetzen gehört mehr, als Wortbedeutungen nachzuschlagen und sie in grammatisch korrekte Sätze zu gießen. Das ist die absolute Grundlage. Die Kür ist der Stil und der Habitus einer Sprache.<br />
<br />
Denn "technically correct is NOT the best kind of correct".<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHhOTJiZwr0eGBvFJFymrbkSGsJqc9Wt2YupDweSWfZ-Gu0hzZGf60a8X08ZlBvk-5C5geWuUPMz35d1zoWxdcvY3pj12kOZXvMLtQ1y484rp55OIQ3cF1UvjclJSdf7YNcsIcd18AoMIv/s1600/technically_correct_futurama.gif" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHhOTJiZwr0eGBvFJFymrbkSGsJqc9Wt2YupDweSWfZ-Gu0hzZGf60a8X08ZlBvk-5C5geWuUPMz35d1zoWxdcvY3pj12kOZXvMLtQ1y484rp55OIQ3cF1UvjclJSdf7YNcsIcd18AoMIv/s400/technically_correct_futurama.gif" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Technically correct is NOT the best kind of correct.</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Wenn man Texte übersetzt, wendet man nicht einfach nur Regeln der Wortübertragung und Grammatik an. Man muss auch in eine andere Kultur übersetzen. Damit meine ich nicht die Frage, ob man einen Hot Dog als Wiener Würstchen bezeichnet. Sondern eher: Wie sieht ein informativer, werblicher Gebrauchstext im Deutschen aus, wie im Englischen? Wie klingt im Norwegischen Fachliteratur (sehr locker), wie im Französischen (sehr förmlich)?<br />
<br />
Nicht alles, was in einer Sprache technisch möglich ist, genügt ihren ästhetischen oder stilistischen Ansprüchen. Ein/e MuttersprachlerIn würde das sofort erkennen, das irgendetwas nicht ganz passt, ohne mit dem Finger darauf zeigen zu können.<br />
<br />
<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/45d7ce09576440f1a97af84c8fca716b" height="1" width="1" />
<br />
Nein, so einfach ist es nicht. Ellenlange englische Partizipialkonstruktionen oder Gerund sollte man nicht mit fünf Relativsätzen hintereinander übersetzen. Niemand sagt im Deutschen "vor 24 Monaten"; so spricht man allenfalls vom Alter eines Kleinkinds. Und was ist bitte "den Finger am Puls der technischen Innovationen"? Eine astreine Stilblüte.<br />
<br />
Mir fällt immer wieder auf, dass das Deutsche sehr viel kompakter und bedeutungsschwerer ist als das Englische. Als ob pro Wort, pro Phrase mehr Inhalt transportiert werden müsste, weil man sonst riskiert, zu indirekt zu sein. Das Englische lässt einem aus deutscher Sicht mehr Freiheiten, es klingt auch im Ungefähren noch gut. Derselbe Satz, einfach ins Deutsche übertragen, hört sich hingegen seltsam flach und blutleer an. Wischiwaschi. Wie Flasche leer. Oder im Gegenteil sogar zu bedeutungsvoll - man übersetze einfach mal einen englischen Popsong, da hat man einen hohen Fremdschamfaktor, weil die Bedeutung zu konkret wird: "Hör auf mit meinem Herzen zu spielen", "Halt! Im Namen der Liebe" oder "Ich kann ohne dich nicht leben". *schüttel*<br />
<br />
Das Deutsche hat einen gewissen Pathos, mit dem man lernen muss umzugehen. ÜbersetzerInnen haben da eine große Verantwortung - sie übertragen nicht einfach nur, gewissermaßen schaffen sie ein (literarisches) Werk neu. Ich erinnere mich an einen Podcast des Autors und YouTubers John Green, der voll des Lobes war für seine deutsche Übersetzerin, Sophie Zeitz. Man kennt ihn vor allem für <a href="http://amzn.to/2916pUH" rel="nofollow" target="_blank">Das Schicksal ist ein mieser Verräter</a> (engl. The Fault in Our Stars), das ein Bestseller und ein erfolgreicher Film war. Seine Übersetzerin mache ihre Arbeit so gut, so Green etwas verblüfft, dass seine Werke in Deutschland mit denen von Jonathan Franzen und anderen amerikanischen literarischen Berühmtheiten verglichen würden. <br />
<br />
Eine gute Übersetzung, so meine Auffassung, gibt einem eine "suspension of disbelief" - man akzeptiert das Universum des Werks, als ob es Fakt wäre. Eine schlechte Übersetzung hingegen zeigt Risse, an denen man deutlich ablesen kann, dass es nicht das Original ist, sondern eine minderwertige Kopie. Vermutlich ein weiterer Grund, warum ich Super Sad True Love Story nicht wirklich genossen habe. Ich hatte immer deutlich vor Augen: Das ist eine Übersetzung, das klingt nicht authentisch.<br />
<br />
Die Eigenheiten jeder einzelnen Sprache machen das Übersetzen zu einer Herausforderung, weil man unweigerlich nicht alles übersetzen kann. Schwesterherz und ich haben eine Theorie, warum gerade Haruki Murakami einer der wenigen japanischen AutorInnen mit Weltruhm ist. Schwesterherz meinte, es liege an seiner lakonischen, sehr eindeutigen Sprache. Das japanische Schriftsystem mit seinen verschiedenen Lesarten erlaube ausgefeilte Wortspiele und Doppelbödigkeiten, weil man mehrere Bedeutungen eines Kanji gleichzeitig lesen könne.<br />
So etwas ist unübersetzbar, wenn man nicht die Hälfte jeder Romanseite mit Anmerkungen versehen will. Überhaupt gilt für Wortwitz dasselbe wie für gewöhnliche Witze: Einmal erklärt, sind sie nicht mehr witzig. Ähnliches gilt für Lyrik, deren Bedeutung man zwar übertragen kann, deren Klanglichkeit, gewissermaßen deren Duft, niemals wird erfahren können wie ein/e kompetente/r SprecherIn.<br />
<br />
Wie dem auch sei. Das Ende vom Lied war, dass ich der Agentur ihre Übersetzung mit 20 Kommentaren auf der ersten Seite zurückgeschickt habe. Diese enthalten sinnvolle Hinweise wie<br />
<br />
"kommerziell is a terrible choice for commercial"<br />
"this sentence manages to be cluttered and meaningless at the same time"<br />
"no"Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-1714499544198401592016-06-27T22:00:00.001+02:002016-06-27T22:03:26.211+02:00Lindy Hop und Whitewashing <table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhNSgFPfMnmEOcV6dz7ZplJn7FY8XUtc3qMzWpTIowPBEUz7CQ_aALIjg43hz8nUTQRtsSUwODNy3PDh_yRaMTZF57-t7uO-AIkvCqNH3mYq9ALpafc82ffBw51q4Q0Z9DTFbF8C0AmvpXF/s1600/nancy_miller_lindy_hop.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="424" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhNSgFPfMnmEOcV6dz7ZplJn7FY8XUtc3qMzWpTIowPBEUz7CQ_aALIjg43hz8nUTQRtsSUwODNy3PDh_yRaMTZF57-t7uO-AIkvCqNH3mYq9ALpafc82ffBw51q4Q0Z9DTFbF8C0AmvpXF/s640/nancy_miller_lindy_hop.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><a href="http://www.mastersoftraditionalarts.org/artists/227" rel="nofollow" target="_blank">via</a></td></tr>
</tbody></table>
Ich war gestern so fertig, dass ich es gerade so schaffte, ein paar Zeilen für den Blog zu verfassen. Nach ungefähr viereinhalb Stunden fast ununterbrochenem Lindy-Hop-Tanzen am Abend vorher tat mir alles weh. Es ist gleichermaßen Fluch wie Segen, wenn weniger Follower als Leader auf einer Lindy-Hop-Tanzparty sind und man ständig aufgefordert wird. Ich will ja auch tanzen und die Gelegenheit nutzen - wenn ich schon mal die Wahl habe.<br />
<br />
Das Niveau meiner Tanzpartner war recht unterschiedlich: Da waren die drei Herren aus meinem Kurs, die ungefähr das beherrschten, was ich konnte, und deren Tanzstil ich kannte. Andere wiederum hatte ich noch nie gesehen, waren sehr viel weiter und geübter, sodass ich Mühe hatte, zu folgen. Merke: Das erste Mal mit einer neuen Person ist immer suboptimal, das gilt gerade fürs Tanzen. Da merkte ich schon, dass ich einiges noch zu lernen habe. Acht Tanzstunden reichen nicht aus für ausgefallene Sachen. Letztendlich landet man doch bei den drei Figuren, die man kennt, und fühlt sich gleichzeitig schlecht, dass man einem erfahreneren Tanzpartner wenig zu bieten hat.<br />
<br />
Also auf ins Internet und Youtube-Videos angucken. Mehr lernen, mehr können, mehr tanzen. Es gibt zahlreiche Aufzeichnungen von Wettbewerben, aber auch grundlegende Basics-Videos wie den 6-Count- oder den 8-Count-Schritt. Als erfahrene YouTube-Nachturnerin habe ich bekanntlich kein Problem, daheim den Rechner aufzustellen und Tanzschritte nachzuahmen. Kopie ist der erste Schritt zu wahrer Meisterschaft.<br />
<br />
Doch je länger ich zuguckte und übte, desto seltsamer fand ich es. Die meisten Lehrvideos waren weiß. Blütenweiß. Hübsche, einigermaßen junge, weiße Menschen, die einen Tanz tanzten, der aus dem schwarzen Harlem stammte, zu Musik, die von Schwarzen erfunden wurde. Lediglich ein Video mit dem Vater des modernen Lindy Hop, Frankie Manning (Gott hab ihn selig), war aufzutreiben. War das Whitewashing? Mal wieder? Wann geschah es, dass Lindy Hop zu einem Phänomen weißer Hipster wurde, selbst im Mutterland des Lindy Hop?<br /><img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/04f8cc37607d432fb205bde686aad0d6" width="1" height="1" alt=""/>
<br />
In Deutschland ist es recht klar - es gibt kaum Afro-Amerikaner, die Tradition des Swingtanzens kam mit der Begeisterung für amerikanische Kultur. Man könnte jetzt viel schreiben über die Subversivität des Swingtanzens zur Nazi-Zeit, aber das würde hier zu weit führen. Lindy Hop scheint zu einer reinweißen Veranstaltung geworden zu sein. Eine Art kulturelle Vereinnahmung und Verdrängung der eigentlichen, meist schwarzen ErfinderInnen.<br />
<br />
Auf Twitter mutmaßte man, dass es an mangelnden Ressourcen liegen könnte: Lindy Hop-Tanzstunden sind Luxus. Ich habe es mir auch erst jetzt geleistet, weil ich während des Studiums kein Geld hatte: Die Frage war, nehme ich Flötenstunden oder gehe ich zum Tanzen? Ich wählte ersteres. Erst jetzt, wo ich einigermaßen OK verdiene, leiste ich mir diese Stunden. Soweit ich weiß, ich die schwarze Bevölkerung in den Staaten nach wie vor signifikant ärmer als eine vergleichbare Person weißer Haut. Heutzutage gibt es keine zweifelhaften Tanzschuppen, wo man das noch lernen könnte.<br />
<br />
Das andere, darauf wies mich <a href="https://twitter.com/Eishle" rel="nofollow" target="_blank">@eishle</a> hin, ist die Angst davor, sich selbst zu repräsentieren. Auch das kann ich gut nachvollziehen. Es würde mir schwer fallen, in Deutschland in einen Dojo zu gehen und Martial Arts zu lernen, vielleicht noch bei einem/r deutschen MeisterIn. Möglicherweise bin ich da zu empfindlich, aber ich würde mich in so einem Umfeld unwohl fühlen. Beinahe gedemütigt, weil mir ein kulturell Außenstehender etwas über meine eigene Kultur beibringen soll. In den USA, wo die kulturelle und gesellschaftliche Kluft und das Selbstverständnis dessen noch ausgeprägter ist, wird das zu einem unüberwindbaren Hindernis. <br />
<br />
Vielleicht, und das wäre die positive Lesart der ganzen Sache, hat sich die afro-amerikanische Kultur einfach weiterbewegt. Anstatt nostalgisch in die Vergangenheit zu gucken, wie viele weiße Menschen das tun, konzentriert man sich vielleicht lieber auf das Jetzt und auf das Morgen. Lacht mich ruhig aus, wenn ich Twerking erwähne, aber das ist auch ein genuin schwarzer Tanz, der heute so skandalös ist wie damals Swing-Tanzen*. <br />
<br />
Guckt euch ruhig mal alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen von afro-amerikanischen Tanzrevues an - die Performances sind für mich im 21. Jahrhundert immer noch ganz schön gewagt.<br />
<br />
Was heißt das für mich als gelbe Person? Ich mache weiter mit einem Gefühl der Dankbarkeit und immer in dem Bewusstsein, dass es ein schwarzer Tanz ist, den ich tanze. <br />
<br />
Danke auch an <a href="https://twitter.com/Eishle" target="_blank">@eishle</a> und <a href="https://twitter.com/annipasti" target="_blank">@annipasti</a> für ihren Input auf Twitter!<br />
<br />
<span style="font-size: x-small;"><br /></span>
<span style="font-size: x-small;">*...den weiße KünstlerInnen für sich erobern zu versuchen. Miley Cyrus und so..</span>.<br />
<br />Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-42770221869077686362016-06-26T17:45:00.001+02:002016-06-26T17:45:44.728+02:00Fruchtige Nailart<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiR_DpdGpYbN00-F1_DYf9wL9I8JT6igvteJCOgs35r8iy7JQfahfb13FaJWMmI9LQYnCAh9H3rRfU7R-_4FC6alfJsuOUTv2Y_ql0z-pnZbjazpcWXnkvReplAtVaab05gK5sfVZmxoTLG/s1600/2016-06-26.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiR_DpdGpYbN00-F1_DYf9wL9I8JT6igvteJCOgs35r8iy7JQfahfb13FaJWMmI9LQYnCAh9H3rRfU7R-_4FC6alfJsuOUTv2Y_ql0z-pnZbjazpcWXnkvReplAtVaab05gK5sfVZmxoTLG/s640/2016-06-26.jpg" width="640" /></a></div>
<br />
Weil ich heute nicht viel erzählen mag, zeige ich hier eine Maniküre, die ich für mein Schwesterherz gemacht habe. Sie wünschte sich etwas Fruchtiges.<br />
<br />
Von Daumen zu kleinem Finger: Kiwi, Orange, Wassermelone, Grapefruit, Passionsfrucht.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiorkZqpL3l6Wl-Is-M6izXgmjbHlpAsmCRswMKqSukpQ7yfxHZIAYznbHRQY39M38JL0I1v8kpAMWYjmRwIRsWyZDrBsGq_87JUL-YLuDGwa4GmBKb5IATU78ONQ7XNUcqmB4x-M3j-zyR/s1600/2016-06-26%25281%2529.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="480" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiorkZqpL3l6Wl-Is-M6izXgmjbHlpAsmCRswMKqSukpQ7yfxHZIAYznbHRQY39M38JL0I1v8kpAMWYjmRwIRsWyZDrBsGq_87JUL-YLuDGwa4GmBKb5IATU78ONQ7XNUcqmB4x-M3j-zyR/s640/2016-06-26%25281%2529.jpg" width="640" /></a></div>
<br />
Ich will mich ja nicht selbst loben, aber...<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjelTUyo0uSZF0fWLaDnVTaK42v2HAPR_-PKwZ7yQcE9L7CFVwt5AQHxEe3PFROys47D2uSu8uLqGDZSWM4_9okS6Sk0CjOrVp2RLx6VqLZPxKFBM08_-YyJ7PGPAAlAG6K-YVt2MEL59mP/s1600/bender_neat.gif" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="470" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjelTUyo0uSZF0fWLaDnVTaK42v2HAPR_-PKwZ7yQcE9L7CFVwt5AQHxEe3PFROys47D2uSu8uLqGDZSWM4_9okS6Sk0CjOrVp2RLx6VqLZPxKFBM08_-YyJ7PGPAAlAG6K-YVt2MEL59mP/s640/bender_neat.gif" width="640" /></a></div>
<br />Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-25271893861870613442016-06-25T18:06:00.002+02:002016-06-25T18:11:18.083+02:00Buchrezension Super Sad True Love Story von Gary Shteyngart<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi5iiC0KEvGxOIJI3MbX4QEl_NDaM0eyortiAZj90IG4vU1LVvV6WpzmN7hEJ6lqNoxG__o7CObjtL5kfs_yKEncp5htFy38_5r3UREVjW_KjLakVPu1SkCM2V-5OmKEy-aM2uNMv7r8NHn/s1600/supersadtruelovestory_cover.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi5iiC0KEvGxOIJI3MbX4QEl_NDaM0eyortiAZj90IG4vU1LVvV6WpzmN7hEJ6lqNoxG__o7CObjtL5kfs_yKEncp5htFy38_5r3UREVjW_KjLakVPu1SkCM2V-5OmKEy-aM2uNMv7r8NHn/s400/supersadtruelovestory_cover.jpg" width="258" /></a></div>
<br />
Argh, was soll ich heute schreiben? Ich habe gestern nichts gemacht außer über den Brexit zu ranten und ein Buch fertig zu lesen, weil ich es in der Stadtteilbibliothek abgeben musste. In München gilt: Das Datum auf dem Rückgabeschein ist der allerletzte Tag, an dem man ein Medium zurückgeben kann. Danach sind pro Tag pro Medium 20 Cent sowie eine Bearbeitungsgebühr von 2,50 zu entrichten. Von den Mahngebühren hätte ich mir schon zwei Taschenbücher kaufen können.<br />
<br />
Wie dem auch sei, gestern Nachmittag las ich den Roman "<a href="http://www.amazon.de/gp/offer-listing/B010INI0CI/ref=as_li_tl?ie=UTF8&camp=1638&creative=6742&creativeASIN=B010INI0CI&linkCode=am2&tag=httpwwwdanger-21" rel="nofollow">Super Sad True Love Story</a><img alt="" border="0" src="http://ir-de.amazon-adsystem.com/e/ir?t=httpwwwdanger-21&l=am2&o=3&a=B010INI0CI" height="1" style="border: none !important; margin: 0px !important;" width="1" />"* von Gary Shteyngart zu Ende. Er wurde mir vor Jahren von einem damaligen Kollegen empfohlen. Er kannte meinen Blog und meinte, vielleicht wäre das etwas für mich. Im Roman spielen Asian-Americans eine gewichtige Rolle, so seine Aussage.<br />
<br />
<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/df89f5e5a54c41f986de2f1c43fd3a36" height="1" width="1" />
<br />
Geschlagene drei Jahre hat es gedauert, bis ich das Buch schließlich gelesen habe, hier also mein Eindruck davon. Kurz zusammengefasst geht es um eine unglückliche Liebesgeschichte zwischen Lenny Abramov, einem russisch-jüdischen Mann mittleren Alters in New York, der ein wenig zu romantisch veranlagt und literaturinteressiert ist, und Eunice Park, einer fünfzehn Jahre jüngeren, hübschen Koreanisch-Amerikanerin, die distanziert und seltsam entkoppelt erscheint und sich für wenig anderes als ihre Familie und Konsum interessiert. Während Lenny Feuer und Flamme für Eunice ist, scheint Eunice ihn
hauptsächlich dafür zu lieben, dass er nicht übergriffig und einfach
lieb zu ihr ist. Er ist verknallt, sie findet ihn nett und angenehm.<br />
<br />
Lenny arbeitet in einem Unternehmen, das Lösungen für ewiges Leben an Superreiche verkauft, er selbst fürchtet sich extrem vor dem Nichtexistieren. Überhaupt ist Lenny bisweilen ein extrem melancholischer, manchmal unerträglich weinerlicher Protagonist, wo ich mich frage, warum ich Bücher lese, deren Hauptcharaktere ich zutiefst unsympathisch finde. Es ist alles in allem eine asymmetrische Beziehung, durch und durch
mittelmäßig, was vielleicht der Witz an der ganzen Sache ist. Weil nichts daran "super sad" ist.<br />
<br />
<br />
Das Setting ist eine je nach Blickwinkel düstere Zukunft, in der Amerika
in einer handfesten Wirtschaftskrise steckt, sich die Armen gegen die
Amerikanische Restaurationsregierung stemmen und der Yuan und die
chinesischen Banken den Weltlauf bestimmen. Es wird nicht mehr gelesen,
sondern nur noch gescannt. Die Medien sind von Streams irgendwelcher
"BloggerInnen" bestimmt, während die etablierten Media-Outlets zu großen
Konzernen gehören und alles andere als unabhängig sind. In
Tagebucheinträgen und Chat-Nachrichten erfahren wir, was zwischen Lenny
und Eunice, aber auch was zwischen Lenny und seinen Eltern, seinen
Freunden und seinem Boss, und was zwischen Eunice und ihrer Familie und
ihrer besten Freundin passiert.<br />
<br />
Zu Beginn war ich skeptisch: Der Autor hat russisch-jüdische Wurzeln,
schreibt aber viel aus einer asiatisch-amerikanischen Sichtweise. Ob das
klappt? Es ist schwierig, von außen ein authentisches inneres Bild
einer anderen Kultur zu zeichnen. Aber es funktioniert weitgehend. Ohne
selbst koreanische Wurzeln zu haben, sind gerade die
Familienverhältnisse hervorragend dargestellt. Viele Konflikte und
Themen, die im asiatischen Familienverständnis wurzeln, finde ich auch
bei mir wieder. Man merkt, dass der Autor akribisch recherchiert hat.
Gerade die Chatnachrichten von Eunices Mutter, in der deutschen Ausgabe
ebenfalls in gebrochenem Deutsch gehalten, klingen 1:1 wie Aussagen
meiner eigenen Mutter, die ebenfalls immer an meinen christlichen
Glauben appelliert.<br />
<br />
Was mir nicht so gut gefallen hat, war der extrem negative Blick auf
Internet, soziale Netzwerke und die (post?)moderne Gesellschaft. Die
virtuellen Netzwerke und mobilen Devices erscheinen als Symptom für eine
degenerierende Gesellschaft, die Hypersexualisierung (von Frauen) befördern und die
Menschheit verdummen. Im Gedächtnis geblieben sind mir Onionskin-Jeans, durchsichtige Hosen, die alles enthüllen, TotalSurrender - Höschen, die sich im Schritt öffnen lassen, sowie der exzessive Gebrauch des Wortes "Bitch". Das Buch ist von 2011, also muss es in den
vergangenen fünf Jahren noch schlimmer geworden sein. <br />
<br />
Insgesamt war das Buch OK, ich gebe ihm 3,5 von 5 Sternen. Wer Romane von Houellebecq und Dystopien aus naher Zukunft mag, wird "Super Sad True Love Story" gut finden - es enthält nicht ganz so viel Sex und Ekel wie Houellebecqs Oeuvre, dafür denselben pessimistischen Blick auf unsere baldige Zukunft. <br />
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<span style="font-size: x-small;">*Affiliate Link.</span> Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-38919251718541303132016-06-24T21:03:00.002+02:002016-06-25T17:05:32.649+02:00Simplifying ist Bullshit.<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEglT86h0NnCjJl-a_ezRwgZuZp53bh4Ji5sydSQnFyUZcKquE8mSMrJ-dVZGV_N9L0EMEcxfMx1RQ3cwMip2tpY7qxw5aOlBeR9ZVk4kdt92D8kyB6FLaDaoO50qMAqOc6u8dRQsSh-sKm-/s1600/IMG_20160620_200751.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEglT86h0NnCjJl-a_ezRwgZuZp53bh4Ji5sydSQnFyUZcKquE8mSMrJ-dVZGV_N9L0EMEcxfMx1RQ3cwMip2tpY7qxw5aOlBeR9ZVk4kdt92D8kyB6FLaDaoO50qMAqOc6u8dRQsSh-sKm-/s640/IMG_20160620_200751.jpg" width="480" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Mein Balkon bleibt derzeit meine einzige Freude. Das, und Tanzen.</td></tr>
</tbody></table>
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<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/5f32a75bf8ad43f3a2f56984678c770a" height="1" width="1" />
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Das war sie also - die Abstimmung in Großbritannien. Brex und hopp, sozusagen. Mit einer hauchdünnen Mehrheit haben sich die EU-Gegner durchgesetzt, und gleich rauschen die Börsen in den Keller und das britische Pfund verliert signifikant an Wert. "So schlimm war es letztes Mal 2008" hört und liest man allenthalben.<br />
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Ganz ehrlich gesagt, hat mir diese News den Tag verdorben. Das leicht gallige Gefühl kriege ich nicht mehr los, zu sehr nagt es in mir. Es regt mich wirklich auf. Nicht, weil ich die EU für das Nonplusultra halte, nein, sondern weil ich den Eindruck habe, dass pures Unwissen, Hetze und niederste Ängste zu diesem Ergebnis geführt haben. Anstatt informiert eine Wahl dafür oder dagegen zu treffen, hat man an die Angst der Menschen appelliert: Angst vor den Fremden, "den anderen", Angst vor schwindenden Pfründen. Es gibt kaum etwas weniger Rationales als ein verängstigter Mensch.<br />
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Das Ergebnis dieser Wahl sehe ich als eine weitere Ausprägung einer beunruhigenden Tendenz in unserer heutigen Zeit, komplexe Sachverhalte mit möglichst einfachen Antworten begegnen zu wollen. Ob IS, Pegida, Evangelikale, Donald Trump, AbtreibungsgegnerInnen oder Homo-/Transphobe: Immer ist es der Versuch, die komplizierte Welt mit ihren zahlreichen Zwischentönen auf simple Formeln herunterzubrechen: Wir gegen die, Schwarz-Weiß. Es gibt nur einen richtigen Weg, und du liegst falsch, falsch, falsch.<br />
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Simplify your life gewissermaßen. Was im eigenen Zuhause oder in der Psyche seine Berechtigung hat, funktioniert im 21. Jahrhundert in so komplexen Gebilden wie Gesellschaft oder Politik einfach nicht. Natürlich ist es attraktiv, die Lösung in einem markigen Spruch zusammenfassen zu können - "make America great again". Einfache Formeln treffen ins Mark, haben in ihrer Eineindeutigkeit eine krude Eleganz. Aber:<br />
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Simplify your Politik und Gesellschaft ist Bullshit.<br />
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Der Brexit ist ein weiterer Simplify your World-Ansatz, der eine Schande für die vor uns liegenden Herausforderungen ist. Es macht mich wütend, weil da anscheinend nur Holzköpfe agierten. <br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjE-bWTXCANnTovZ3XJ7KDVkG79gcSfG_GiuWFJF0Se2lueSPQFZGmlv2qrw7T4Cm5OerTm6dHDBMSIpNwupMuTzWO-Dil-4xwFBHFYWHQYweuiKAf_EGPQEihkdDID6Tisx-7nQOVUPQFZ/s1600/bender_summarize+it+in+one+word.gif" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjE-bWTXCANnTovZ3XJ7KDVkG79gcSfG_GiuWFJF0Se2lueSPQFZGmlv2qrw7T4Cm5OerTm6dHDBMSIpNwupMuTzWO-Dil-4xwFBHFYWHQYweuiKAf_EGPQEihkdDID6Tisx-7nQOVUPQFZ/s400/bender_summarize+it+in+one+word.gif" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das perfekte Gif für unsere Misere.</td></tr>
</tbody></table>
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Mein Verdruss richtet sich nicht nur gegen die WählerInnen, sondern zum einen gegen die PolitikvertreterInnen, die es versäumt haben, mit den Leuten zu kommunizieren und Sachverhalte zu erklären. Stattdessen haben sie sich alle in den Strudel von aufgeregten Gefühlen ähnlich einem/r hormongesteuerten 14-Jährigen mitreißen lassen. Der Informationsbedarf ist da: Gerade über die Behörden bei der EU wissen die meisten Menschen überraschend wenig. In UK ist bei Google die Suche nach "EU" wie eine Rakete abgehoben, aber erst nach der Wahl. Dabei sollte es Aufgabe der Volksvertreter sein, den eigentlichen Souverän, das Volk, auf dem Laufenden zu halten und Rapport zu geben. Ziel verfehlt. Setzen, Sechs.<br />
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Zum anderen habe ich die Medien auf dem Kieker. Es ist ein Unglück, dass die größten Blätter im Vereinigten Königreich diese Überemotionalität und Spaltung bei Brexit noch vorantreiben, in der Hoffnung, noch mehr Auflage und damit Kasse zu machen. Mit simplen Artikeln und klickködernden Schlagzeilen treiben sie einen weiteren Keil in die Gesellschaft, anstatt ihrer Aufgabe der halbwegs neutralen Information nachzukommen. Verdammt, es sind Leute wegen Brexit gestorben! Die Abgeordnete Jo Cox wurde von einem Hassverbrecher getötet, weil sie für den Verbleib in der EU gearbeitet hat. Dass EU-BürgerInnen oder andere "fremd" wirkende Menschen in UK bedroht und verletzt werden, sehe ich nur als eine Frage der Zeit. Und die Medien fragen sich, wie eine solche Radikalisierung passieren konnte. Man kann von der schreibenden Zunft ja nicht erwarten, dass sie wüssten, wie Worte wirken können. Keinesfalls. <br />
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Komplexe Dinge machen Mühe. Sich reinfuchsen in ausufernde Materie ist kein Spaß und wir alle hätten gerne Lösungen, die auf einen Bierdeckel passen. Aber das ist der Haken: Simple Minimallösungen sind maximal ungerecht, weil unsere Welt aus dem Larvenstadium raus ist. Wenn es überhaupt jemals eine solche "simple" Phase der Menschheit gab. Simplizität ist nur der Traum von einer idealen Welt in einer Vergangenheit, die es so nie gab.<br />
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Simplifying ist Bullshit.<br />
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*micdrop*<br />
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/Naekubi out.Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5281668024156075763.post-31549701658431033842016-06-23T21:19:00.000+02:002016-06-23T21:19:47.563+02:00Promi-Begegnung!<div style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;">
</div>
Mein Tag war äußerst unspektakulär, bis auf eine Sache, für die ich mich fast ein wenig schäme. Weils so blöd und belanglos ist. Aber nur fast. Here we go.<br />
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Ich war auf der Arbeit und checkte meinen Twitter-Account. Seit Jahren
schon folge ich Joseph Gordon-Levitt auf Twitter, weil er ein cooler Typ
ist und coole Sachen macht. Er postete gerade folgenden Tweet: <br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-fTIswN2gws5zWCvS72yt8tfBe0I_KUReWgCLtAHQtxCFoNEgYOWjlBwwpkAfkbK5CWdbZD2_b9cYYwcSFoo6lcq8VpPTlQe9-JzuRKG6Ln5dPYygONgqY8TqFvV5Ry28YhzftBEt51jU/s1600/joseph-gordon-levitt.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="236" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-fTIswN2gws5zWCvS72yt8tfBe0I_KUReWgCLtAHQtxCFoNEgYOWjlBwwpkAfkbK5CWdbZD2_b9cYYwcSFoo6lcq8VpPTlQe9-JzuRKG6Ln5dPYygONgqY8TqFvV5Ry28YhzftBEt51jU/s640/joseph-gordon-levitt.JPG" width="640" /></a>
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Pachobell? Dieser Komponist wäre mir neu. Das kann man doch so nicht stehen lassen! Das muss man korrigieren! Unbedingt! Immer diese AmerikanerInnen, die keine Ahnung haben von hoher Kultur*, tss. Klugscheißerin, die ich bin, setzte ich folgenden Tweet ab:<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMna_cyLylGHP6NZwiWvk8N-dO348b60U4CBSRkbkuJuwXDZcMdxrabL51Qp5OrOUsv3t9SQETtL8Fy_9HqeaE4whkltJOHjzSQ5PJ1jfbKPuK2ytFoDlz4Q1DyOLzQ8iC_O5PLhzDC3uR/s1600/pachelbel.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="276" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMna_cyLylGHP6NZwiWvk8N-dO348b60U4CBSRkbkuJuwXDZcMdxrabL51Qp5OrOUsv3t9SQETtL8Fy_9HqeaE4whkltJOHjzSQ5PJ1jfbKPuK2ytFoDlz4Q1DyOLzQ8iC_O5PLhzDC3uR/s640/pachelbel.JPG" width="640" /></a></div>
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Tatsächlich wurde meine Korrektur registriert - kurze Zeit später retweetete mich Joseph. Fucking. Gordon-Levitt:<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqSPuhOpaMkQ6bzDYtfHZkW0MQA1vxynxQPANvMwQ-jNKWvTRuIwNeViwtjhj_kBr_p-EvLWUyWlmeCRdd3JDBqTblCXrZcTsO9Qpy-m-lnJiFYc0nDb5Oi549dLU-bQL6dtpm-v0pZdTA/s1600/pachelbel2.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="364" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqSPuhOpaMkQ6bzDYtfHZkW0MQA1vxynxQPANvMwQ-jNKWvTRuIwNeViwtjhj_kBr_p-EvLWUyWlmeCRdd3JDBqTblCXrZcTsO9Qpy-m-lnJiFYc0nDb5Oi549dLU-bQL6dtpm-v0pZdTA/s640/pachelbel2.JPG" width="640" /></a></div>
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Ladies and Gentlemen, mit diesem kurzen Tweet ging ich in die Geschichte ein. Die Werbetexterin, die alle korrigieren muss, sogar Hollywood-Persönlichkeiten! Made my day.<br />
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Ich weiß, es ist dumm, man müsste meinen, als intelligente Frau <strike>kurz nach dem Verfallsdatum</strike> im besten Alter sollte ich darüber stehen, Anerkennung von berühmten Persönlichkeiten haben zu wollen. Aber seien wir ehrlich: Wer möchte nicht mal einer Berühmtheit auffallen? Heutzutage geht das ja recht gut dank Social Media. Jede Person, egal ob berühmt oder unbekannt, scheint mit wenigen Klicks erreichbar zu sein. Man möchte, dass der Glanz dieser Menschen auch ein bisschen auf einen selbst fällt, indem sie von unserer Existenz erfahren.<br />
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Aber, ganz ehrlich: berühmt sein möchte ich nicht. Schon nach diesem einen Retweet wurden mir die Reaktionen und Tweets fast zu viel. Dabei waren es nur ein gutes Dutzend in einer Stunde.<br />
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Wie dem auch sei: Twitter life goal achieved. Ich entspanne mich derweil weiter auf dem Balkon in der Hängematte.<br />
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<span style="font-size: x-small;">*Pachelbels Kanon in D muss wohl als Gassenhauer unter den klassischen Stücken gelten. Er ist eine Geißel aller MusikerInnen und wird von New York City bis Oberpusemuckel hoch- und runtergenudelt. Wenn er gut gespielt wird, kein Problem. Wenn man sich das Stück aber in einer Dorfkirche von einer Organistin anhören muss, die sich beim Einstiegstempo verkalkuliert hat und bei den Sechzehnteln heftig stolpert und hinfällt, wünscht man sich nichts sehnlicher als Noise Cancelling Kopfhörer.</span><br />
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<img alt="" src="http://vg08.met.vgwort.de/na/e15d2decff874132a8110005d76ac588" height="1" width="1" />
Naekubihttp://www.blogger.com/profile/14346973297148315012noreply@blogger.com2