VietnamesInnen und Hamsterkäufe - eine Frage der Prioritäten
Über die Schnäppchenmentalität gerade in meiner Familie habe ich ja schon an anderen Stellen berichtet: hier, hier und hier. Eigentlich glaubte ich, damit alles gesagt zu haben. Wie gesagt, eigentlich. Doch manchmal machen meine Eltern Sachen, die selbst ich nur noch als reichlich absurd bezeichnen kann. Fangen wir von vorne an:
"Naekubi, unser Vater liegt im Krankenhaus. Er hat katastrophale Blutzuckerwerte."
Diese Nachricht von Schwesterherz erreichte mich am Freitagnachmittag im Skype-Chat. Ich war noch auf der Arbeit und die Neuigkeit traf mich ein wenig unvorbereitet. Noch am Abend zuvor hatte ich mit Vater telefoniert - er war die Woche über krank zu Hause und in schlechter Verfassung aufgrund einer hartnäckigen Harnwegsinfektion. Er sagte mir am Telefon, wir sollten uns keine Sorgen machen und es ginge ihm schon besser. Wir bräuchten nicht zu kommen, wenn es zu viele Umstände bereite.
Doch nach der Nachricht eilten Storebror und ich von München zurück nach Franken. Wir rasten (im Rahmen der Höchstgeschwindigkeit) über Autobahn und Landstraßen, zu den Eltern, sehr besorgt.
In der Heimatstadt angekommen, Mutter öffnet die Tür:
"Kommt erst mal rein und esst was. Es gibt Pho."
Natürlich ist für Essen und für Pho immer Zeit. Eine Weile vernimmt man nur Klackern von Stäbchen, Nudelschlürfen, Schmatzen.
Naekubi: Wie ist das passiert?
Mutter: Euer Vater war ja die ganze Woche zu Hause und hat sechs Kilo verloren, weil er nicht wirklich essen konnte. Heute morgen ging er noch einmal zum Arzt. Dort haben sie seine Blutwerte gemessen. Am schlimmsten ist sein Blutzucker, deshalb haben sie ihn ins Krankenhaus überwiesen.
Kurzes, betretenes Schweigen.
Mutter: Aber vorher musste er noch tanken gehen.
Naekubi: ...
Mutter: Euer Vater kriegt doch pro Monat von der Firma 25 Liter Sprit. Wir hatten aber diesen Monat noch nicht getankt - der Gutschein verfällt, wenn man ihn nicht einlöst. Das wäre sehr schade. Also musste euer Vater vor dem Krankenhausaufenthalt noch tanken. Zusammen mit eurem kleinen Bruder hat er den Silbernen betankt, aber sich mit eurem Bruder unterhalten und nicht aufgepasst. Also hat er 25,03 Liter getankt. 30 Milliliter über der im Gutschein angegebenen Menge. Der Tankangestellte wollte seinen Gutschein wegen der 30 Milliliter nicht nehmen, er gilt nämlich nur "bis 25 Liter".
Naekubi: Ok...
Mutter: ... also ist er nach Hause gefahren, hat unseren Blauen geholt und den betankt. Und ihr glaubt es kaum: Beim zweiten Mal war das Super vier Cent billiger. Das hat sich also nicht so sehr gelohnt wie es sich beim ersten Mal Tanken gelohnt hätte.
Naekubi: ...
Was lernen wir daraus? Allenfalls das eigene Ableben könnte VietnamesInnen davon abhalten, ein Gratis-Angebot abzulehnen.
"Naekubi, unser Vater liegt im Krankenhaus. Er hat katastrophale Blutzuckerwerte."
Diese Nachricht von Schwesterherz erreichte mich am Freitagnachmittag im Skype-Chat. Ich war noch auf der Arbeit und die Neuigkeit traf mich ein wenig unvorbereitet. Noch am Abend zuvor hatte ich mit Vater telefoniert - er war die Woche über krank zu Hause und in schlechter Verfassung aufgrund einer hartnäckigen Harnwegsinfektion. Er sagte mir am Telefon, wir sollten uns keine Sorgen machen und es ginge ihm schon besser. Wir bräuchten nicht zu kommen, wenn es zu viele Umstände bereite.
Doch nach der Nachricht eilten Storebror und ich von München zurück nach Franken. Wir rasten (im Rahmen der Höchstgeschwindigkeit) über Autobahn und Landstraßen, zu den Eltern, sehr besorgt.
In der Heimatstadt angekommen, Mutter öffnet die Tür:
"Kommt erst mal rein und esst was. Es gibt Pho."
Natürlich ist für Essen und für Pho immer Zeit. Eine Weile vernimmt man nur Klackern von Stäbchen, Nudelschlürfen, Schmatzen.
Naekubi: Wie ist das passiert?
Mutter: Euer Vater war ja die ganze Woche zu Hause und hat sechs Kilo verloren, weil er nicht wirklich essen konnte. Heute morgen ging er noch einmal zum Arzt. Dort haben sie seine Blutwerte gemessen. Am schlimmsten ist sein Blutzucker, deshalb haben sie ihn ins Krankenhaus überwiesen.
Kurzes, betretenes Schweigen.
Mutter: Aber vorher musste er noch tanken gehen.
Naekubi: ...
Mutter: Euer Vater kriegt doch pro Monat von der Firma 25 Liter Sprit. Wir hatten aber diesen Monat noch nicht getankt - der Gutschein verfällt, wenn man ihn nicht einlöst. Das wäre sehr schade. Also musste euer Vater vor dem Krankenhausaufenthalt noch tanken. Zusammen mit eurem kleinen Bruder hat er den Silbernen betankt, aber sich mit eurem Bruder unterhalten und nicht aufgepasst. Also hat er 25,03 Liter getankt. 30 Milliliter über der im Gutschein angegebenen Menge. Der Tankangestellte wollte seinen Gutschein wegen der 30 Milliliter nicht nehmen, er gilt nämlich nur "bis 25 Liter".
Naekubi: Ok...
Mutter: ... also ist er nach Hause gefahren, hat unseren Blauen geholt und den betankt. Und ihr glaubt es kaum: Beim zweiten Mal war das Super vier Cent billiger. Das hat sich also nicht so sehr gelohnt wie es sich beim ersten Mal Tanken gelohnt hätte.
Naekubi: ...
Was lernen wir daraus? Allenfalls das eigene Ableben könnte VietnamesInnen davon abhalten, ein Gratis-Angebot abzulehnen.