Stellungnahme des Hofbräuhaus

Ein Update zur Angelegenheit mit dem Hofbräuhaus. Die Antwort kam schon vor einiger Zeit (15. September 2014) bei mir an, nur hatte ich noch keine Zeit gehabt, dies zu verbloggen.
Erst nachdem die Süddeutsche (und später der britische Telegraph) über das Video aus dem Hofbräuhaus berichtet hatte, bewegte sich etwas und ich erhielt überhaupt eine Stellungnahme von der Pressestelle. Es war keine persönliche, sondern eine Massen-E-Mail, die vermutlich an alle Anfragen versendet wurde. Nicht einmal das "FW:" im Betreff wurde entfernt - aber an Enttäuschungen gewöhnt man sich ja.

Ich möchte nicht vorenthalten, was Frau Barthelmeß von der Hofbräuhaus-Pressestelle geschrieben hat, deshalb zitiere ich die gesamte Mail. Anmerkungen von meiner Seite sind fett gedruckt. 

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihre Aufklärungsarbeit. Danke, dass Sie uns auf das heimlich gefilmte Video aufmerksam gemacht haben.

Das Hofbräuhaus hat jeden Tag geöffnet und wird täglich von Münchnern und der ganzen Welt besucht. Wir sind froh um jeden Gast. Besonders schön ist es, wenn sich die Kulturen an den 150 Stammtischen verbinden. Viele der 3.500 registrierten Stammgäste geben die bayerischen Traditionen und Werte weiter, da kann es schon sein, dass ein Asiate, Amerikaner, Europäer, etc. einen Schnupftabak probieren darf. Neben bayerischen Kollegen haben wir auch Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern, wie auch aus Asien beschäftigt. Für jeden Gast, der Fragen, oder Anregungen hat stehen stets unsere Serviceleiter bereit.

Hier wird das Bild der idyllischen bayerischen Gemütlichkeit gepaart mit Multi-Kulti gezeichnet, wo alle willkommen sind. Sie haben auch asiatischstämmige Mitarbeiter (sic!) im Team. Das klingt nach der alten Argumentationsweise: "Wir können keine RassistInnen sein, wir beschäftigen schließlich auch nicht-weiße Menschen!" Damit erfüllen sie gerade einmal die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht-diskriminierender Verhaltensweisen. Für mich ist das die Stufe 1 menschlichen Anstands, einen Keks gibt es dafür nicht. Weiter im Text.

Die Schwemme ist übrigens reservierungsfrei. Jeder soll die Möglichkeit haben, dort einen Platz zu ergattern, eben auch nach dem bayerischem Wirtshausprinzip, jeder sitzt neben jedem. Die Stammtische jedoch haben das Privileg, dass ihr Tisch für ihr Treffen reserviert wird.
Stammtische haben ein Reservierungsprivileg, was ja in Ordnung ist. Aber ich sehe im Video nicht, dass es sich bei den am Tisch sitzenden Gästen um StammtischlerInnen handelt. Auch der Kameramensch scheint kein/e StammtischlerIn zu sein. Was will dieser Absatz also sagen?
Der Ton auf dem Video ist leider nicht verständlich und der darauf abgebildete Kellner ist seit mehr als zwei Monaten nicht mehr im Hofbräuhaus beschäftigt. Wir werden trotzdem  versuchen, den Sachverhalt aufzuklären und haben um eine Stellungnahme gebeten. Außerdem klären wir noch die Persönlichkeitsrechte des Videos und würden uns freuen, wenn sich die Urheber des Videos auch bei uns melden würden.

Gottes Wort in deren Ohr. Ich bezweifle, dass sie wirklich nachforschen werden. Zudem klingt der Satz mit den Persönlichkeitsrechten eher danach, dass sie versuchen werden, das Video von Youtube nehmen zu lassen - schließlich hat niemand sein Einverständnis gegeben, gefilmt zu werden. Durch das Vorschützen Hochhalten dieser Rechte kann man auch unliebsamen Inhalt aus dem Netz entfernen lassen. Wäre ja schrecklich, wenn man auf Google "Hofbräuhaus Rassismus" in den vorgeschlagenen Suchbegriffen finden würde. 
Außerdem klingt das alles so, als ob sie den Kellner als Einzeltäter hinstellen möchten. Hat er so viel Weisungsbefugnis, dass er Gästen, die sich völlig normal benehmen, des Tisches verweisen kann? Vor allem, wenn es in der Schwemme keine reservierten Tische gibt?

Wenn sich ein Gast nicht richtig behandelt fühlt, möchten wir uns dafür aufrichtig entschuldigen. Wir kümmern uns täglich um eine Weiterentwicklung unserer Dienstleistung.
Liebe Grüße aus dem Hofbräuhaus!

Sabine Elisabeth Barthelmeß
Pressesprecherin

Im Auftrag für das Hofbräuhaus

Das war sie, die Stellungnahme. Halt, nicht ganz. Ganz unten kommt noch folgender Hinweis:


Ich engagiere mich für notleidende Menschen in Asien: www.nias-ev.de
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In diesem Zusammenhang ist das ganz schön anbiedernd. Dass ich die Antwort nicht besonders zufriedenstellend finde, wird man sich denken können. Viele Fragen bleiben unbeantwortet und ich befürchte, das wird auch so bleiben.

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CONVERSATION

2 Kommentar/e:

  1. Das scheint tatsächlich eine Art allgemeiner Formbrief (nur eben als E-Mail) zu sein. Ich hoffe jetzt einmal, dass das Hofbräuhaus so viel Post bekommen hat, dass sie mit der individuellen Beantwortung schlicht nicht mehr nachgekommen sind. (Aber es ist ja nett, dass Amerikaner, Asiaten, Europäer und sonstige "Auswärtige" auch mal Schnupftabak probieren dürfen - mich schüttelt es, nicht nur wegen des Schnupftabaks, sondern wegen der plumpen Heuchelei in dieser Mail.)

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  2. jup, standardisiert. das war die "stellungnahme", die ich auch bekommen habe... :(

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