Die Heiligen Drei Könige...

...mit dem goldenen Stern: 
Die essen und trinken und zahlen nicht gern.

Heute ist Hl. 3 Könige. Das ist kein deutschlandweiter Feiertag meines Wissens, in Bayern hingegen schon (die Bayern nehmen ohnehin jeden Feiertag mit, der sich bietet - Gott mit dir, du Land der Bayern). Aber da Sonntag ist, macht das dieses Jahr keinen Unterschied.

Dieser Feiertag erinnert mich immer an eine Phase meiner Kindheit, in der ich als Sternsinger unterwegs war. Einige kennen sicherlich den Brauch: Kinder gehen verkleidet als die drei Weisen aus dem Morgenland von Haustür zu Haustür und singen oder sagen ein Gedicht auf. Dann schreiben sie mit Kreide einen Segen auf die Haustür und bitten gleichzeitig um eine Spende "für die Mission". 

Im Alter von 9 bis etwa 13 war ich jedes Jahr für fünf Tage mit anderen Kindern, teilweise auch mit meinen Geschwistern, in den Straßen meiner fränkischen Heimatstadt unterwegs, um für die armen Kinder dieser Welt Geld und für uns Süßigkeiten zu sammeln - deshalb der Spruch am Anfang. Schokolade in Tafel- oder Pralinenform war hochwillkommen, während Orangen und vor allem die leicht zerdrückbaren Bananen sich großer Unbeliebtheit erfreuten. Es war anstrengend, so von 9 bis 5 oder gar 7 Uhr abends im Winter schwer bepackt durch die Straßen zu gehen. Wenn wir jedoch unsere Geldbüchse voll bekamen und unsere Süßigkeitenbeutel, waren wir glücklich.

Nun hat dieser Brauch auch gewisse problematische Seiten. Das fängt damit an, dass unter den drei Königen in alten Darstellungen immer ein Schwarzer ist. In der Bibel steht zwar nichts von drei Königen (es sind außerdem Weise oder Magier), aber aufgrund ihrer Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe an Jesus schloss man auf drei Personen. Die Zahl drei wurde im Volksglauben interpretiert als die drei damals bekannten Kontinente: Europa, Asien und Afrika. Damit wollte man andeuten, dass sich alle Welt aufmacht, um dem Retter zu dienen.

Diese Vorstellung hatte Konsequenzen für das Sternsingen: Einer musste immer den Schwarzen spielen. Sternsinger-VeteranInnen erzählten mir damals, dass dann mit Schuhcreme hantiert wurde. Eine Tradition, die zumindest bei uns vor zwanzig Jahren abgeschafft wurde, weniger aufgrund des offensichtlichen Blackfacing, sondern weil Schuhcreme im Gesicht schwer zu entfernen und sicherlich nicht gesund war. Zu mir oder auch zu meinem älteren Bruder, der etwas pigmentierter ist als ich (ja, auch einer Familie mit den selben Eltern gibt es Hautfarbenunterschiede!) wurde dann auch mal gesagt: "Und du spielst dann den Schwarzen, richtig?" Gegenfrage: Wie spielt man einen Schwarzen?

Ein zweiter Punkt: "für die Mission sammeln". Heutzutage wird das Geld ja nicht mehr dazu benutzt, um unter dem Deckmantel der Religion im afrikanischen Busch Menschen dazu zu zwingen, sich den weißen Männern mit Tropenhut zu unterwerfen. Stattdessen werden verschiedene globale Entwicklungsprojekte unterstützt. Dennoch: Die kolonialistische Geschichte schwingt ein wenig mit. Und die Kirchen haben sich in Sachen Mission und Kolonialismus sicherlich nicht mit Ruhm bekleckert. Zudem frage ich mich, ob es noch zeitgemäß ist, mit dem Christentum so offensichtlich und wortwörtlich hausieren zu gehen. 

Sternsingen war hart - manchmal schnappten Hunde nach uns. Manche schlugen die Tür vor unserer Nase zu oder sagten frei heraus, dass sie "nur für Deutsche spenden". Bei Türkischstämmigen klingelten wir irgendwann nicht mehr, weil die Leute diesen Brauch nicht kannten und die Kinder uns wegen unseres Aufzugs mit Krone, Stern und Umhang auslachten. Ach ja, dass Jugendliche Kieselsteine nach uns warfen oder uns bedrohten, kam auch vor.

Sternsingen war auch schön - wenn wir zu älteren Leuten kamen, die recht einsam lebten. Ihnen merkte man an, dass wir das Highlight des Tages, vielleicht sogar der Woche waren. Manche warteten schon auf uns mit Süßigkeiten und Geld für die Büchse und Taschengeld für uns. Manche holten die ganze Familie zusammen oder wir wurden ins Wohnzimmer eingeladen, um vor der gesamten Sippschaft unser Sprüchlein aufzusagen. Und manche gaben uns erst Geld in die Büchse, wenn wir nach danach auch wirklich ein Lied sangen. Nach fünfzehn Jahren beherrsche ich es immer noch im Schlaf:

Wir grüßen das Haus und wünschen euch allen
Von Herzen ein göttliches Wohlgefallen.

Gott möge euch allen Gesundheit verleihen
Der Eintracht und Freude ein gutes Gedeihen!

Christus möge in eurem Hause wohnen
Für jede Wohltat euch reichlich belohnen!

Zuletzt, so ist es Brauch und Sitte,
Tret ich hervor mit meiner Bitte:
Wir bitten euch, ihr wisst es schon,
um eine Gabe für die Mission.

Christus dem Herrn habt ihr freudig gegeben,
er lohne es euch mit dem ewigen Leben.
Er segne das Haus, er möge es führen,
das schreiben wir heute auf eure Türen.

Euch allen noch einen schönen Sonntag.

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CONVERSATION

3 Kommentar/e:

  1. Die heiligen drei Könige, waren laut einigen Historikerin, drei Zoroastrische Priester aus Persien, welche damals im alten Persien eine hohe Stellung genossen und als sehr weise galten, woher wohl die königsgleiche Darstellung kam. Ich fand die Info sehr interessant, also kamen alle aus demselben Land :)

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    1. Es heißt ja auch "die Weisen aus dem Morgenland" - Persien kommt dann wohl gut hin. Danke für die Info! :)

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  2. Mit der Mission ist das auch heute noch so eine Sache. In Norwegen habe ich einige Missionare kennengelernt, die da immer noch recht hart rangegangen sind: wer nicht zum Beten erscheint, bekommt kein Essen und solche Scherze. Oder nur wer an Gott glaubt ist ein richtiger Mensch.
    Furchtbar, wenn jemand Glauben durch Machtausuebung vermitteln will...

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