Nail Artsy - Nail Art Inspired by Female Artists: Georgia O'Keeffe

New York with Moon, 1925 - Georgia O'Keeffe


Willkommen zurück bei Nail Artsy - tut mir leid wegen der längeren Abwesenheit, ich war beschäftigt... (nach Berlin gefahren, tolle Leute getroffen, Artikel geschrieben, an einem super geheimen, super großartigen Projekt gearbeitet).

Welcome back to Nail Artsy - sorry for the hiatus, I've been busy with... stuff (went to Berlin, met awesome people, wrote articles and worked on another super secret, super awesome project).



Letztes Mal wurde Georgia O'Keeffe als Vorschlag für die nächste Maniküre genannt, was ich gerne aufgegriffen habe. Georgia O'Keeffe ist eine der berühmtesten Künstlerinnen, von der selbst Unkundige neben Frida Kahlo schon gehört haben.

Last time when I asked for suggestions for the next design Georgia O'Keeffe was mentioned, and I happily picked up this idea. Georgia O'Keeffe is one of the most famous female artists. Even people who don't know much about art might have heard of her along with Frida Kahlo.





Um ehrlich zu sein kannte ich nicht viel von O'Keeffes Werk, bevor ich nach Inspiration für die Maniküre gesucht habe. Klar hatte ich ihre großformatigen Blumenbilder schon einmal gesehen, aber abgesehen davon nicht viel mehr. Auch wenn mir die weichen, fast sinnlich erscheinenden Blumenbilder gut gefallen, ziehen mich ihre Stadtansichten viel stärker an. Sie haben so etwas typisch Amerikanisches, was ich durchaus positiv meine. "New York with Moon" von 1925 ist einer meiner Lieblinge. Es ist melancholisch und gleichzeitig modern - die angezündeten Laternen, der Sonnenuntergang im Hintergrund, die Umrisse der Gebäude.

To be honest, I didn't really know much about O'Keeffe's works before researching for suitable motives for the manicure. I was familiar with her paintings of close-up flowers but not much else. While I do like the soft and almost sensual flower paintings, I was way more intrigued by her cityscapes; there's something about them that looks so darn American, in a good way. "New York with Moon" from 1925 was among my favourites. It has a melancholic and modern feel to it - the lit lamps, the fading day in the background, the silhouette of the buildings.




Gleichzeitig ist das Bild voller Spannung. Man hat weitgehend offenen Blick auf den Himmel und den Mond, doch die Gebäude scheinen den/die BetrachterIn einzuschließen. Fast als ob sie über ihm/ihr einstürzen und ihn/sie verschlucken könnten. Dieser Effekt entsteht durch die vielen diagonalen Linien im Bild, die sich in einem Punkt über der eigentlichen Bildfläche zu schneiden scheinen. Das hohe schlanke Format trägt zu der fast klaustrophobischen Wirkung bei. Man könnte sogar Batman auf dem Gebäude in der Mitte platzieren - es würde passen.

At the same time I find this picture has a tension to it. The sky might be open, the moon in the sky clearly visible, yet the buildings seem to encase the observer. It's almost like they are about to tumble down and devour you. This is caused by the many diagonal lines that seem to point somewhere above the canvas. The tall format of the image enhances this somewhat claustrophobic atmosphere. You could even place Batman on top of the building in the centre; it would fit.


Leider sind meine Nägel ziemlich kurz. Vermutlich wäre die "bedrohliche" Wirkung des Gemäldes noch ausgeprägter mit richtig langen Nägeln. Eine Sache, die ich hervorheben möchte, ist das Blau des Nachthimmels. Ihr wisst vielleicht, dass ich einen Haufen blauen Nagellack habe. Dennoch habe ich keinen, der genau dem Blau im Bild entspricht. Es ist ein sehr spezieller Ton zwischen Hell- und Dunkelblau. Meiner Meinung nach ist der richtige Blauton essentiell für die Wirkung dieses Bildes. Mir blieb deshalb nichts anderes übrig, als drei verschiedene Lacke zu mischen und mich so dem Gemälde anzunähern. 

Unfortunately, I have quite short nails. I guess the effect of "tall and threatening" from the painting would have been even stronger with really long nails. One thing that I want to highlight is the blue of the sky. As you might know I own a ton of blue polishes. Yet I didn't find one that would entirely match; it is a very special hue that seems light and dark at the same time. This blue is crucial for the effect of the painting - at least that's what I would like to think. So I ended up blending three different polishes together to recreate this particular colour. 

Danke fürs Vorbeischauen!

Thanks for stopping by!

"Die Blockflöte hat das selbe Image in Korea" - Interview mit Blockflötist Yeuntae Jung


Illustration von Nguyen I Linh

Zurück aus Berlin - ich hatte einige sehr schöne Tage, von denen ich noch berichten werde. Zwar habe ich auch dank des bescheidenen Wetters überhaupt kein Sightseeing gemacht, doch inzwischen genieße ich es einfach, auf Reisen einfach "nur" neue Leute kennenzulernen.

So ergab es sich, dass mich eine neue Bekanntschaft, Ngoc Anh, zu einem Konzert einlud. Ein Bekannter von ihr spiele sein Wettbewerbsprogramm sozusagen als Testlauf und würde sich über Publikum freuen. Achja, er spiele Blockflöte.

Nun ist Blockflöte in den meisten Kreisen als Kinderinstrument verschrien - bei den meisten werden Erinnerungen an quälende Musikstunden in der Grundschule wach, wo dreißig Kinder versuchen, so etwas wie Musik zu produzieren. Und oft genug scheitern.

Persönlich habe ich keine Berührungsängste bei Blockflöten. Es kommt eben auf die MusikerInnen an, denn auch Blockflöten können virtuos und meisterhaft gespielt werden. Meine Annahmen wurden beim Konzert bestätigt: Yeuntae Jung interpretiert barocke Stücke, aber auch moderne Literatur hervorragend - ob solo oder mit Barockcello- und Cembalo-Begleitung. Leuten dabei zuzusehen, wenn sie mit Leidenschaft ihren Neigungen und Talenten nachgehen, ist eine wahre Freude.
(Notiz an mich selbst: Die Partita in a-moll von Bach lässt sich auch rhythmisch sehr frei, ja fast schon swingend spielen.)

In der Tat fand ich das Konzert so interessant, dass ich Yeuntae interviewt habe.

Das Konzertprogramm

Zunächst einmal: Wie war dein eigener Eindruck vom Konzert?
Es war, wie das Programm beschreibt, ein Pre-Wettbewerbskonzert - ich habe das gesamte Programm durchgespielt, das ich dort in drei Runden spielen werde. Von daher war es schon fast ein bisschen viel für mich, das alles auf einmal zu spielen.

Könntest du mir etwas zu deiner Person sagen?
Mein Name ist Yeuntae Jung, ich studiere im Hauptfach Blockflöte und bin deshalb im Sommer 2009 nach Deutschland gekommen. Ich mache eine künstlerische Ausbildung die zum Ziel hat, dass wir die Musik aus Barock, Renaissance und teilweise auch aus dem Mittelalter so spielen wie sie damals gespielt wurde.

...also im Sinne einer historischen Aufführungspraxis?
Genau.

Blockflöte ist ja ein ungewöhnliches Instrument für virtuoses Spielen...
(wie aus der Pistole geschossen)...Ja!

...Es hat den Ruf eines Kinderinstruments. Wie bist du selbst zur Blockflöte gekommen?
Ganz normal wie in Deutschland auch: In Korea lernt man in der Grundschule Blockflöte als Anfängerinstrument. Damit habe ich Musik gelernt und das hat mir so gefallen, dass ich weitergemacht habe. Dann dachte ich mir: OK, warum nicht auch gleich studieren und dann entschied ich mich, dafür nach Deutschland zu kommen.

Wie ist denn das Image der Blockflöte in Korea?
Genauso wie hier. Kinderinstrument, ein bisschen belächelt.

Du hast beim Konzert auch moderne Stücke gespielt. Gibt es viel Literatur oder muss man danach suchen?
Für Blockflöte gibt es ganz viele moderne Stücke. Es ist so: Entweder hat man Barockmusik wie Bach und Telemann oder noch ältere Literatur. Oder man hat Repertoire ab den 1920er Jahren. Dazwischen, also aus der Klassik, gibt es gar nichts.

Dann bist du auf ganz alte oder ganz neue Musik beschränkt. Hast du eine Lieblingsepoche oder einen Lieblingskomponisten?
Ich würde sagen Barock. Johann Sebastian Bach ist mein Lieblingskomponist.

Was sind die technischen Herausforderungen beim Flötespielen? Ich selbst spiele nur Querflöte, wo man dank der Klappen ja recht viel Kontrolle über Töne und den Klang hat. 
Eine moderne Querflöte hat viel mehr Löcher als eine Blockflöte. Deshalb hat man so viele Klappen für verschiedene Griffkombinationen, weil man so mehrere Löcher mit nur einer Klappe schließen kann. Das wurde gemacht, damit das Instrument sozusagen perfekt wird.
Da Blockflöte im Vergleich dazu so wenig Löcher hat, ist es schwieriger, an der Intonation zu arbeiten. Um das zu kontrollieren muss man zum Beispiel ein Drittel eines Lochs abdecken. Das ist bei jedem Instrument anders. Bei jeder neuen Blockflöte muss man eine gewisse Zeit daran arbeiten, damit man das Instrument beherrscht.
Auch mit der Zunge und an der Artikulation muss man arbeiten. Wenn man moderne Musik spielt, gibt es ganz viele Effekte, wie Multiphonics, was ich beim Stück von Moritz Eggert gemacht habe - bei diesem Stück singe ich ins Instrument.

Bei dem Stück von Hannan hast du auch extrem perkussiv gespielt. Die Blockflöte klang richtig metallisch, wie elektronische Musik.
Das Stück "Dream" von Hannan ist ein minimalistisches Stück und bei Minimalism spielt man eine Figur, die eigentlich ganz einfach ist. Da arbeitet man mit Überblasen, also mit ganz viel Luft, und wieder mit Multiphonics. Dadurch entsteht ein ganz anderer Klang und es wird zweistimmig.

Barockcello: Hyungun Cho - Cembalo: Natalie Pfeiffer - Blockflöte: Yeuntae Jung

Wir hatten schon über das Image der Blockflöte gesprochen. Wie reagiert das Publikum darauf?
Zu den Konzerten kommen meist Leute, die schon wissen, was man mit dem Instrument machen kann. Das sind Kenner. Im Alltag aber, wenn ich mich als Blockflötist vorstelle, muss ich meistens mehr erklären. Das finde ich aber nicht so schlimm.

Wahrscheinlich ist das ein Problem von klassischer Musik generell, ein neues Publikum erreichen. Meistens besteht es doch aus Leuten mittleren Alters mit bürgerlichem Hintergrund...
...Ja, genau. Ich finde die Musik so toll und es ist schade, dass nur Kenner zu den Konzerten kommen. Es gibt so viele Konzerte, die richtig gut sind, etwa an den Unis. Viele davon sind kostenlos und dennoch werden die überhaupt nicht besucht. Das ist sehr schade: Die Studierenden sind schließlich die Leute, die jetzt aktiv sind und toll spielen können. Werbung fehlt eben auch.

Was sind deine Pläne für die nächste Zeit?
Ich mache jetzt erst einmal mein Diplom und dann noch meinen Master, allerdings weiß ich nicht, ob ich dafür in Berlin bleibe. Ich habe außerdem ein Ensemble, mit dem ich letztes Jahr bei einem Wettbewerb einen Preis gewonnen habe. Wir geben auch ab und zu in Berlin Konzerte, diesen Monat waren wir in Österreich. Auf jeden Fall werde ich weiter spielen, studieren und als Musiker arbeiten.

Dein nächster Wettbewerb ist in Münster?
Genau, das ist ein Holzbläserwettbewerb mit Blockflöten, Querflöten, Fagott, Oboe und Saxophon. Blockflöte ist übrigens das einzige historische Instrument dort. Am Donnerstag (27.3.) geht es los.

Dann wünsche ich dir viel Erfolg bei den Wettbewerben und danke für das Gespräch!

Hier einige Kostproben zum Reinhören: Ein Allegro aus Bachs Sonate in e-moll (BWV 1034) sowie ein kleiner Ausschnitt aus Moritz Eggerts "Außer Atem" (das Stück geht über sechs Minuten und ist etwas sperrig, außerdem ist der Komponist noch nicht tot, weshalb ich aus urheberrechtlichen Gründen lieber nicht das Ganze poste):







Wie ihr oben sehen könnt, hat Nguyen I Linh den Beitrag illustriert - vielen Dank dafür! Vielleicht werdet ihr noch öfter seine Werke hier bewundern können :)

Mein McDonald's* oder: Der Fall des Big Tasty


Oh die Tristesse. Mein McDonald's

Ich muss ein Geständnis ablegen, das manche erschüttern mag: Manchmal gehe ich zum McDonald's, ganz unironisch und in vollem Bewusstsein, dass man sich damit beim bio-affinen Bildungsbürgertum unbeliebt macht. Sei's drum.
 
Der etwas schäbig wirkende McDonald's an der Straßenecke (s.o.) befindet sich im westlichen Stadtbezirk Laim. Laim ist unspektakulär, weder gibt es dort coole Ausgehziele noch hat die allseits gefürchtete Gentrifizierung stattgefunden. Wobei es erste Anzeichen dafür gibt, denn viele MusikerInnen, die ich kennen gelernt habe, ziehen verstärkt nach Laim. Und jede/r weiß: Wo Jazz-MusikerInnen sich niederlassen, sind auch freischaffende KünstlerInnen und später auch Studierende nicht mehr weit. Aber ich schweife ab.

Als ich noch ein kleines Mädchen war und auf dem mittelfränkischen Land wohnte, gab es keinen McDonald's. Selbst wenn es einen gegeben hätte: Wir wären dafür zu arm gewesen. Meine Mutter pflegte zu sagen, dass sie mit dem Geld für einmal Fastfood essen gehen unsere Familie eine Woche lang versorgen könnte. Womit sie natürlich Recht hatte. Und gegen selbstgemachtes frisches Essen ist nichts einzuwenden.

Fastfood war besonderen Gelegenheiten vorbehalten. Wie das so ist mit Dingen, die man nicht haben kann: Sie üben noch mächtigeren Reiz aus. Aus diesem Grund freute ich mich immer, wenn wir zu meinen Großeltern nach Nürnberg fuhren. Mein Onkel, Mamas jüngerer Bruder, wohnte noch bei unseren Großeltern. An Wochenenden unternahmen wir viel. Ich erinnere mich an Herbstnachmittage, an denen wir uns stundenlang mit Vogelbeeren bewarfen.

Das Highlight war jedoch, wenn wir zusammen zum McDonald's fuhren. Unser Onkel, meine Geschwister und ich - alle zusammen auf dem Weg zur Juniortüte, wie das Happy Meal damals hieß. Für mich als Kindergartensteppke gab es kaum etwas Besseres.

Irgendwann in den Teenagerjahren hörte ich auf, Fastfood zu essen. In zwei Wochen Nordamerika-Urlaub hatte ich einen Fastfood-Overkill und mochte das Zeug nicht mehr anrühren. Außerdem: War ich nicht zu alt und zu klug für so ungesunden Kram?

Das nächste Mal, dass ich einen McDonald's betreten sollte, war viele Jahre später. Ich studierte für ein Jahr in Norwegen, war allein und kannte niemanden. Es war einer dieser trüben regnerischen Tage, für die Bergen berühmt ist. Verlassen wie ich mich fühlte, ging ich an einem McDonald's vorbei. Das vertraute gelbe M. Der fettige Geruch. Ich ging hinein.

"Ledig kasse!"
"Hei. Jeg tar en Happy Meal med Pommes Frites, Chicken Nuggets og en Cola, takk!"
"Spis her eller ta med?"
"Jeg spiser her, takk."

Normfritten und Formfleisch. Hurra. Ich biss hinein. Sofort sah ich vor mir die Samstagnachmittage mit meinem Onkel und meinen Geschwistern. Die Schlachten mit Vogelbeeren. Spürte die roten Plastikstühle. War das Glückseligkeit? Sentimentale Kindheitserinnerungen sind manchmal in fettige Pappschachteln verpackt.

...


Wenn ich heute zum Laimer McDonald's gehe, dann mit einer Mischung aus Abenteuerlust und Sentimentalität. Er ist einfach anders, irgendwie speziell. Die Angestellten sehen so aus, als würden sie nicht in der Systemgastronomie, sondern in einer von Dantes Vorhöllen Dienst tun. Dementsprechend aufmerksam und motiviert sind sie. Aber wer kann es ihnen verdenken, bei der unterirdischen Bezahlung. Da gab es diesen Vorfall mit einem Big Tasty. Doch von vorn.

Ein guter Freund war zu Besuch. Wir hatten beschlossen, uns einen faulen Lenz zu machen und unser Mittagessen bei McDonald's zu holen. Samstagmittag zu McDonald's gehen - ganz schlechte Idee.

"Noch einmal bitte. Ich habe nicht verstanden." Ich stand im mickrigen Laimer McDonald's und orderte. Oder genauer: Versuchte zu ordern. Die Bedienung hatte einen deutlich osteuropäischen Akzent und mühte sich mit der Sprache ab. Wenn München sich als Weltstadt bezeichnet - nie war das wahrer als in diesem McDonald's. Die Angestellten dort kamen von vier Kontinenten und sprachen zehn Sprachen. Deutsch gehörte unter "ferner liefen". Ich wiederholte meine Bestellung, diesmal etwas lauter und langsamer.

Der Laden war voll, an den fünf Kassen herrschte Hochbetrieb. Da der gute Freund selbst kaum Deutsch sprach, übernahm ich das Bestellen. Das dauerte und war angesichts der Lärmbelastung durch zischende Friteusen und halbstarke Jungs- und Mädchengruppen eine Herausforderung. Nach nicht nur gefühlten, sondern tatsächlichen 20 Minuten waren wir wieder draußen.

Da ich zu den Leuten gehöre, die auch ihre Discounter-Kassenzettel rigoros überprüfen, stoppte ich meinen Bekannten und begutachtete den Inhalt unserer Tüten. Cola und Wasser. Check. Nuggets. Check. Zweimal Pommes. Check. Zwei Eisbecher: Check. Big Tasty. Big Tasty? Fehlt.

Wir kehren um, ich reklamiere. Die Schlangen waren nicht kürzer geworden. Durch meine Reklamation bricht Hektik hinter der Theke aus. Die Servicekraft lässt einen Big Tasty bauen, steckt ihn in ein viel zu kleines Packpapiertütchen und überreicht ihn mir. Ich ergreife das Tütchen, will es dem Freund reichen, doch die Verpackung hält dem Gewicht nicht stand: Der Burger segelt zu Boden und reißt dabei die Getränke mit sich in die Tiefe. Es spritzt.

Jetzt herrscht erst recht Chaos in der Frittenbude. Der Burger liegt derweil in einer Lache aus Cola und Mineralwasser, in völliger Auflösung begriffen. Welch trauriger Anblick. Schon stürmt eine Servicekraft nach vorn. Aber nicht, um aufzuräumen. Sie stellt lediglich ein gelbes Hinweisschild auf: Vorsicht, Rutschgefahr. Die Schlange bewegt sich diskret um den todessehnsüchtigen Burger herum.

Ich wische währenddessen Colaflecken von meiner Jacke und schiebe mit dem Fuß ein paar Stücke Salat und Speck tiefer in die Limo-Lache. Nach weiteren 20 Minuten kommt die osteuropäische Bedienung wieder und drückt mir zwei Big Tasty (einen extra als Entschädigung) und unsere Ersatzgetränke in die Hand. Diesmal geht alles glatt, wir verlassen fluchtartig den McDonald's. Auf dem Rückweg versuche ich, vom Eis zu retten, was zu retten ist. Zu spät: Es hat sich in Milchshake verwandelt. Ich seufze. "Sollen wir nochmal zurück?" - "Nein, bloß nicht."

Wochen später bin ich mit A. unterwegs. Wir haben Hunger. "Wollen wir schnell zum McDonald's gehen?" fragt sie. Ich überlege. Denke an den Big Tasty und das geschmolzene Eis, an Norwegen und meinen Onkel. An lange Wochen ohne Nervenkitzel. "Na klar," erwidere ich, "aber nur zum Laden in Laim."  



*Dieser Artikel wurde nicht gesponsert. Ich habe keine Verbindungen zum Unternehmen.

Clickbait! Bananas: Rührende thailändische Werbespots

Wer im Internet auf ganz bestimmten sozialen Netzwerken und Webseiten unterwegs ist (*hust* Reddit, Imgur, tumblr *hust*) kennt den Ausdruck "right in the feels" oder nur "the feels". Gemeint sind überwältigende Gefühle von eher trauriger Natur, oftmals aber auch unspezifisch. Gif-Sets können traurig sein, Krankheitsgeschichten oder rührende Momente, die den Glauben in die Menschheit wiederherstellen.

Was mich "right in the feels" trifft, sind thailändische Werbeclips. Ich bin mir nicht sicher, ob thailändische Werbung generell auf die Tränendrüse drückt oder ob nur die gefühligsten es auf YouTube schaffen. Wie dem auch sei - aus Europa sind mir keine Werbeclips bekannt, die so ins Herz treffen.

Zum Wochenende also eine kleine Auswahl. Bitte haltet Taschentücher bereit. Menschen mit hyperaktiven Tränendrüsen und Spiegelneuronen bitte ich, vom Gucken dieser Clips Abstand zu nehmen. Ernsthaft. *not a joke*

1. Giving Is the Best Communication 




Dieser Clip macht Werbung für - Telekommunikation. Wer hätt's gedacht. *schnief*

2. Mother and Son




Ratet mal, von wem diese Werbung stammt. Ihr werdet überrascht sein, versprochen. Tipp: Das Produkt verleiht wohl nur in Deutschland Flügel. *heul*

3. Deaf Daddy




Versicherungen in Thailand werben anscheinend häufiger mit Melodramatik. Auch wenn ich weiß, dass es einfach Manipulation meiner Gefühle ist: Meine Augen laufen dennoch über. Stupid feels. *schluchz*


4. Deaf Girl




Das ist schon die zweite Werbung, die Menschen mit Hörbehinderung zeigt. Ich weiß leider nichts darüber, ob Hörbehinderungen in Thailand besonders häufig oder besonders stigmatisiert sind. Auch hier werdet ihr nicht darauf kommen, für welches Produkt hier geworben wird. *rotz*

5. My Beautiful Woman




Das Beste Schlimmste zum Schluss. Das ist das Neueste mir bekannte Werbestück aus Thailand. Auch hier wieder: Feels, feels, feels (und auch noch Bonuspunkte wegen der wahren Begebenheit). Das beworbene Produkt ist allenfalls lose mit dem Clip verbunden. *schneuz*


Ich hoffe, ihr habt euch wieder gefangen. Ich zumindest habe eine Weile gebraucht - noch nie habe ich bei einer Recherche so viele Tränen vergossen. Aber ich weine inzwischen auch im Kino und bei Serien und in Gesprächen und bei Büchern und...

Vielleicht finde ich noch heraus, wer überall bei mir zu Hause Zwiebeln versteckt.

Dokumentation "Camp 14 - Total Control Zone" auf arte - einige Gedanken


(ich probiere gerade die neue Einbetten-Funktion von Getty Images aus. Interessant, dass in München und Pjöngjang fast die gleichen U-Bahnen fahren)


Gestern abend lief auf Arte eine sehenswerte Dokumentation über Camp 14 in Nordkorea, einem der schlimmsten Strafgefangenenlager des Landes. Shin Dong-Hyuk hat es 2005 geschafft, von dort zu fliehen. Anders als viele andere politische Gefangene kannte er aber nie ein Leben außerhalb, sondern er wurde im Camp geboren.

Wer es psychisch aushält, kann sich bis zum 12. März die Doku in der +ARTE Mediathek ansehen. Es gibt keine Überdramatisierung, aber auch keine Beschönigung. Opfer und Täter kommen zu Wort. Shin Dong-Hyuks Schilderungen vom Alltag im Lager werden zurückhaltend mit Animation in Szene gesetzt.

Ich habe dennoch Zeit gebraucht, um wieder in meiner Realität anzukommen. Einige Gedanken kamen mir bei meiner mentalen Nachbearbeitung des Gesehenen, die ich gerne mit euch teilen möchte.

Menschen degenerieren

Man würde meinen, den Leuten wäre es egal, ob sie im Lager sterben. Aber gerade dort entwickeln sie einen unfassbaren Überlebenswillen. Wenn man ihnen mit dem Tod droht, tun sie alles und gehorchen.
Die Aussage eines Wärters. Ich bin keine Biologin oder Psychologin, kann daher nur Gedankenexperimente machen. Was ich mir aber vorstellen kann: Ein Mensch ist in so einer aussichtslosen Situation zurückgeworfen auf seine biologischen Überlebensinstinkte. Jeder Organismus tut alles, um sein Leben zu erhalten, egal wie elend und fürchterlich dieses Leben sein mag. Das, was wir menschliches Verhalten nennen, ist in solchen Extremsituation allenfalls eine dünne Lackschicht, die einfach abplatzt. Was zum Vorschein kommt: ein rohes Leben.
Menschlichkeit muss man lernen - Shin Dong-Hyuk hat aus Naivität (wie er es nennt) seine eigene Mutter und seinen Bruder verraten und hat angesehen, wie sie hingerichtet wurden. Bei der Exekution damals hat er kein Mitleid oder gar Trauer verspürt. Woher auch? Woher sollte er wissen, wie Menschlichkeit und Familie funktionieren?

Essen ist wichtiger als Freiheit

Shin Dong-Hyuk kannte nichts anderes als die Grausamkeit und das Elend des Lagers. Nach eigener Aussage wusste er zwar, dass es noch eine Welt außerhalb gab, aber er konnte sich keine Vorstellung davon machen - er war ja nie draußen und hatte keine Vergleichsmöglichkeiten. Das ändert sich erst, als ein etwas älterer Gefangener anfängt, mit ihm zu arbeiten und ihm von "draußen" erzählt. Auch das ist für ihn nur mäßig interessant - was soll denn ein Bett sein? Erst, als der Mithäftling von einem Barbecue erzählt, wird es auch für Dong-Hyuk spannend - zum ersten Mal entsteht der Gedanke, dass er fliehen will: "Ich wollte raus. Aber nicht, um frei zu sein. Sondern um mich einmal mit Reis sattessen zu können."
Diese Art von Geschichte ist wenig heroisch, nicht hollywoodtauglich. Er will raus, weil er hungrig ist. Nicht weil er Ideale gehabt hätte.

Gib einem Menschen Macht - er/sie missbraucht sie

Nicht nur Shin Dong-Hyuk als Opfer kommt zu Wort - auch zwei Täter sprechen über das, was sie in  Lagern getan haben. Es ist ein erschütterndes Zeugnis der Grausamkeiten und beweist wiederum eindrücklich, was eine Diktatur in den Köpfen anrichten vermag: Mir gefror das Blut in den Adern, wie normal sie über Folter und Tötung der Häftlinge sprachen. Im Laufe des Interviews empfinden sie aber Scham oder zumindest Verwunderung über ihre Taten. Einer der Wärter betitelt sich rückblickend selbst als "Gestapo".
Wenn ich in einem totalitären Staat aufgewachsen wäre - hätte ich die Kraft gehabt, mich zu wehren? Hätte ich Macht gehabt, hätte ich sie missbraucht? Wir möchten meinen, dass wir uns klüger oder mutiger verhalten hätten. Aber wenn die Grausamkeit Normalität ist? Ich hätte mich vermutlich gefügt, egal ob auf Täter- oder Opferseite. Ich wäre mitgelaufen, um mein eigenes elendes Leben zu retten.

Die Macht des Gewohnten

"Ich möchte wieder zurück nach Nordkorea. Dorthin, wo ich aufgewachsen bin. Ich möchte mich dort als Kleinbauer mich ernähren", so erklärt es Shin Dong-Hyuk.
Dieser Mann schläft auf einem Teppich, seine Wohnung ist leer. Er scheint nicht einmal Stuhl und Tisch zu besitzen. Im Lager hatte seine Familie auch immer auf dem Betonboden geschlafen. Er konsumiert nicht, vielleicht, weil er das nie gelernt hat. Er will nach Hause. Zuhause, das ist für ihn Nordkorea und das Lager.
Ich kann mir nicht vorstellen, was für ein unglaublicher Kulturschock der Wechsel von Camp 14 zu Südkorea gewesen sein muss. Selten habe ich ein solches In-die-Welt-Geworfen-Sein bei einem Menschen gesehen. Dong-Hyuk hat oftmals einen abwesenden Blick - er ist physisch in der Welt der Freien, aber doch nicht richtig dort. Regelrecht schmerzhaft anzusehen ist diese Diskrepanz zwischen ihm und der Welt, wenn man ihn bei einer studentischen NGO in den USA sieht. Hier die lauten, extrovertierten, freien AmerikanerInnen, dort er - abwesend, fast teilnahmslos. Sie nehmen den Raum regelrecht in Besitz, während er sich hineinstiehlt.

Kapitalismus ist nicht toll, Freiheit eine Last

"Im Lager habe ich Folter und harte Arbeit erdulden müssen. Aber was mir hier das Leben schwer macht, ist das Geld. (...) In Südkorea dreht sich alles nur ums Geld. Ich habe im Lager nie einen Selbstmord gesehen, auch wenn das Leben dort hart und anstrengend war. Hier wird jeden Tag davon berichtet."
Vorher nannte ich unsere Welt die Welt der "Freien", aber stimmt das überhaupt? Was sagt Dong-Hyuks Überlegung über unser Wirtschaftssystem aus? Da ist jemand, der ist in der sprichwörtlichen Hölle auf Erden geboren und aufgewachsen. Dennoch sieht er das Problematische an "unserem" System.
Wenn man wie Dong-Hyuk mit ständiger Bedrohung und dauerndem Hunger lebt, kennt man nur ein Ziel: überleben, egal wie. Im Lager gibt es strenge, aber genaue Regeln, die zu einem gewissen Maß das Überleben sicherstellen. Aber draußen?
Wer nie in seinem Leben frei war, für den ist es hart, frei zu sein. Auch von "gewöhnlichen" Häftlingen hört man gelegentlich, dass sie nach ihrer Freilassung wieder zurück möchten. Freiheit ist eine Bürde - das Leben außerhalb von Gefängnismauern ist chaotisch, macht Angst. Niemand sagt einem, was man zu tun oder zu lassen hat. Entweder man schwimmt oder man geht unter. Wir kennen das Spiel, aber selbst dann ist es schwer - Selbstmorde und Depressionen sind möglicherweise ein Indiz.




Shin Dong-Hyuk ist nicht angekommen im Leben außerhalb. Wie auch? Seine prägendsten Jahre der Kindheit und Jugend hat er im Lager verbracht. Ob er jemals ankommen wird? Ob er glücklich oder wirklich frei sein wird? Ich bin mir nicht sicher.

Nail Artsy: nail art inspired by female artists - Karla Gerard



Es ist eine Weile her, dass ich Nailart gepostet habe. Anfangs lag es nur daran, dass ich einfach zu beschäftigt war um mir irgendwas Besonderes auszudenken. Dann wiederum fiel mir nichts ein, wie ich meine Nailart verbessern könnte. Mir kam dann doch noch die zündende Idee: Künstlerinnen.

It's been a while since I last posted any nailart. First, I was busy and just slapped on some colour on my nails without thinking twice about any artistic design. Second, I didn't really know what to paint to level up my nail art skills. But finally I got a great idea: female artists.



Wie in vielen anderen Bereichen auch wurden Frauen in der Kunst häufig übersehen. Als ich im Kunst-LK in der Schule war, kamen nicht allzu viele Künstlerinnen in unseren Schulbüchern vor - seltsam, zumal die meisten Schüler im Kurs weiblich waren. Auch bei zeitgenössischer Kunst überwiegen die Künstler, die Millionen umsetzen und gefeiert werden.
Just like in many domains, women have been overlooked quite a lot in art. I remember when I took art classes at school, there were not that many female artists in our textbooks - despite the fact that the majority of our course consisted of female pupils. Even in contemporary art, it is the male artists who make the most revenue and are celebrated stars.



Häufig war der Grund schlicht, dass früher weniger Frauen Kunst als Beruf wählten. Man sollte nicht vergessen, dass eine Karriere meist nur für privilegierte und/oder extrem talentierte Männer vorgesehen war (die einfache Bevölkerung hatte so oder so einen harten Stand). Kunst war nun mal reiner Luxus. Heute gibt es für den Mangel an Künstlerinnen an der Spitze keine Gründe mehr außer strukturellem Sexismus.
Often the reason simply was that there weren't many women to pick up art as a profession to begin with. Let's not forget that working persuing an actual career was mostly limited to privileged and/or extremely talented men. (Peasants everywhere had a hard life, I assume). Art was pure luxury.
Today there is only one reason why there are so few top female artists: structural sexism.



Also habe ich beschlossen, mich selbst herauszufordern: Ich versuche, möglichst viele Künstlerinnen zu finden und mich von ihren Werken inspirieren zu lassen. Das tolle an Nailart: Man kann diese Kunst überall hin mitnehmen. In dieser Hinsicht hat Nailart sogar einen Vorteil gegenüber gewöhnliche bildende Kunst. Wer kann schon ein Gemälde mitnehmen? Aber genauso wie Gemälde dient Nailart keinem Zweck außer ästhetisch zu sein (wobei sich über Geschmack endlos streiten lässt).
This is why I will challenge myself to find more female artists and to let myself be inspired by their work. The cool thing about nailart: It is art you can take with you, no matter where you go. In that respect it has an advantage compared to "normal" art. Who could possibly take a painting on a huge canvas with them? But just like paintings nailart serves no other purpose than to be aesthetic (though one can argue about taste for days on end).


Dieses Design ist inspiriert von der zeitgenössischen Malerin Karla Gerard. Ich habe eines ihrer Bilder auf pinterest gefunden - der sehr farbenfrohe, an folkloristische Kunst angelehnte Stil hat mir gleich gefallen. Man kann ihre Werke auch auf eBay käuflich erwerben.
This particular nailart was inspired by contemporary painter Karla Gerard. I found her on pinterest - I liked the very colourful folk art inspired style right away. You can also buy her works directly on eBay.


Übrigens nehme ich auch gerne Vorschläge an - welche Künstlerinnen (tote oder lebende) möchtet ihr gerne auf meinen Nägeln sehen?

By the way, I also take requests - which works of female artists (dead or alive) would you want to see recreated on my nails?