Give-away (beendet): Postkartenset von kate hers RHEE




Anlässlich zur Eröffnung von kates Ausstellung in der IBB Videolounge verlost Danger!Bananas 2x einen Postkartenkatalog mit Arbeiten von kate hers RHEE aus den letzten Jahren. Quasi ein Best-Of im DIN A6-Format. Zusätzlich lege ich noch Handy-Anhänger dazu, die ich beim Shoppen im Aquarium von Shanghai für Bananen hielt. Ich weiß immer noch nicht, was sie darstellen sollen, aber hey, sie sind gelb. Obendrauf gibt's eine handgeschriebene Notiz von mir. *woohoo*

Um einen dieser formschönen Kataloge zu gewinnen, müsst ihr nur folgendes tun: Schreibt bis zum 11. Mai eine E-Mail an danger.bananas@gmail.com mit dem Betreff "Gewinnspiel" und eurer Adresse. Jede/r kann nur einmal mitmachen.

Am Ende wird unter allen Teilnehmenden ausgelost. Mitmachen dürfen alle weltweit. Ausgeschlossen sind Angehörige und Anverwandte von Danger! Bananas (lol).


English:
As kate's exhibition as the IBB Videolounge is opening, Danger!Bananas is having a little give-away: You can win one of two postcard catalogue sets with works by kate hers RHEE from recent years. A best-of in postcard format, if you will. Additionally, you can win mobile phone pendants that I found while shopping at the Shanghai Aquarium and that I (mis-?)took for bananas. I still don't know what they're supposed to be, but hey, they're yellow. On top, you also receive a hand-written note by me. *woohoo*

To win one of those beautiful catalogues you only need to do the following: write an e-mail to danger.bananas@gmail.com until 11 May, 2014, subject "Give-away" with your address. Everyone can only participate once.

In the end two winners will be picked at random. This give-away is open internationally. Excluded from participation are relatives of Danger! Bananas (lol).

EDIT: Das Gewinnspiel ist beendet./This give-away has ended. 

Naekubis Presseschau am 28. April


Ostern ist vorbei, der Maifeiertag nähert sich. Was aber nicht bedeutet, dass die Welt eine Pause beim News-Produzieren mcht. Die Presseschau mit interessanten Links und News aus den letzten zwei Wochen. 

Fernsehtipp: Mo Asumangs "Die Arier"

Morgen, den 29.4., läuft um 22.10 Uhr auf arte Mo Asumangs Dokumentation "Die Arier". Auf der Webseite heißt es dazu: "Der Dokumentarfilm ist eine persönliche Reise auf der Suche nach den Ursprüngen des Arierbegriffs und dessen Missbrauch durch Rassisten in Deutschland und den USA. Die afrodeutsche Regisseurin Mo Asumang konfrontiert Rassisten mit scheinbar arglosen Fragen. Sie sucht nach den Menschen, die hinter der hasserfüllten rechten Ideologie stehen."

http://www.arte.tv/guide/de/047523-000/die-arier
 

Miese Flüchtlingspolitik in Deutschland

Was ich nicht wusste und worüber selten berichtet wird: In deutschen Flüchtlingslagern kommen Menschen zu Tode. Die antirassistische Initiative Berlin veröffentlicht regelmäßig den Bericht "Bundesdeutsche Flüchtlingspolitik und ihre tödlichen Folgen", in denen über Missstände berichtet wird. Demnach stiegen Angriffe auf Flüchtlingsheime im letzten Jahr auf 24, gegenüber 17 im Jahr 2012. Die Dokumentation wird von Freiwilligen zusammengetragen und recherchiert.

http://www.heise.de/tp/news/Mehr-Angriffe-auf-Fluechtlingsunterkuenfte-2172151.html

Abenteuer einer vietnamesischen Mutter auf deutschen Ämtern

In mancherlei Hinsicht bin ich sehr dankbar, einen deutschen Pass zu besitzen - so bleiben mir demütigende und zeitraubende Besuche bei Ausländerbehörden erspart. Sándor Namesnik hingegen hat eher unfreiwillig nähere Bekanntschaft mit der deutschen Bürokratie gemacht: Er hat Südostasienwissenschaften mit Schwerpunkt Vietnam studiert und fungierte als Übersetzer für LInh Tran, eine junge Mutter, die Hilfe bei Behördengängen brauchte. Was zunächst als Dolmetscherjob begann, wurde schnell zu einem erschöpfenden Vollzeitengagement durch die Mühlen deutscher Bürokratie. Auf diesen Artikel hat mich Ali Schwarzer hingewiesen - danke!

http://www.migazin.de/2014/04/17/eine-mutter-student-abenteuer-aemtern/ 

Uniqlo in Deutschland

Bei meinen Aufenthalten in Japan bin ich immer gerne zu Muji und Uniqlo gegangen. Beide Ketten setzen auf Minimalismus und klare Linien (anders als 90% an Kram, den man in Japan kaufen kann). Nachdem Muji schon seit einiger Zeit in Deutschland angekommen ist (ich liebe meine transparenten Nagellackboxen), drängt jetzt die Klamottenmarke Uniqlo auf den hiesigen Markt. Ob das klappt und ob die Leute den Namen akzeptieren, der irgendwie nach Locus in Anstalten höherer Bildung klingt, wird sich zeigen:

http://www.welt.de/wirtschaft/article127236807/Japanischer-Woehrl-eroeffnet-Filiale-in-Deutschland.html

E-Books in China

Nachdem erst vorgestern der Welttag des Buches war, wirft die Tagesschau einen Blick auf den elektronischen Buchmarkt in China. Dank dem Schriftzeichensystem, mit dem man mehr Text auf einem Smartphonebildschirm unterbringen kann, den langen Anfahrtswegen zu Arbeit oder Bildungsstätte und der Bereitschaft, "on the go" zu lesen, hat sich ein lukrativer Markt entwickelt. Hohe Literatur darf man dabei aber nicht erwarten:  

http://www.tagesschau.de/kultur/ebooks-china100.html


Bilder aus Japan im 19. Jahrhundert

Historische Fotografien sind schon etwas Schönes - leider findet man aber selten asiatische Gesichter (außer in kolonial-rassistischen Zusammenhängen). Deshalb ist diese Fotostrecke so interessant: Es sind nachcolorierte Bilder aus dem Japan des 19. Jahrhunderts. Die abgebildeten Sumo-Ringer würde man heute niemals als "dick" bezeichnen.
 
http://memolition.com/2014/04/23/hand-coloured-pictures-of-japan-in-19th-century/

Gerechtigkeit für koreanische Trostfrauen? 

Im Zweiten Weltkrieg wurden hauptsächlich koreanische Frauen von Japan zur Sexsklaverei für die Streitkräfte gezwungen - man nannte sie euphemistisch Trostfrauen. Jetzt fanden Gespräche zwischen Südkorea und Japan statt, in denen es unter anderem um die Frage einer offiziellen Entschuldigung und Entschädigungszahlungen vonseiten Japans ging:

https://www.arirang.co.kr/News/News_View.asp?nseq=160879

Leuchtende Nail Art - bei Anruf Blinken

Ach, moderne Technik: Anstatt dass wir dich dafür nutzen, den Hunger auf der Welt zu beenden oder unser Trinkwasser sauber zu halten, nutzen wir dich für nutzlose Anwendungen wie blinkende Nail Art. Diese Nagelfolien sind mit sogenannter Near Field Communication-(NFC)-Technologie ausgestattet. Die Nägel kommunizieren so mit dem eigenen Smartphone. Sobald ein Anruf getätigt wird, blinken die Nägel. What a time to be alive.

http://www.thestar.com.my/Lifestyle/Women/Beauty/2014/04/19/From-Japan-the-worlds-first-nail-art-that-glows-when-you-phone-home/

Blogtipp: Vanessas Erfahrungen in Vietnam

Vanessas Blog befindet sich in meinem Blogroll und ist einer meiner Lieblingslektüren, weil er so verdammt gut geschrieben ist. Derzeit befindet sie sich für ein Praktikum in Hanoi. Auf ihrem Blog berichtet sie davon, wie das so ist, als Auslandsvietnamesin dort zu sein, einen Alltag zu haben, die Verwandtschaft zu treffen. Mir gefällt, dass sie sehr ehrlich auch über ihre negativen Gefühle schreibt, denn nicht alles ist super und toll, wenn man seinen eigenen Wurzeln begegnet. Ihre Befremdung und ihren Frust über Vietnam kann ich nur zu gut nachvollziehen. 

http://philographie.blogspot.de/2014/04/tunnel-und-licht.html


Was habt ihr in letzter Zeit Interessantes gelesen?

"Ich möchte etwas Zeitloses und Universelles herstellen" - Interview mit Performance-Künstlerin kate hers RHEE


kate hers RHEE traf ich in Berlin auf der korientation-Feier. Ihr Name war mir vorher schon bekannt, weil mir mal jemand ihre Webseite als Tipp zugesteckt hatte. Als Künstlerin beschäftigt sie sich mit Fragen von Identität. Dabei kann sie aus ihrer eigenen vielschichtigen Identität als Koreanisch-Amerikanerin in Deutschland schöpfen.
Anlässlich ihrer Ausstellung in der IBB-Videolounge in der Berlinischen Galerie vom 30. April bis 26. Mai 2014 habe ich sie interviewt und sie ausgiebig zu ihrer Arbeit befragt. An dieser Stelle noch einmal Danke an kate für ihre ausführlichen Antworten!

Portrait of the Artist, armed and grateful ©2011 kate hers RHEE and Jesse Bercowetz

D!B: Erzähl ein bisschen über dich: Wie bist du Künstlerin geworden?
khR: Ich wurde in Seoul geboren und bin in den Vorstädten von Detroit aufgewachsen, habe in Seoul, Detroit, Boston, Irvine, Zürich und Los Angeles in dieser Reihenfolge gelebt und gearbeitet, bevor ich 2009 nach Berlin zog. Insgesamt habe ich an 35 verschiedenen Orten in 15 Jahren gelebt. Deshalb ist es eine Erleichterung, sich irgendwo dauerhaft niederzulassen. Diese nomadische Existenz war zwar aufregend, aber auch atrophisch für meine künstlerische Arbeit und meine körperliche und seelische Gesundheit.

Ich wurde im Jahr des Drachen geboren und bin Widder. Meine Lieblingsfarbe ist Kelly-Grün. Ich habe meinen Führerschein mit 15 gemacht, aber ich kann nur Automatik fahren. Ich habe einen schwarzen Gürtel im Taekwondo seit ich 12 bin, aber damit aufgehört wegen rassistischer Hänseleien.
Obwohl ich Kunst acht Jahre lang studiert und zwei Abschlüsse in Bildender Kunst habe, dachte ich immer, dass ich mal in Museumserziehung oder einer anderen Art von Non-Profit-Arbeit landen würde. Ich habe sehr lange auch während meines Studiums in Kalifornien daran gezweifelt, ob ich tatsächlich als bildende Künstlerin erfolgreich sein könnte. Aber erst mit meinem Umzug nach Berlin entwickelte sich meine Technik und ich fand meine ganz eigene Stimme.

Welche Medien nutzt du am häufigsten und warum?
Ich arbeite mit vielfältigen Medien - es hängt vom Projekt ab und was ich versuche zu erreichen. Ich folge meist einem konzeptionellen Ansatz: Projekt, Prozess und Recherche. Mit dem quasi-wissenschaftlichen Ansatz nähere ich mich analytisch und überlegt. Dennoch finde ich meinen kreativen Prozess ziemlich intuitiv. Schon als kleines Kind begann ich damit, mehrere Medien und Strategien anzuwenden - damals beendete ich nie, was ich begann, ich war schnell gelangweilt und hatte Schwierigkeiten beim Lernen. Später als junge Erwachsene erklärte mir ein Arzt, dass ich vermutlich nah an einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung bin, was aber nie diagnostiziert wurde. Aber ich hatte Glück, dass ich meine Einschränkungen überwinden konnte.

Mein Grundstudium war eine wilde Zeit, weil ich mit Zeichnung, Malerei, Fotografie, Video, Performance, Film, Sound-Kunst, Druck und Skulptur experimentierte. Ich war wie ein Kind im Süßigkeitenladen - ich konnte mich nicht auf eins konzentrieren. Später habe ich mich doch auf Performance fokussiert, weil die meisten meiner Kurse in diesem Institut stattfanden. Als ich meinen Master machte, habe ich hauptsächlich mit Zeichnung und Video gearbeitet. In den letzten Jahren habe ich mich meist mit sozialer Intervention und Performance beschäftigt, die entweder von einer Kamera dokumentiert oder speziell für die Kamera aufgeführt wird.

Eines deiner Hauptthemen ist "transnationale und kulturelle Identität". Was bedeuten dir diese Themen und wie verarbeitest du sie in deiner Kunst?
Wahrscheinlich hatte die Erzählung meines Lebens einen großen Einfluss auf meine künstlerischen und wissenschaftlichen Interessen. Vielleicht bin ich so viel umgezogen, weil ich auf der Suche nach etwas war, etwas, an das ich mich klammern konnte, etwas Vertrautes. Ich habe mich nie richtig zu Hause gefühlt. Transnationalismus und kulturelle Identität sind Themen, an die man täglich denkt, wenn man im Ausland wohnt. Die Themen wurden für mich dort wichtiger, wo meine Identität nicht so einfach kategorisiert werden konnte, etwa in Korea oder hier in Deutschland. Traurigerweise sogar in den USA, wo die asiatisch-amerikanische Bevölkerung gedeiht - politisch stehen wir weiterhin am Rand und werden nie richtig als echte AmerikanerInnen akzeptiert. Anti-asiatische Diskriminierung floriert immer noch.

Natürlich ist es schwierig, sich in der eigenen Kunst politisch zu engagieren ohne belehrend zu sein. Als Produzentin von Kulturgütern bin ich zuallererst Künstlerin. Ich möchte etwas Zeitloses und Universelles herstellen, selbst wenn ich weiß, dass es schwierig ist. Deshalb gehe ich meine Tätigkeit mit viel Neugier, Verspieltheit und Offenheit an. So versuche ich, meinen ästhetischen Anforderungen treu zu bleiben ohne meine gesellschaftliche Verantwortung und theoretische Position zu vergessen. Meine künstlerischen Handlungen betrachte ich als Experimente, die mehr über eine Kultur, eine Sprache, eine Überzeugung verraten. Provokation und Unbehagen können genauso genutzt werden um Neues zu teilen und eine andere Perspektive zu zeigen. Ich denke, es ist möglich, sowohl hohen künstlerischen Wert als auch eine effektive politische Aktion zu erreichen.

7 Drawings, 28 Kisses ©2013 estherka photo credit: Aleks Slota

Hat dein Umzug nach Berlin deine Selbstwahrnehmung, deine Koreanische/Asiatisch-Amerikanische Identität oder deine Identität als Mensch verändert?
Mein Konzept meines Selbst wurde nach meinem Umzug nach Berlin zerschmettert, im positiven und negativen Sinn. Jeder Mensch, der in ein fremdes Land zieht und sich dort dauerhaft niederlässt, muss zweifelsohne seine Selbstwahrnehmung verändern. Meine Arbeit wurde sicherlich mit Ideen von Selbst und Sein besetzt, was offensichtlich durch das Infragestellen meiner Existenz als Fremde in Deutschland befeuert wurde.

Außerdem ist meine Identität als Koreanisch-Amerikanerin oder Asiatisch-Amerikanerisch eine spezifisch amerikanische und mein Anspruch dieser Identität wird in Europa meist nicht besonders akzeptiert oder verstanden. Wobei in den letzten viereinhalb Jahren die Leute verständnisvoller geworden sind und mich nicht mehr in ihre Schubladen stecken.

Eine Sache möchte ich besonders erwähnen, die mir in Europa ziemlich regelmäßig begegnet und die ich kaum beachtet habe, als ich in Los Angeles mit einer großen asiatischen Bevölkerung gelebt habe: Mir fiel viel stärker auf, dass ich als sehr sexualisiertes, objektifiziertes Wesen wahrgenommen werde. Die Schnittmenge meiner Ethnie und meinem Geschlecht befeuert den europäischen Fetisch vom "Anderen". Natürlich gibt es sexuell konnotierte Stereotype auch in den USA, aber ich begegne viel mehr - wie soll ich es nennen - "AnhängerInnen" solcher Stereotype in Europa. In dieser Hinsicht bin ich dankbar, einen POC Partner zu haben.

In deiner Performance "And then there were none." beziehst du dich auf das Kinderlied "Zehn kleine N****lein" sowie auf die Unruhen zwischen Afro-AmerikanerInnen und Koreanisch-AmerikanerInnen. Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede siehst du bei Rassismus in den USA und in Deutschland?

Sicherlich gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei Rassismus, aber meine Absicht war nicht, das zu vergleichen oder gegenüberzustellen. In "And then there were none." interessierte mich, auf welche komplizierte Art und Weise rassifizierte und gegenderte Körper (re)produziert, reduziert und essentialisiert werden. Die zahlreichen Bedeutungsschichten in der Arbeit sollen die Auffassungen von Kultur- und Geschlechterstereotypen durcheinanderbringen.

Die Position der Asiatin erscheint zunächst passiv und gehorsam zu sein aufgrund ihres stoischen Schweigens, aber dann bemerkt man, dass der Schwarze derjenige ist, der am verwundbarsten ist und sich am unwohlsten fühlt durch seine performativen Küsse. Der implizite Bezug zu den Unruhen in Los Angeles und der Gewalt zwischen der koreanischen und afro-amerikanischen Community wurde nur verständlich, weil ich die Arbeit so formuliert habe , dass sie die Theorie von rassischer Triangulation/Dreiecksmethode zwischen Schwarzen, AsiatInnen und anderen (White Gaze) hervorrufen und mit ihr im Dialog stehen kann. Laut Claire Kim, die diesen Begriff geprägt hat, werden "Asiatische AmerikanerInnen nicht in einem Vakuum rassifiziert, isoliert von anderen Gruppen; im Gegenteil: Asiatische AmerikanerInnen wurden in Relation zu Weißen und Schwarzen rassifiziert. Dadurch sind die jeweiligen Rassifizierungsvorgänge dieser Gruppen eng miteinander verwoben." Der/die BetrachterIn der Arbeit besetzt die vordergründige Standardperspektive, bedingt durch den historischen ethnografischen Rahmen weißer Europäer, aber hier sind sie absichtlich gezwungen, außerhalb dieses Rahmens zu warten, als BeobachterIn, aber nicht als TeilnehmerIn.

Viele deiner Arbeiten machten mich nachdenklich, teilweise waren sie verstörend - auf positive Art. In dem Bewusstsein, dass eine biographische Interpretation jeglicher Kunst  zu kurz greift, und dass Kunst etwas ist, bei dem das Publikum reagieren oder den Sinn herstellen muss: Hast du eine bestimmte Reaktion oder ein Gefühl im Kopf, das du im Publikum auslösen willst, wenn du etwas wie "Ach du heilige Scheiße!" erschaffst?
Der erste Impuls um "Ach du heilige Scheiße!" zu machen kam instinktiv. Die Sätze kamen mir so schnell wie ein Gedicht, fast mühelos. Das Werk hat sich unbewusst in meinem Kopf in einigen Monaten geformt. Ich war gerade dabei, "das deutschsprachliche Projekt Teil 2" zu erstellen, ein Sprachlern-Blog und eine soziale Intervention die versucht, AusländerInnen Schimpfwörter "beizubringen" damit sie sich integrieren können. Erst später stellte ich fest, dass das sehr strategisch gedacht war, eine Form von Lernen oder Unterhaltung wie Lehrvideos oder Karaokevideos zu nutzen um hasserfüllte Sprache zu destabilisieren und zu entmachten. Deutsche können durchaus über schwierige Themen wie Rassismus und Sexismus reden, wenn sie lachen.

Derzeit bereitest du deine nächsten Ausstellungen in Berlin vor - könntest du ein bisschen mehr dazu sagen?
Danke, dass du fragst. Einige meiner Performance Video-Arbeiten werden einen Monat lang in der 12x12 IBB-Videolounge in der Berlinischen Galerie im Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur gezeigt. Im Moment bereite ich mich auf eine Abendausstellung vor die am 6. Mai in der Marianne Bar stattfinden wird. Konstanze Hanitzsch, Angie Tsaros und Konstanze Schmitt organisieren sie im Rahmen der Queer Salon Serie.

Gibt es KünstlerInnen, die du bewunderst und die dich inspirieren?
Als junge Studentin wurde ich sehr stark beeinflusst von den Werken von Ana Mendieta, Adrian Piper, Teh Ching Hsieh und dem Theoretiker Edward Said - ich sehe immer noch ihren Einfluss auf mein Werk, selbst zwanzig Jahre später. Mich inspirieren auch die KünstlerInnen Shirin Neshat, Aktivistin Grace Lee Boggs, und die Wissenschaftlerin Rey Chow. Ich liebe das American National Public Radio und höre mir regelmäßig die Podcasts an: Planet Money und Freakonomics, für meine popkulturelle Dosis an sozialer Verhaltensökonomie. Soziale Verhaltensökonomieforschung und -kommentare spielen eine große Rolle darin, wie ich meine sozialen Interventionen begreife. Eine Weile war ich regelrecht süchtig nach der Rachel Maddow Show, einer amerikanischen News- und Politikkommentar-Sendung im Fernsehen, aber ich verzichte inzwischen darauf um mein Deutsch zu verbessern.

Danke für das Interview!

*In der Performance sitzt eine Asiatin einem Schwarzen Mann gegenüber. Sie trägt eine Art "Zaumzeug" aus dem BDSM-Bereich, der ihren Mund immer offen hält. Er steckt ihr Schokoküsse in den Mund und isst sie von ihrem Mund weg, was aussieht wie ein Kuss. Je länger die Situation geht, desto unangenehmer wird es. Anm. D!B

[Tag:] Meine fünf Buchvorsätze 2014




Das Jahr ist schon wieder zu einem Drittel vorbei und da komme ich daher mit meinen Buchvorsätzen für 2014. Schlecht getimet, aber das ist dem Ali Schwarzer anzukreiden, der mir dieses Stöckchen erst vor ein paar Tagen zugeworfen hat. Praktischerweise ist heute Welttag des Buches, also passt das doch wieder ^^

Gefragt wurde nach den fünf Büchern, die ich dieses Jahr noch lesen will. Bedingung: Sie dürfen keine Fortsetzungen von Büchern sein, die ich schon gelesen habe. (Gut für mich - außer Star Wars-Romanen in meiner Jugend habe ich weder Die Tribute von Panem noch 50 Shades of Grey noch Harry Potter gelesen *gasp* *sakrileg!*)

Hier also meine Liste. Mal sehen, ob wir auf Fünf kommen...

Jane Eyre. An Autobiography - Charlotte Bronte

Das Schöne an kanonischer Literatur ist ja, dass Spoiler egal sind, denn diese sogenannte "gute Literatur" hat wohlweislich den Test der Zeit bestanden und sollte daher auch noch nach 200 Jahren  unterhaltsam sein, selbst wenn man weiß, wie es endet. Mal abgesehen davon: Warum sind Romane und Filme sowie Serien heute so gestaltet wie klassische Krimis? Sobald der Mörder bekannt ist, kann man das Ding in die Ecke werfen. Man sollte meinen, dass die Figurenkonstellationen und Situationen ausreichend Spannung liefern, damit nicht die gesamte Last des Werks von der Longitudinalspannung getragen werden muss. Aber nein. Ganze Serien können durch ein schlechtes Finale komplett entwertet werden.
Warum Jane Eyre*? Ich gucke Crashcourse Literature 2 auf Youtube (mit John Green, dem Autor von "The Fault in our Stars", im Deutschen mit dem Titel "Das Leben ist ein mieser Verräter" geschlagen gesegnet), wo dieses Buch besprochen wurde. Es klang ausreichend interessant. Außerdem hatte ich ohnehin eine Lücke, was klassische englische Literatur anbelangt.

Handbuch für Zeitreisende - Charles Yu

Erinnert sich jemand noch an meine kurzlebige Serie "Lesen im Bananenhain"? Sie ruht derzeit, unter anderem weil der letzte Roman so zäh zu lesen war. Dieser letzte Roman nennt sich "Handbuch für Zeitreisende*". Charles, der Ich-Erzähler, ist Tech-Support für Zeitmaschinen, auf der Reise irgendwo zwischen Raum und Zeit und auch sonst eine eher verlorene Persönlichkeit. Ich habe das Buch angefangen, aber bin irgendwann in technischen Beschreibungen zur Funktionsweise dieser Zeitkapseln versandet.

Crazy Rich Asians - Kevin Kwan

Ein Buch aus dem Bereich "moderne asiatische Literatur": Crazy Rich Asians* behandelt das fabelhafte Leben dreier reicher chinesischer Familien in Singapur. Die Geschichte dreht sich um die in Amerika geborene Chinesin Rachel Chu, die die Familie ihres Freundes auf der Halbinsel besucht. Doch anstatt einem bescheidenen Heim landet sie in einem der reichsten Haushalte in Asien. Hilarity ensues. Ohne das Buch bisher gelesen zu haben, erwarte ich von diesem Debütroman eine unterhaltsame, nicht allzu tiefgehende Komödie - das geschriebene Äquivalent zu jeder Rom-Com ever.

Im Kielwasser - Per Petterson

Ich mag Gratiskram - wer nicht? Meistens geht das im Alltag ja nicht über Cremepröbchen in Frauenzeitschriften hinaus, manchmal beschenkt einen das Schicksal auch mit Büchern. Mir letztens passiert mit dem Band Im Kielwasser* von Per Petterson. Der Roman lag ausgemustert in der Stadtteilbücherei, zum Mitnehmen für umsonst. Und ich wäre nicht ausreichend Asiatin/Vietnamesin, wenn ich es liegen gelassen hätte. Das Buch passt insofern, als ich mal Skandinavistik studiert habe (Norwegen, du wirst schmerzlich vermisst. Bis auf deine Küche. Ehrlich, wie kann fiskekake eine gute Idee sein?) Soweit ich gesehen habe, geht es um disfunktionale Familien, ein Thema, das uns alle betrifft. Denn mal ehrlich: Welche Familie ist bei genauem Hinsehen nicht auf die eine oder andere Weise disfunktional?

Ein Roman von einer Frau, in dem es nicht um Liebe geht - N.N.

In dieser Rubrik nehme ich gerne Tipps an. Wenn man nach Literatur von Frauen sucht, bekommt man neben Klassikern meist nur Liebesromane empfohlen. Ich lese hin und wieder durchaus gerne einen Liebesroman, aber ernsthaft: Das kann doch nicht das Einzige sein, was Frauen interessiert? Oder funktioniert das Verlagswesen nach wie vor so, dass kluge, unterhaltsame Bücher von Frauen über andere Themen als Liebe weniger verlegt, gedruckt und vertrieben werden? Schließlich lesen Frauen auch Sach- und Ratgeberbücher, Thriller und Krimis.
Vielleicht handelt es sich hier um einen Teufelskreis: Verlage gehen davon aus, dass Frauen sich als Leserinnen und Autorinnen hauptsächlich für gefühlige Themen interessieren, also werden gerade solche Bücher gemacht und "für Frauen" vermarktet. Frauen nehmen diese Bücher, weil "für Frauen", und steigern damit die Verkaufszahlen für solche Literatur. Was dazu führt, dass die Annahmen des Verlags bestätigt und mehr Frauen mit diesem Autorinnenprofil verlegt und beworben werden.

Wie es üblich ist, tagge ich folgende Personen (falls ihr keine Blogs pflegt, lese ich auch gerne auf Twitter eure Zu-lesen-Liste):

@robin_urban
@Hirn_Sieb
@hanhaiwen
@SasaKiar
@baum_glueck
@puzzlestuecke
@_accalmie
@fasel


*Man möge mir die Affiliate Links verzeihen.

Veranstaltungstipp: Sonnenblumenhaus - ein dokumentarisches Theaterstück


Wer dieses Wochenende noch nichts vor hat und/oder in Hamburg weilt, kann sich im Museum für Volkerkunde (Rothenbaumchaussee 64) das dokumentarische Theaterstück "Sonnenblumenhaus" von Dan Thy Nguyen und Iraklis Panagiotopoulos ansehen.

Thema sind die rassistischen Ausschreitungen, die in Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992 vor den Augen der Welt abliefen und gegen die nichts unternommen wurde. Es waren die bislang schwersten Angriffe gegen Menschen anderer Herkunft in der Nachkriegszeit und hätte aufgrund der massiven Gewalt und dem Versagen von Behörden und Medien den Namen Pogrom verdient.

Das Bild des besudelten Deutschen in Jogginghose mit Hitlergruß ging damals um die Welt - aber was ist darüber hinaus passiert? Wer hat die Opfer zu Wort kommen lassen?


Zitat aus der Pressemeldung:

"Hunderte rechtsextreme Randalierer und bis zu 3.000 applaudierende Zuschauer belagerten die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für vietnamesische Gastarbeiter. Auf dem Höhepunkt der Ausschreitungen zog sich die Polizei sogar völlig zurück und überließ die Belagerten schutzlos dem brennendem Haus.

Das Theaterstück „Sonnenblumenhaus“ dokumentiert die fremdenfeindlichen Ausschreitungen aus dem Jahr 1992 und verarbeitet die Sicht der belagerten Menschen, welche, selbst nach zwanzig Jahren kaum erhört worden sind. Ein transnationales Team geht auf die Suche nach betroffenen Zeitzeugen und befragt sie nach ihrer Version der Geschichte, ihren Lebenserfahrungen und Träumen und gibt Ihnen im Rahmen der Theaterperformance „Sonnenblumenhaus“ endlich eine Stimme.

Dies ist eine Performance von Dan Thy Nguyen und Iraklis Panagiotopoulos. Mit Jan Katzenberger, Claudiu Draghici, Djamila Manly- Spain.

Sa 26. April | 20 Uhr (Premiere)
So 27. April |19 Uhr
Eintritt: € 12 | € 9


Mo 28. April | 9.30 Uhr &11.30 Uhr
Eintritt: Eine symbolische Spende von 1-2 Euro

 
Zur Veranstaltung geht es hier
Zur Facebookseite "


Ich war damals noch sehr jung und habe die Ausschreitungen nicht direkt mitbekommen. Aber ich erinnere mich noch, wie meine Eltern mich vor Neonazis gewarnt haben. Das Traurige war, dass viele vermeintlich "normale" Leute dabei mitgemacht oder die Ausschreitungen begrüßt haben. 

Those who cannot remember the past are condemned to repeat it. (George Santayana)
Those who do remember the past are condemned to watch helplessly while others repeat it. (Das Internet)

Naekubis Presseschau am 14. April

Früher gab es hier die Rubrik "Presseschau", in der ich Medienerzeugnisse einer mehr oder minder kritischen Betrachtung unterzog. Ich habe mich entschlossen, die Rubrik wiederzueröffnen - diesmal aber als Überblick über News aus Asien und von asiatischstämmigen Personen. 

Dokumentation "Tomorrow You Will Leave" 

Ein vietnamesischer Österreicher namens Martin Nguyen hat eine Doku gedreht über die Flucht seiner Familie, die als Boat People über Pulau Bidong nach Österreich in ein kleines Dorf kamen. "Tomorrow You Will Leave" begleitet Martins Vater auf der Suche nach einem Polizisten namens "Ali", der ihm damals im Lager geholfen hat.
Aufmerksame LeserInnen werden sich daran erinnern, dass auch meine Eltern in der "Hölle von Pulau Bidong" gestrandet sind, einem der schlimmsten Flüchtlingslager in den späten Siebzigern/frühen Achtzigern.

http://unser-vietnam.de/index.php/unterhaltsames/unterhaltsames/videos/10257-tomorrow-you-will-leave-martin-nguyens-neuer-dokumentarfilm

Der Mann hinter Flappy Bird

Flappy Bird ist tot, es lebe Flappy Bird. Was viele nicht wissen: Der Programmierer des süchtig machenden Spiels ist Vietnamese: Dong Nguyen hat das Spiel aus einer Laune heraus gemacht - und wurde vom Erfolg förmlich überrollt. Warum er schließlich den Stecker gezogen hat, erklärt er im Interview mit dem Rolling Stone Magazin. Ich ziehe meinen Hut vor diesem unabhängigen Geist:

http://www.rollingstone.com/culture/news/the-flight-of-the-birdman-flappy-bird-creator-dong-nguyen-speaks-out-20140311

Vietnamesische Frauen in Südkorea

Wozu die Verachtung von Frauen führt, zeigen (leider) viele asiatische Länder. In China und Südkorea gibt es durch die Bevorzugung von Jungen inzwischen signifikant mehr Männer als Frauen. Das birgt Probleme gerade auf dem "Heiratsmarkt": Deshalb suchen sich beispielsweise immer mehr koreanische Männer ihre Frauen im Ausland - unter anderem in Vietnam. Die Frauen wiederum erhoffen sich die Flucht aus Armut und "einen Mann, der sie nicht schlägt". Wie (oder ob) das funktioniert, hat Khue Pham für Zeit Online in einer Reportage aufgeschrieben:

http://www.zeit.de/2014/15/suedkorea-vietnam-frauen-heiratsvermittlung

Asiatisch-amerikanische Reality-Show auf Myx TV

Hurra, Trash TV für jede Zielgruppe! Auch wenn ich kein Fan von Reality TV bin, ist das doch eine Meldung wert: Myx TV, ein multikultureller Asian-American TV-Sender produziert eine Reality Show über Asian-Americans. Premiere der Sendung ist am 23. April. (Gab es in Deutschland nicht mal auf Viva oder so eine Reality Show über eine türkischstämmige Clique? - Weiß jemand, wie die hieß?)
Einen Trailer gibt es auf der Seite von Variety:

http://variety.com/2014/tv/news/asian-american-channel-myx-tv-to-debut-first-original-reality-series-exclusive-1201154445/ 

Update zum Heimathafen Neukölln - Facepalm Deluxe



Auf der korientation-Feier in Berlin gab es ein Update zur Situation am Heimathafen Neukölln. Wie ich berichtet hatte, war in einer Ausstellung das Bild einer blonden Frau zu sehen, die im "I love Neukölln"-T-Shirt Schlitzaugen zog. Nachdem nur zögerlich auf Beschwerdebriefe eingegangen wurde, hat ein Aktionsbündnis einen offenen Brief aufgesetzt, um dagegen zur protestieren. Das fragliche Bild wurde zwar nach einigen Tagen entfernt, bis auf halbherzige E-Mails an die Beschwerenden kam aber keine ausreichende Entschuldigung oder ein gangbares Gesprächsangebot.

Was die ganze Sache noch delikater machte: Der Heimathafen Neukölln versteht sich selbst als ein Begegnungsort für verschiedene Kulturen. Dann aber AsiatInnen zu beleidigen, unterstreicht meine Ansicht, dass rassistische Gedanken auch bei vermeintlich progressiven Menschen vorkommen können. Auf Zeit Online wurde im Zuge dieser Affäre ein Bericht über Alltagsrassismus gegen AsiatInnen auf die Seite gestellt.

Die Geschäftsführerin als Täterin

Der öffentliche Druck nahm zu, besonders dann, als einigen BetrachterInnen auffiel, dass die Person auf dem rassistischen Foto eine extreme Ähnlichkeit mit der Geschäftsführerin Stefanie Aehnelt (Foto etwa in der Mitte der Webseite) hat. Als auch die Berliner TAZ deswegen nachfragte, ging es mit der Entschuldigung plötzlich ganz schnell. Am Mittwoch, den 19. März veröffentlichte der Heimathafen Neukölln eine Entschuldigung auf ihrer Webseite. Die TAZ berichtete schließlich von dem Fall.

Dennoch ließ es sich ein Aktionsbündnis nicht nehmen, am Samstag, den 22. März am Heimathafen Neukölln aufzulaufen. Die Beschwerdebriefe wurden vorgelesen, es wurden Flyer verteilt und BesucherInnen bei einer zu diesem Zeitpunkt laufenden Veranstaltung im Foyer angesprochen. VertreterInnen des Heimathafen Neukölln wollte sofort eine Aufarbeitung im Foyer starten, was jedoch abgelehnt wurde. Im Gespräch sagte mir Kien Nghi Ha, der den Protest mitorganisiert hatte, dass das für den Heimathafen Neukölln sicherlich bequem gewesen wäre: die Aufarbeitung in diesem informellen, sehr kleinen Rahmen zu halten, um so weiteren Aufruhr zu vermeiden.

Noch steht ein fester Termin für die Aufarbeitung aus, aber das Aktionsbündnis wird den Heimathafen Neukölln sicherlich daran erinnern. Von Stefanie Aehnelt selbst kam bislang keine persönliche Entschuldigung - als die Mitteilung des Heimathafens veröffentlicht wurde, befand sie sich im Urlaub.

Zumindest lässt sich eines sagen: Der Heimathafen Neukölln hat sich ein ziemliches Eigentor geleistet.

Das Bild musste ich reaktivieren. Facepalm of the week.

"Lachen bringt die Leute enger zusammen" - Interview mit Regisseurin Christine Yoo



Nachdem ich die letzten Tage so viel über asiatische Repräsentation gestritten habe, kommt jetzt wieder etwas leichteres (wir haben uns das verdient). Weil Frühlingszeit auch Hochzeitszeit bedeutet - zumindest war so das Motto aus meinen Tagen in der Hochzeitsbranche - passt der Film Koreanische Brautschau (engl. Wedding Palace) ideal. Seit 31. März ist der Film bei uns im iTunes-Store (auch in Österreich) und auf Google Play sowie überhaupt in Amerika, Europa und Australien. In die Kinos kommt der Film demnächst in Asien.

Die Regisseurin Christine Yoo war so freundlich, mir ein Interview zu geben. Ich habe sie befragt zum Film (spoilerfrei), zu früheren und zukünftigen Projekten und ihre Gedanken über asiatische Repräsentation in westlichen Medien.


D!B: Könntest du uns ein bisschen etwas zu dir erzählen? Wie wurdest du Filmemacherin und welche Projekte hast du in der Vergangenheit gemacht?
CHY: Ich komme eigentlich aus den Bereichen Musik und bildende Kunst. Bevor ich bei Koreanische Brautschau Regie geführt habe, arbeitete ich als Screenwriter und war außerdem Schreiberin bei Afro Samurai, einer fünfteiligen Animeserie mit Samuel L. Jackson in der Hauptrolle. Das war eine amerikanisch-japanische Koproduktion für FujiTV/SpikeTV. Davor habe ich in der Postproduktion gearbeitet für Werbung und Fernsehen.

Skype-Date mit Na Young (Kang Hye-jung)

Wie würdest du Koreanische Brautschau beschreiben (am besten ohne Spoiler)?
Man hat Koreanische Brautschau als koreanische Version von "My Big Fat Greek Wedding" beschrieben. Es handelt sich um eine Komödie über eine relativ normale Situation eines jungen koreanisch-amerikanischen Mannes, der von seiner Familie gedrängt wird zu heiraten. Wegen einem alten Familienfluch, der noch aus der Joseon-Dynastie (die Zeit von 1392 bis 1897, vor der Annexion durch Japan, Anm. der Verf.) stammt, nimmt seine Großfamilie die Situation sehr ernst. Als Jason (gespielt von Brian Tee, bekannt aus Wolverine und als DK in Fast & Furious 3: Tokyo Drift) die Liebe seines Lebens in Korea trifft, gehen sie eine Fernbeziehung über Skype ein. Als sie nach Los Angeles kommt um ihn zu heiraten, ist er erst einmal überrascht: Sie ist nämlich nicht so, wie sie online erscheint. Was folgt, sind Konflikte mit der Familie und seinen eigenen Gefühlen.

Wie kam es zu Koreanische Brautschau? Gab es ein bestimmtes koreanisch-amerikanisches Ereignis, das den Film inspiriert hat?
Meine Familie hat den Film inspiriert. Sie sind zwar nicht so wie die Figuren im Film, aber die Vorstellung von einer eng verzahnten Familie, die sich in all deine Angelegenheiten einmischt gab den Ausschlag. Ich wollte einen Film drehen, der meiner Meinung nach das Leben von Koreanisch-AmerikanerInnen und ihre Verbindungen zu Korea widerspiegelt. In Hollywood ist es ja so, dass es nur wenige Rollen gibt, die von AsiatInnen dargestellt werden. Koreanische Brautschau lädt ZuschauerInnen in das Leben ihrer koreanischen/asiatischen NachbarInnen ein. Und hoffentlich können alle gemeinsam darüber lachen. Lachen ist wie Musik und bringt die Leute enger zusammen.


Skype-Date mit Jason (Brian Tee)

Was ist das Besondere an koreanischen Hochzeiten? Gibt es Bräuche, die mehr oder weniger zwingend notwendig sind?
Die Art von Hochzeit, wie sie in Koreanische Brautschau gezeigt wird, ist vielleicht ein wenig altmodisch im Vergleich zu den Hochzeiten, die heute in Korea populär sind, aber der Stil wurde auf jeden Fall angeregt von vielen Feiern, auf denen ich war. Als ich auf der Hochzeit meiner Cousine in Seoul war, haben mich die Spotlights, die Nebel- und Seifenblasenmaschinen sehr gereizt. Ich fand es toll und wollte das sofort filmen!
Mir gefällt auch der traditionelle Aspekt von koreanischen Hochzeiten, genannt "paebaek". Das ist eine konfuzianische Zeremonie, bei der das junge Brautpaar seinen Eltern und einander Respekt erweist. Braut und Bräutigam tragen traditionelle koreanische Gewänder und es gibt viele symbolische Gerichte, alles ist sehr bunt und eine wunderschöne Feier der Tradition.

Wie war bisher die Reaktion des Publikums in den USA und international?
Bisher sehr positiv. Viele Leute haben mir erzählt, dass sie laut lachen mussten und sogar, dass der Film zu ihrem Lieblingsfilm geworden ist! Die Hollywood-Industrie ist der Meinung, dass Komödien schwer an ein internationales Publikum zu vermarkten ist, aber das ist mit Koreanische Brautschau bisher nicht der Fall. Wobei ich sehr neugierig darauf bin, wie Deutsche und Europa allgemein reagieren werden! Bitte gib mir Bescheid!! :) (Anm. d. Verf.: Ja, das werde ich.)

hinten v.l.n.r.: Peter Kim, Gred Paik, Angela Oh, Charles Kim, Brian Tee, Connie Kim;
vorne: Hee-jung Park, Youngjoo Ko, Bobby Lee, Joy Osmanski, Julia Cho, Kelvin Han Yee, Nancy J. Lee


Eine allgemeinere Frage: Wie bewertest du die Situation des asiatisch-amerikanischen Kinos? Welche Hoffnungen hast du wenn es um Repräsentation von AsiatInnen in westlichen Medien geht?
Es ist ermutigend, dass Equipment leichter und besser verfügbar ist - das steigert die Produktion. Aber vor uns liegt noch ein Berg an Arbeit.
Ich für meinen Teil hoffe, dass mehr ZuschauerInnen Koreanische Brautschau annehmen werden, weil es mein Debütfilm ist. Je mehr Erfolg er hat, desto leichter wird es, den nächsten Film herauszubringen.

Jetzt, wo Koreanische Brautschau weltweit läuft: Arbeitest du schon an neuen Projekten? Könntest du ein bisschen was dazu erzählen?
Ich stecke gerade in der Postproduktion für eine Dokumentation namens "KPOP Brings Peace to the Middle East", die in Israel, Palästina und Korea gedreht wurde. Es geht darum, wie Israelis und PalästinenserInnen Freundschaften schmieden durch ihre Leidenschaft für K-Pop (koreanische Popmusik, Anm. d. Verf.). Im Kontext des Konflikts in der Region regt K-Pop einzigartige Geschichten und Stimmen an über Themen wie Identität, Anstrengungen und den Wunsch, sowohl inneren wie auch äußeren Frieden zu finden.

Das klingt extrem spannend. Vielen Dank für das Interview!

Weitere Informationen:


Offizieller Trailer: http://youtu.be/F-m4OaIGmuM
Behind the Scenes Dokumentation von KBS (Korean Broadcasting System)
Offizielle Behind the Scenes Dokumentation

korientation-Feier in Berlin und Asian-German Identity


Kien Nghi Ha, Illustration von Nguyen I Linh
Ehe die Berlin-Reise im Nebel des Vergessens verschwindet, berichte ich euch noch von dem eigentlichen Grund meines Trips: Kien Nghi Ha, Herausgeber des Bands "Asiatische Deutsche - vietnamesische Diaspora and beyond" hatte mich eingeladen, bei einer kleinen Feier dabei zu sein. Nicht nur ist die neue Webseite von www.korientation.de online, sondern auch die Angelegenheit um den Heimathafen Neukölln hat sich positiv entwickelt (dazu mehr in einem separaten Post).

"Es wäre schön, wenn wir dich mal kennen lernen würden", hieß es in der Mail an mich. Oh, wirklich? ;_; Ich und mein kleiner Blog... T_T
Schnell war das Busticket gebucht und über die panasiatische E-Mail-Liste meine Unterkunft klar gemacht (danke noch einmal an Trang für die freundliche Aufnahme im Wedding!).

Wir trafen uns Sonntagnachmittag bei Kimiko in Kreuzberg, die freundlicherweise nicht nur ihre Wohnung zur Verfügung stellte, sondern sich auch zum Großteil um die Bewirtung kümmerte. (An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für das Sushi und die Waffeln!) Ich habe quasi den gesamten Abend gegessen. Sushi, Kuchen, Baklava, Kimchi-Pancakes, Eis... hach. Essen macht Spaß.

Sushi in the making.

Zusammen ist man weniger allein

Wenn ich an meinem Blog arbeite und mir Gedanken zur asiatisch-deutschen, vietnamesisch-deutschen oder wie auch immer gearteten Identität mache, zu Rassismus und Sexismus schreibe und tweete, dann bin ich hier in München vor allem eins: Einzelkämpferin. Mit wenigen kann ich mich über mein asiatisch-deutsches Leben austauschen, die wenigsten leben es selbst.

Aus diesem Grund war es schön, auf Menschen zu treffen, die eine ähnlich zusammengeflickte Identität haben und dabei ähnlich progressiv denken. Alle, die ich auf der Feier traf, hatten ihre eigene Geschichte: Von Menschen, deren Eltern teilweise oder gänzlich aus Ost-, Südost- oder Südasien stammen oder die selbst von Thailand oder Japan nach Deutschland ausgewandert sind. Ob es in unserer Biographie oder in unserer Identität eine Schnittmenge gibt, die letztlich alle miteinander verbindet, ist schwer zu sagen. Wichtig aber war, dass wir uns alle in irgendeiner Form als asiatisch und deutsch begreifen. Und dass es für uns wichtiger ist, unsere Kräfte zu bündeln anstatt uns bei Konflikten der Vergangenheit aufzuhalten.

Ich bin keine gute Fotografin.


Anders als in den USA, wo die Asian-Americans eine eigene Kultur und Infrastruktur aufgebaut haben, stehen wir in Deutschland noch ganz am Anfang - die Feier in Berlin war der Startschuss für eine hoffentlich engere Zusammenarbeit zwischen Einzelkämpferinnen wie mir und Verbänden mit Länderschwerpunkten. Wir haben hier in Deutschland den Nachteil, dass wir zum einen rein zahlenmäßig viel weniger AsiatIschstämmige haben und dass wir uns zum anderen auf viele verschiedene Städte im ganzen Land verteilen.

Kien Nghi Ha eröffnet die Feier mit einer kleinen Rede.

Studierende, Schreibende, KünstlerInnen und MusikerInnen, Filmschaffende: alles war dabei. Ich fühlte mich sehr wohl, einfach "normal" (Leute, die in ethnischer Hinsicht hier als normal gelten, machen sich gar keine Vorstellung, wie wohl es tut, sich selbst mal als normal zu erleben.) Den gesamten Abend über ging es um Fragen von Repräsentation, Theater und Kunst, wie und in welcher Form wir eine Verbindung zu Asien haben und sie leben (von "ich kann nur noch ganz wenig Vietnamesisch" über "ich fliege alle zwei Jahre nach Japan"). Poststrukturalistische Theorien paarten sich mit unglaublichen Zufällen.

Da war die Sache mit Sabine, mit der ich mich unterhielt. Ihre Mutter ist Koreanerin, ihr Vater Deutscher. Schnell fanden wir heraus, dass wir beide aus Mittelfranken stammten. Ich merkte an, dass ich erst zwei Wochen zuvor in München einen Koreanisch-Deutschen getroffen hatte, der auch aus Franken war, jetzt aber in London lebte. Sabine sah mich entgeistert an: "Du meinst aber nicht meinen Bruder, oder?" Die Welt ist klein.

Wozu das alles?

Nghi fragte mich später am Abend eine Sache. "Warum hast du mit dem Bloggen angefangen?" Ich musste etwas länger überlegen. Inzwischen ist mir Bloggen so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich es einfach mache.

Ich blogge, weil ich muss.
Nicht im Sinne eines Zwangs, sondern im Sinne eines inneren Bedürfnisses.

Um mir über Dinge klar zu werden.
Um meine Position in der Welt zu finden.
Um mich auszudrücken.

Wenn ich dabei andere treffe, denen es ähnlich geht und die meine Gedanken hilfreich finden, freue ich mich.

Danke an alle, die diese Feier möglich gemacht haben: Nghi, Kimiko, Noa, Trang, Ngoc Anh, Dan Thy (ich habe den Namen deiner Freundin vergessen!), Daniel, Toan, Thuy, Smaran, Anna, Susan (aus Freiburg nach Berlin trampen muss man erstmal schaffen), Kate, Sabine, und alle, die ich vergessen habe. Ich komme gerne wieder! :) 



Alltagsrassismus gegen AsiatInnen - das NEO Magazin und #cancelColbert


Wenn ich in meiner Twitter-Timeline ein bestimmtes Hashtag von mehr als einem halben Dutzend Leuten angezeigt bekomme, weiß ich: Es ist wieder ein Shitstorm aufgezogen. Und manchmal sehe ich sogar zwei Shitstorms gleichzeitig - einmal diesseits und einmal jenseits des Atlantiks. Aber von vorn.


TV Total im chinesischen Fernsehen?

Noch habe ich die Hoffnung auf gutes deutsches Fernsehen nicht aufgegeben, weshalb ich immer Vorrezensionen zu Fernsehsendungen lese. Das NEO Magazin klang gut, also sah ich mir die Sendung vom 27. März an. Der SZ-Rezensent hatte auf jeden Fall Recht: Die Sendung war abseits des Üblichen. Dennoch hinterließ sie bei mir einen schalen Beigeschmack wegen einem Beitrag. Falls ihr die Sendung nicht gesehen habt, hier die Kurzzusammenfassung. 

In der Rubrik "NEO Magazin Fernseh-Nothilfe" hilft das Magazin langweilig gewordenen TV-Sendungen mit Content. Opfer Kandidat dieses Mal: TV Total. Die Redaktion des NEO Magazin hat dazu der ProSieben-Sendung ein Band zugespielt, das angeblich eine nicht-autorisierte chinesische Kopie der TV-Total-Serie "Blamieren oder Kassieren?" zeigt, eine Art Gameshow, wo KandidatInnen Geld gewinnen können. Die angeblich chinesische Sendung ist betont auf lächerlich/lustig gemacht: Der Moderator trägt einen knallroten Anzug, zwei Personen in Tierkostümen tanzen durchs Bild.

TV Total nimmt das zum Anlass, die chinesische Sendung als "Blamielen odel Kassielen" nachzustellen. Ich hätte wegen diesem beleidigenden Klischee am liebsten den Fernseher aus dem Fenster gewuchtet ausgemacht. Aber ich wollte sehen, wohin dieses ganze Theater führt. Schließlich löste Böhmermann die Scharade auf: Alles war fake, der chinesische Moderator spricht nicht einmal chinesisch. Es war supereinfach, TV Total reinzulegen, haha.

Am nächsten Tag erhob sich auf Twitter ein Shitstorm gegen Jan Böhmermann, das NEO Magazin und zdf.neo: Rassismusvorwürfe wurden laut, die vom Sender und Moderator weitgehend ignoriert, kleingeredet oder teilweise lächerlich gemacht wurden. Auch ich fand es einfach blöd, wobei die Sendung selbst nur teilweise mein Unbehagen erklären kann. Aber dazu komme ich noch.


 

Colbert Report und der Tweet

In den USA herrscht derzeit unter anderem eine Diskussion über den Namen des Footballclubs "Washington Redskins", der rassistisch und für amerikanische Ureinwohner beleidigend ist. Als Wiedergutmachung hat der Verein angekündigt, eine Stiftung zu gründen. Der Name: Washington Redskins Original Americans Foundation. Ja nee, is klar.
Der Colbert Report, eine eher linksgerichtete Sendung, und Ihr Moderator Stephen Colbert kritisierten diesen Schritt mit einer Satire, die später auch getwittert wurde:
I am willing to show #Asian community I care by introducing the Ching-Chong Ding-Dong Foundation for Sensitivity to Orientals or Whatever - Quelle
Suey Park, eine Asian-American Twitter-Aktivistin und Autorin, nahm diesen Witz zum Anlass, das Hashtag #cancelColbert zu starten, um sich gegen Alltagsrassismus zu wehren. Schon in der Vergangenheit hatte sie mit #notyourasiansidekick zu einer Diskussion über Rassismus gegen AsiatInnen beigetragen. Grund genug für die Huffington Post mit ihr per Google Hangout über den Vorfall zu sprechen. Der Interviewer jedoch war wenig respektvoll - er nannte Parks Meinung "dumm", was entscheidend zur Eskalation beitrug.

Sie brach das Interview ab und machte ihrem Ärger auf Twitter Luft. #CancelColbert gab das noch mehr Auftrieb. Was folgte, waren Androhungen von Mord und Vergewaltigung gegen Park, noch mehr Rassismus und ein veritabler Shitstorm. Ein lesenswerter Artikel zeigt einen möglichen Grund, warum die Reaktionen gegen Park so heftig waren: Die Medien seien laut werdende, mächtige Asiatinnen nicht gewohnt.

Gleichzeitig gab es Stimmen auch innerhalb der asiatischen Community, die die Aufregung um Colbert und den Tweet nicht verstanden: Das sei klar erkennbar Satire, Colberts Persona in der Sendung ist der "dumme Republikaner", er entlarve Rassismus, und Suey Park und ihre FollowerInnen verstünden keine Satire. Die etablierten Medien sekundierten (s. erste Zwischenüberschrift hier).

Alltagsrassismus tief verwurzelt

Nach einigen Nächten darüber schlafen sah ich bei der Causa Böhmermann und #cancelColbert Parallelen: Beide Formate verordnen sich als progressiv. So ist der Colbert Report bekannt dafür, Bigotterie zu entlarven. Jan Böhmermanns Sendung gilt als Speerspitze guten Fernsehens in der Nische. Außerdem bezeichnete er in seiner Sendung den Blackface-Auftritt eines österreichischen Moderators gegen Kim Kardashian auf dem Wiener Opernball als "rassistische Beleidigung", was in deutschsprachigen Medien Seltenheitswert hat.

Beide wollen die Schwächen ihrer ausgewählten GegnerInnen bloßstellen: Colbert will zeigen, dass der Verein rassistisch ist, Böhmermann will die Konkurrenz vom Privatfernsehen als in die Jahre gekommen und unfähig diskreditieren. Dass TV Total obendrein rassistische Klischees von der angeblichen r-/l-Schwäche von ChinesInnen wiedergibt, bleibt jedoch unerwähnt und wird auf der NEO magazin-Webseite munter weitergetragen.

Ebenso gemeinsam haben sie, dass sie AsiatInnen als Mittel zum Zweck gebrauchen. AsiatInnen werden mit Vorliebe zur Pointe gemacht und tauchen auch nur zu diesem Zweck auf. Dass der asiatische Kollege beim NEO Magazin (hatte der überhaupt einen Namen?) auch super wäre als Sidekick, ähnlich wie Manuel Andrack bei Harald Schmid, fällt niemandem ein.

Das Problem sind nicht das NEO Magazin oder der Colbert Report an sich - das Problem ist der blinde Fleck, den progressives Fernsehen nach wie vor beim Thema "hausgemachter Alltagsrassismus" hat, weil er so tief verwurzelt ist, dass er als solcher nicht erkannt wird. Stattdessen wird sich herausgeredet und der Fehler bei der angeblichen Humorlosigkeit der Gegenseite gesucht.

Hier erklärt sich mein Unbehagen: Wenn schon die angeblich fortschrittlichen Menschen und Massenmedien unter rassistischem Denken leiden, möchte ich mir lieber nicht ausmalen, was die Konservativeren oder die Stammtische über MigrantInnen oder auch Homosexuelle denken. Unbehagen ist der falsche Ausdruck - es macht mir Angst.