Leidensfähige Japanerinnen

Osaka im August. Es hat etwa 31 Grad im Schatten und 100% Luftfeuchtigkeit. Alles fühlt sich feucht und klebrig an: die Haare, die Klamotten, alles. Einzige Abkühlung bieten kalte Getränke und der Gang in Geschäfte, die auf einigermaßen angenehme Temperatur heruntergekühlt wurden.

Schwesterherz und ich stehen in einem Manga-Laden. Wer sich hier einen Buchladen wie Hugendubel oder Thalia vorstellt, liegt komplett falsch. Mangas erstrecken sich über unzählige Regalmeter, die einzelnen Reihen sind eng. Es läuft laute Bubblegum-Popmusik auf unerträglicher Lautstärke, es blinkt hier, es dudelt da. Es ist die Vorhölle in bunt. Während ich darauf warte, dass Schwesterherz sich ihre Mangas aussucht, beobachte ich die Leute im Laden.

Naekubi: Guck mal, Schwesterherz! Die eine Frau dort hat ihren blauen Cardigan am Rücken komplett durchgeschwitzt.
Schwesterherz (schmökernd): Hmm...
Naekubi: Warum zieht sie die Strickjacke nicht aus?
Schwesterherz (weiter schmökernd): Das würde doch das Outfit zerstören.

Im Hotel. Wir machen uns für den Tag fertig.  Der Fernseher läuft - japanisches Frühstücksfernsehen. Frühstücksfernsehen hat in Japan einen viel wichtigeren Stellenwert als bei uns, meint Schwesterherz.

Schwesterherz: ...und wenn da ein männlicher Moderator dabei ist, dann halten die Moderatorinnen den Mund. Die Männer stellen die Fragen.
Naekubi: Aha...
Schwesterherz: Jepp, die sagen dann fast nichts, außer vielleicht "oh wie nett/hübsch/toll". Sie sollen halt hübsch aussehen. Ist auch bei anderen Sendungen so: Wenn eine Frau dabei ist, dann häufig als Dekoration. Die Moderatoren sind meistens nicht so hübsch. Das macht aber nichts - die sollen hauptsächlich witzig sein.
Naekubi: ...


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CONVERSATION

5 Kommentar/e:

  1. Osaka ist toll! Hat mir auf meiner Reise am besten gefallen. Viel Spass dort!!

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  2. Das klingt ja so, als ob deine Schwester die Japaner(innen) recht gut versteht... vielleicht bist du ja zu deutsch? ;o)

    Schöne Grüße aus Berlin,
    Monika, mal wieder nicht eingeloggt :-)

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    1. Meine Schwester hat hier ein Jahr lang studiert, also kennt sie die Gepflogenheiten schon ein bisschen. Aber ich glaube schon, dass ich ein bisschen zu deutsch bin ;) Viele Grüße nach Berlin!

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  3. Das erklärt so einiges... bist du noch dort?

    Hoffentlich japanisierst du dich nicht zuuu sehr (bis auf die nail art...) :-) nicht dass u noch aus Styling-Gründen plötzlich Fellstiefel während der Hitzewelle trägst... ach nee, des is ja Berlinisch... ich seh sie hier immer wieder *staun*
    Liebe Grüße von der uneingeloggten Monika

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