La Famiglia oder: Lernen von den Älteren

Eigentlich wollte ich vergangenes Wochenende bloggen, kam aber nicht dazu. Der Grund: Ich besuchte meine Eltern, die wiederum Verwandtschaftsbesuch bei sich hatten. Und zwar nicht von irgendwoher, sondern aus Italien. Italien?

Ich habe es mal irgendwo erwähnt, dass ich sehr zufällig Deutsche geworden bin. Genauso zufällig ist einer meiner Onkel mütterlicherseits zum Italiener geworden.

Nun bringt das Leben als MigrantIn irgendwo außerhalb des Ursprungslandes mit sich, dass die Sprache sich verändert. So passiert es, dass wenn ich Vietnamesisch spreche, einen deutschen Akzent habe und sich viele deutsche Wörter in meinen Wortfluss mischen. Ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie man "Steuererklärung" oder "Liegestütz" auf vietnamesisch sagt.

Bei meiner italienischen Cousine ist es ähnlich - sie hat einen sehr starken italienischen Akzent und manchmal fehlt auch ihr das ein oder andere Wort (nun werfe niemand mehr den MigrantInnen vor, sie würden sich nicht anpassen - wir können halt leider unsere Haar- und Hautfarbe nicht ändern.) Diese babylonische Sprachverwirrung hinderte uns beide aber nicht, über alles mögliche zu reden. Auch wenn es beide Seiten ein bisschen Mühe kostete, die Dinge präzise auf den Punkt zu bringen.

Da Cousinchen einige Jahre älter, seit vier Jahren verheiratet und italienisch-volksfromm ist, wollte sie mir und Schwesterherz also ein paar Tipps und Ansichten für das gute Leben geben.

Im Internet sind "inspirational speeches" fast schon wieder verpönt, aber einige ihrer Aussagen fand ich doch bedenkenswert. Ein paar italienische Wörter stahlen sich in ihre Rede, aber dank Latein- und Englischkenntnisse war das kein Problem.

Zum Thema Beziehungen:

Allora...vielleicht wird es noch dauern, bis ihr den Menschen fürs Leben gefunden habt. Bevor man in eine Beziehung geht, muss man "rispetto" für sich selbst haben. Wenn man sich selbst nicht gern hat und achtet, wie kann man verlangen, dass jemand anderes einen mag? Der andere kann einem nicht alles geben. Man muss sich zuerst selbst verstanden haben, ehe man in eine Beziehung geht.
 Zum Thema innere Ressourcen:
Ich habe lange den Fehler gemacht, zu geben und immer nur zu geben, ohne auf mich selbst zu achten. Ich habe mich und meine Bedürfnisse ignoriert. Das war nicht gut. Ich musste lernen, mich zuerst selbst zu lieben. So wie es in der Bibel heißt: Liebe den Nächsten wie dich selbst. Aber zuerst kommt die Liebe zu uns selbst, das Begreifen unseres Selbst. Das ist die "preparazione" für jede Art von tieferer Beziehung.
Zum Thema Glück und Reichtum im Leben:
Ich habe viel Glück im Leben gehabt. Ich habe eine Arbeit, die mir Spaß macht, einen liebevollen Ehemann, ich habe euch...* Vor einigen Jahren, als ich noch allein war, pilgerte ich zum Ort Medjugorje und betete um einen guten Ehemann. Als ich dort war, kam es mir vor, als ob ich eine Stimme hörte, die mir sagte: Um was du bittest, das wirst du bekommen... e piú - und noch mehr. Mit dieser Botschaft bin ich mit großer Zuversicht nach Hause gefahren und alles kam so, wie ich es in mir gespürt habe - kurz darauf habe ich G. kennengelernt und ich hatte das Vertrauen, dass es klappt zwischen uns.

Ihre Aussagen lasse ich mal unkommentiert stehen.

Habt ihr auch eine bunte Verwandtschaft? Welche guten oder gut gemeinten Ratschläge habt ihr schon von eurer Familie bekommen?




*awwww... ich war echt gerührt. Gänzlich unironisch.

Share this:

CONVERSATION

12 Kommentar/e:

  1. Oh ja. Mein Großvater väterlicherseits pflegte beim Thema Beziehungen immer zu sagen:

    "Lass die Finger von Liebesbeziehungen, die im Freundeskreis, der Nachbarschaft oder auf Arbeit entstehen. Das bringt nur Ärger."

    Ich kann aber nicht sagen ob es stimmt. Ich habe mich nämlich dran gehalten und mir den Ärger erspart. ;o)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das schränkt die Partnersuche aber schon ganz schön ein :D

      Löschen
    2. Jeps, tut es. Bei mir hat es aber trotzdem (oder gerade deshalb?) geklappt mit der Liebe. Schon seit 10 Jahren. Und es ist noch immer kein bisschen langweilig. ;o)

      Im Zusammenhang mit der Liebe fällt mir ein kleiner Aphorismus von Anna Seghers ein, der nur halb, aber doch irgendwie, zum Thema passt.

      "Ich glaube, dass eine gute und stolze Liebe den Menschen stark macht und das hat er wohl nötig in seinem Leben."

      Ja, ohne Zweifel. Das hat er.

      Löschen
    3. Ich habe mir meinen Zukünftigen Mann auch aus dem Arbeitsumfeld geholt. Aber erst, nachdem ich von dort weg bin und wir uns privat auf einer Feier getroffen haben. Ich kenne da einen anstößigen Spruch mit Füller und Firmentinte, der trifft es wohl auch...
      LG, laila.

      Löschen
  2. So richtige Lebensweisheiten gibt es in meiner Familie nicht, nur familieninterne Sprüche. Wenn ich die bringe (meistens unbewusst), kringelt sich mein Freund immer vor Lachen. Zum Beispiel sagte mein Vater immer, um uns Geschwister zum Salatessen zu animieren: "Iss den Salat, der geht direkt ins Blut!" Mehr Sprüche fallen mir grad nicht ein, denn die sitzen so tief, dass ich sie als normal empfinde...

    Ich kann die Aussage Deiner Cousine zum Thema Beziehungen nur unterschreiben! Genau das sagte ich auch immer einer Freundin, die jahrelang Single war und sich selbst immer zu fett, hässlich und dumm fand. Mittlerweile akzeptiert sie, dass sie immer ein wenig kurvig sein wird, und prompt hat es mit der grossen Liebe geklappt!

    Auch was die eigenen Bedürfnisse angeht hat Deine Cousine recht. Es bringt nichts, immer nur für andere dazusein, wenn man selbst dabei auf der Strecke bleibt. Zwar ist das eine recht banale Aussage, aber man muss sie sich immer wieder bewusst machen: Man lebt nur einmal! (Zumindest das aktuelle Leben, so von wegen Wiedergeburt und so...) Und das Leben, das man führt, sollte man so gestalten, dass es einem gut geht, man sich seine Wünsche erfüllt und auch sonst schaut, dass man alles tut um glücklich zu sein. Aus dem Grund hab ich ein Doktorat in mittelalterlicher Geschichte angefangen. Karrieretechnisch hätte ich lieber auf Wirtschaft oder Politik gehen sollen, aber es interessiert mich nunmal nicht. Jetzt arbeite und verdiene ich nur noch 60%, beschäftige mich aber mit einem Thema, das mich unheimlich interessiert und kriege dazu am Ende noch einen Titel, was will man mehr? :)

    Sorry für den langen Kommentar, ich war grad so in Fahrt... ;)

    Schönen Tag und liebe Grüsse!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lange Kommentare gehen völlig in Ordnung, wenn sie nicht zu sehr abschweifen ;)
      Deine Freundin ist der lebende Beweis dafür, dass Selbstakzeptanz der erste Schritt für funktionierende Beziehungen sind. Hat meine Cousine also recht :)

      Und Hut ab, dass du deiner Leidenschaft folgst und in mittelalterlicher Geschichte promovierst ^^ Ich habe auch zunächst mit dem Gedanken gespielt zu promovieren, doch habe ich festgestellt, dass ich nach Jahren des Lesens und Lernens den Elfenbeinturm endlich mal verlassen wollte.

      Löschen
  3. Das erste finde ich besonders richtig und wichtig und sage es auch oft zu Freunden.

    Im Moment kann ich mich nur daran erinnern, dass meine Mutter mir erzählt hat, mein Opa (den ich leider nie kennengelernt habe) hätte ihr mal gesagt, sie solle auf Dates für sich selbst zahlen, damit sie unabhängig bleibt (= dem Typen den nichts schuldet) und gehen kann, wann sie will.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich lass mir schon mal einen Drink ausgeben, gebe aber auch selbst Drinks aus, egal bei welchem Geschlecht. :)

      Aber ich finde auch, dass Unabhängigkeit wichtig ist. Von daher hatte dein Opa schon recht. ^^

      Löschen
  4. Mit Buntheit kann ich schon dienen: Vaterfamilie (Tanten, Onkels, Kusins, Kusinen) in Spanien, polnischstämmige Schwester meiner Mutter vor 40 Jahren nach Italien geheiratet (2 Kusinen).
    Doch ich glaube, die letzte Lebenshilfe von der fernen Verwandtschaft war der Trost meiner sehr spanischen Tantie Luci als ich 16 war: Ich solle mich nicht sorgen, weil ich so schrecklich groß geraten sei (damals noch weniger meine heutigen 1,72 Metern) - auch jemand wie ich werde irgendwann mal einen Mann abbekommen. Ich solle bloß nicht auf den Fehler einer schlechten Körperhaltung verfallen und mich kleiner machen.
    (Seit meiner Reaktion darauf hat die Familie von weiteren Ratschlägen abgesehen.)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das ist schon eine spannende Mischung - beeindruckend :)

      Ich habe den Eindruck, dass Ratschläge weiblicher Verwandter oftmals auf die Optik zielen. Kommentare zu Figur, Gesicht und vieles mehr kommen häufiger als man das haben will oder brauche kann...

      Löschen
  5. Also diiee Familienweisheit in Bezug auf Beziehungen kam ursprünglich von der Schwiegermutter meiner Urgroßmutter. Vor der Hochzeit nahm sie meine Urgroßmutter beiseite und sagte "Und merk dir, Männer müssen nicht alles wissen."
    Ich denke nicht, dass es da darum ging Unehrlichkeit zu verbreiten, sondern einfach darum, den Partner nicht mit jedem Mist zu belasten.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ein Geheimnis hier und da ist sicher nicht verkehrt - man muss niemandem alles erzählen, finde ich :)

      Löschen