Vietnamesen und Hamstereinkäufe: Der Einzelhandel schlägt zurück.

Die Lust der Vietnamesen, viel zu kaufen und zum Sanktnimmerleinstag zu horten, hat einen natürlichen Feind:


Die Abgabe in haushaltsüblichen Mengen. *dramatische Musik*


In den wöchentlichen Prospekten der verschiedenen Discounter und Supermärkte findet sich dieser Halbsatz gerne klein gedruckt unter besonders begehrter Aktionsware: Dazu gehören zum Beispiel Kaffee, Waschmittel, Rama-Margarine und weitere Produkte meist namhafter Hersteller. Aber auch Massenware wie Bohnen in Dosen oder Champignons im Glas sind manchmal mengenbeschränkt.

Die Absicht des Handels ist klar: Möglichst viele Kunden sollen von den Sonderangeboten profitieren. Ein Schnäppchenjäger, der erst mittwochs auf die Pirsch geht, muss ebenso seine Beute ergattern können wie das Hausmütterchen, das bereits montags um zehn vor sieben auf der Matte steht. Nichts wäre schlimmer als einen Kunden zu verlieren, weil das Super-Sonder-Angebot am ersten Tag bereits ausverkauft ist.

Dem gemeinen Vietnamesen schmeckt diese Regelung natürlich überhaupt nicht. Er/sie will so viel kaufen und horten, wann und wo er/sie will. Abgaben nur in haushaltsüblichen Mengen sind eine Freiheitsbeschneidung, die nicht hinnehmbar ist. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. In jahrelangem Training haben meine Eltern und weitere Verwandte und Bekannte raffinierte Methoden entwickelt, diese Hürde zu umgehen:

Sie gehen in einer kleineren Gruppe. Nehmen wir an, es gibt H-Milch günstig zu kaufen, Mindestabgabe sind 2 Kartons à 12 Milchtüten. Also schnappt sich jeder in der Gruppe die höchstzulässige Abgabemenge von zwei Kartons und zahlt separat (wichtig!), am besten an verschiedenen Kassen. Nachteil hier ist allerdings, dass man die Beute mit den übrigen Gruppenmitgliedern teilen muss.

Sie kommen mehrmals in den Laden. Zum Beispiel an verschiedenen Tagen hintereinander. Das ist natürlich insofern unpraktisch, als die heutigen Spritkosten die Ersparnis beim Sonderangebot leicht aufwiegen. Aber was tut man nicht alles für das Gefühl, ein richtiges Schnäppchen gemacht zu haben?

Kommen wir zur Königsklasse: Sie sind unglaublich dreist. Das funktioniert so: In den Laden reingehen, die Höchstabgabemenge nehmen und bezahlen, die Ladung ins Auto packen, wieder in den Markt gehen und das Ganze wiederholen. Gerne auch mehrmals. Hier muss man mit dem Widerstand der Einzelhändler rechnen. Aber wie drückte sich ein Freund meiner Eltern aus, als ihn eine Verkäuferin auf die haushaltsüblichen Abgabemengen hinwies: "Ich kann auch noch hundert Mal in den Laden reingehen, was wollt ihr dagegen machen?!!!eins!!elf!"

Was lernen wir daraus?

Der Vietnamese an sich ist ziemlich duldsam und leidensfähig. Nimmt man ihm aber die Sonderangebote weg, wird er ungemütlich. So richtig.

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10 Kommentar/e:

  1. Was mir unterbewusst anerzogen wurde, interpretier ich z.Z. als Studenten-Denken. "Ich bin Student, da ist es normal, dass ich die Sonderangebote ALLER umliegenden Supermärkte studiere & gekonnt zuschlage." :DDDD

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    1. Haha, leider muss ich dir sagen: Dieses Verhalten ist kein normales Studentenverhalten ^^
      (Und nach Sonderangeboten kaufen mach ich eigentlich immer, hehe)

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  2. Ich warte auf Teil 2 dieses Posts: 10 praktische Verräumungsmöglichkeiten, um mit wenig Aufwand Lagermöbel und dekorative Regale zur Aufbewahrung von Hamsterkäufen in das Wohnungsinterieur zu integrieren :-)

    LG!

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  3. Hehe, mein Freund ist ursprünglich Indonesier, und seine Eltern machen es genauso!! Wir leben alle in der Schweiz, und die fahren für die günstigsten Angebote auch gerne über die Grenze. Und mein Freund kann tagelang im Internet nach den besten Super-Sonder-Angebot suchen... Aber ich finde es gut. So haben wir bei unserem Zusammenzug damals einen Haufen Geld gespart!

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    1. Wir bringen unseren Schweizer Verwandten auch gerne Lebensmittel aus Deutschland mit, nur Fleisch geht eben nicht (wegen Zoll usw.)

      Dein Freund scheint meinem Vater sehr ähnlich zu sein, der guckt nämlich auch liebend gern im Internet nach Schnäppchen. :)

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    2. Hehe, mein Freund hat erzählt, dass sie mal beim versuchten Fleischschmuggel erwischt wurden, und statt den Zoll zu zahlen, sind sie wieder zurück nach Deutschland, haben neben dem Grenzübergang ihren Grill aufgestellt und alles gegrillt, gegessen, und sind dann wieder nach Hause gefahren. Das nenne ich sparsam!

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  4. Meine Oma ist ja nun schon lange tot und daher werde ich jetzt mal auf Photos nachsehen müssen, ob sie nicht vielleicht doch halb- oder zumindest viertel-Vietnamesin war - zur großen Belustigung ihrer Familie hat sie bei Sonderangeboten genauso zugeschlagen, nur hat sie das ganze nicht gehortet sondern an ihre Familie verschenkt. Werde nie den Tag vergessen als sie meiner Mutter 50 Tuben Tomatenpaste überreicht hat....

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    1. 50 Tuben? Da hätte sie sich den Titel als Ehrenvietnamesin verdient ;)

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