"Asiatinnen sind hübscher als Europäerinnen"

Diese Aussage hörte ich von einem lieben Freund. Für mich eigentlich durchaus schmeichelhaft, gehöre ich doch zu den genannten Asiatinnen. Und trotzdem habe ich mich über diesen Satz maßlos geärgert. Warum? Nun...

Ganz oberflächlich gesagt: Ich finde nicht, dass Asiatinnen pauschal hübscher sind. Nicht einmal im Durchschnitt gesehen. So wie überall auch gibt es hübsche, weniger hübsche und gar nicht hübsche Menschen in Asien. Pauschalisierungen machen das Leben zwar einfacher, aber auch undifferenzierter und - dümmer.

Ein bisschen tiefer gehend analysiert handelt es sich bei dieser Aussage um positiven Rassismus. (Nebenbei handelt es sich aus Sicht der Europäerinnen um negativen Rassismus, aber das wirklich nur nebenbei.) Andere Aussagen dieser Rubrik wären "Afrikaner haben den Rhythmus im Blut", "Deutsche sind so pünktlich und gewissenhaft" und "Japaner sind so fleißig und zurückhaltend".

An sich sind das keine Sätze, wo der Integrationsbeauftragte gleich im Dreieck springen würde. Nein, an sich sind sie ja ganz positiv, weil sie als positiv bewertete Eigenschaften in den Vordergrund stellen. Und trotzdem: Es ist streng genommen Rassismus.

Bei den obigen Sätzen handelt es sich um stereotype Bilder, wie bestimmte Nationalitäten oder Ethnien sind. Nun besteht aber bei solchen Propositionen leider die Tendenz, dass sie nicht nur deskriptiv, sondern auch normativ verstanden werden können.
Für Nicht-Akademiker: Solche harmlosen Aussagesätze können auch als Regel aufgefasst werden: Afrikaner sind nicht nur so, sie sollen auch so sein. Ein echter Afrikaner muss den Rhythmus im Blut haben, sonst ist irgendetwas falsch mit ihm.

Und da fängt das Problem an: Rassismus steckt Menschen in ganz bestimmte Schubladen aufgrund von Hautfarbe oder Herkunftsland. Dass das den Denkhorizont einengt, dürfte klar sein. Und was macht man mit all den Deutschen, die notorisch unpünktlich sind und ihr Zeug ständig verlieren, oder mit Senegalesen, die ums Verrecken keinen Takt halten können, oder mit Asiatinnen, die zum Davonlaufen aussehen? Man kann Menschen so nicht gerecht werden.

Hier einmal ein Beispiel aus meiner Kindheit: In der Grundschule wurde ich von Mitschülern immer wieder aufgefordert, ein paar Kungfu-Schläge und -Tritte zu zeigen. "...weil du bist doch Chinesin!" Ich hatte und habe keine Ahnung von Kungfu (bin ja auch keine Chinesin...). Mit meinen beeinflussbaren sieben Jahren glaubte ich jedoch, dass ich das eigentlich können sollte und fühlte mich ziemlich doof und nicht richtig wegen so einem K***.

Die Kinder damals meinten es sicherlich nicht böse. Aus ihnen sprach die Begeisterung für Hongkong-Eastern und Jackie Chan. Als (halbwegs gebildeter) Erwachsener sollte man allerdings von so stereotypen Aussgen dieser Art bitte Abstand nehmen.

Allerdings bleibt jetzt noch das Problem, was ich mit Deutschen mache, die tatsächlich pünktlich und gewissenhaft sind, oder was zu tun ist mit Senegalesen, die jeden in Grund und Boden trommeln und tanzen können oder was mit Asiatinnen, die wirklich wie zarte Porzellanpuppen aussehen...

Nun, die passen sicherlich alle in einen erweiterten Denkhorizont hinein. Neben die leidenschaftliche japanische Tango-Tänzerin, den norwegischen Kungfu-Meister mit dem schwarzen Gürtel und den ghanaischen Trappistenmönch.

(Und als Randnotiz: Die Suchanfragen bei Google zu meinem Blog beinhalten in ausgewogenem Maß sowohl "asiaten sind schön" als auch "asiaten sind hasslich")

Share this:

, , ,

CONVERSATION

6 Kommentar/e:

  1. Das Titelstatement ist so richtig für den Anfang einer langen Diskussion... von Schönheitsidealen in anderen Kulturen und Zeiten über Klischees und Verallgemeinerungn, der Menschheit an sich etc. etc. :-D

    Was ist typisch? Es gibt ja durchaus Dinge die Menschengruppen gemeinsam haben. Aaber... (die nächsten 4 Stunden Gedanken lass ich jetzt mal aus)

    Ich bin der Meinung es gibt überall alle "Typen", allerdings in anderer Mischung. Du hast das alles sehr schön beschrieben...

    man staunt manchmal, was füpr eigentlich denkende Menschen sowas manchmal richtig fallen lassen. Ob es uns auch mal passiert und man es nicht mal merkt?

    Ich könnte dir viel dazu erzählen, aber nüch hier.

    Interessantes Thema, auch für mich persönlich, da ich immer überall als "untypisch" galt und gelte (ich bin meine eigene Gruppe *fg*)
    und mich auch immer geweigert habe in Töpfe geworfen zu werden, obwohl ich sohl doch auch durchaus in einzelne kleine passen würde (???!?)

    Ich denke, es kann Menschen Probleme geben, wenn sie voll und ganz einem Klischee entsprechen... oder das genaue Gegenteil sind... was ja durchaus vorkommt

    Liebe Grüße!

    AntwortenLöschen
  2. @Moni: Danke für deinen Kommentar. Ich weiß schon, dass ich mit diesem Eintrag wieder mal ein Riesenfass aufgemacht habe...

    Das Problem mit der Gruppenzugehörigkeit und typischer Eigenschaften kenne ich. Ich dachte immer, ich wäre ruhig und zurückhaltend, weil ich Asiatin bin. Jetzt habe ich rausgefunden, dass ich ruhig und zurückhaltend bin, weil ich einfach ich bin :D

    Und ja, ich wundere mich auch öfters über den seltsam beschränkten Horizont mancher Leute. (Und das Zitat stammt tatsächlich von einem hochgebildeten und -intelligenten Menschen.)

    AntwortenLöschen
  3. Als Cosplayer darf ich mich damit auch dauernd herumschlagen. Einem wird andauernd vorgeworfen, man sei von Grund auf hässlich, weil man cosplayt und nicht asiatisch ist (bin dunkelblonde blauäugige europäerin). Es gibt Hetzvideos im Youtube, die schöne asiaten in cosplays zeigen und dann hässliche westliche in hässlichen kostümen des gleichen charas. es gibt leute in foren, die einem vorwerfen, man sei scheiße, weil man cosplayt und nicht asiatisch ist, das sei voll pseudo.
    Aber mal ehrlich, animes sind so abstrakt, dass es eigentlich scheißegal ist, welches gesicht im kostüm steckt, es sind eh alle falsch.
    Es gibt auch für mich charas, die nur ein asiate gut cosplayen kann. aber nocht mehr gibt es charas, die für mich nur europäisch sein können. Nicht nur, weil ich europäisch aufgewachsen bin, sondern auch weil ich einen blonden charakter in einem anime mit natürlichen haarfarben nicht als asiate einordnen kann. und es gibt erschreckend viele blonde leute in animes.

    AntwortenLöschen
  4. @Mercury: Also da kann ich nur so gucken: O_O;;

    Cosplay halte ich für ein schwieriges Feld. Die Charaktere sehen ja meist hammergut aus, kein Mensch kann gleichzeitig so lange Beine und so große Brüste haben ;) Da kann man als Mensch aus Fleisch und Blut nur dagegen abstinken.
    Aber ob da jetzt jemand Asiate oder Europäer ist, erkennt man eigentlich gar nicht, da hast du recht. (Und Schwarze kommen eh fast nie vor.)

    Ich finde diese Intoleranz schon sehr hart. Als ob die Manga- und Anime-Kultur nur japanisch/asiatisch wäre. Lass dich nicht davon abschrecken, deine Sailor Mercury auf deinem Profil-Bild find ich sehr gelungen :)

    AntwortenLöschen
  5. Ich finde, dass die Aussage "Asiatinnen sind schöner" gleichzeitig auch noch was abwertendes beinhalten könnte: Schöner=niedlicher=fügsamer.
    Klar wie die Aussage schmeichelhaft gemeint, aber es zeugt leider von Gedankenlosigkeit oder Schubladendenken. Mir geht das schon im Kleinen auf die Nerven, z.B. wenn man für Menschen die "verrückte" ist oder die "erfolgreiche", und dabei die vielen tausend anderen Facetten der Person unter den Teppich gekehrt werden. Wie langweilig und unsinspirierend, weil diese Menschen dazu neigen, sich selbst auch auf ein Merkmal zu reduzieren.
    Ich könnte dazu auch noch viel sagen, aber zum Schluss danke ich dir wieder mal für deinen anregenden Post. Besonders liebe ich den Satz, in dem du deskriptiv und normativ untergebracht hast ;)

    AntwortenLöschen
  6. Hallo beautyjagd, auch dir Danke für den Kommentar.
    Deine Gleichung "schöner=niedlicher=fügsamer" kann ich durchaus nachvollziehen. Man meint immer noch, dass Asiatinnen eher den Mund halten und es einem einfach im Umgang machen. Das kann ich persönlich aber widerlegen ;)

    Das Dumme ist eben, dass wir Kategorien und Begriffe brauchen, um unsere Wirklichkeit zu ordnen. Wenn das in Klischeedenken ausartet, dann wurden Schubladen überstrapaziert.

    Schön, dass jemand die Begriffe deskriptiv und normativ zu schätzen weiß ;) Gekonnt ist halt gekonnt :D

    AntwortenLöschen